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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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und den Passanten die Schuhe ablecken, ohne sich Ekelpickel einzufangen. Glücklicherweise hatte man den Park in diese Gegend verfrachtet. Unter anderen Umständen wären die Grünflächen sonst nur im Müll erstickt und ständiger Aufenthaltsort Obdachloser oder Drogenjunkies.
An der nächsten Kreuzung bogen wir erneut nach Osten ab und passierten den riesigen Golfplatz, dann den dahinter liegenden, von Trauerweiden gesäumten Ententeich, der die Ausmaße eines kleinen Sees besaß. Den zentral gelegenen Parkplatz, von dem aus man direkt zum Golfplatz weiterfahren oder Enten füttern gehen konnte, hatte der Bürgermeister in Auftrag gegeben, darauf bedacht, dass er von so vielen Bäumen wie möglich umgeben war, damit die Autoabgase, die unweigerlich in die Luft gepumpt wurden von den Pflanzen umgewandelt werden konnten, ehe sie umweltschädigende Wirkungen auf unsere Ozonschicht haben konnten. Auf jeden Fall machte sich diese Masche für die Wahl zum Bürgermeister sehr gut, er heimste damit die Mehrzahl der Stimmen ein!
Mum parkte den Wagen und stieg gut gelaunt aus. Mit Schwung knallte sie die Fahrertür zu und streckte die Arme in den strahlendblauen Himmel. Dann schwang sie sich einmal um die eigene Achse.
„Manchmal wünschte ich, ich wäre noch Siebzehn!“, seufzte sie und zerwühlte ihre leichten Locken.
„Du bist doch erst achtundzwanzig!“, stöhnte ich und schüttelte den Kopf. Ganz nebenbei ließ ich den Blick suchend durch die Bäume wandern und hielt Ausschau nach dem Verfolger. Von dem war keine Spur mehr zu sehen. Vielleicht hatte ich mir das wirklich nur eingebildet!
„Fast dreißig!“, schmollte sie und verschwand bis zur Hüfte im Kofferraum. „Ich bin schon so schrecklich alt!“ Als sie wieder auftauchte, warf sie mir eine cremefarbene, zusammengerollte Plüschdecke zu und wuchtete den Korb aus dem Wagen. „Gut, dass wir so früh da sind! Dann können wir uns den schönsten Platz an der Sonne suchen! Ich habe sogar Sonnencreme eingepackt!“ Ich folgte ihr kommentarlos. Mit klackernden Absätzen marschierte sie vor mir her über den festgetretenen Sandweg. Das Geräusch meiner Schuhe auf dem Boden, erinnerte mich an die letzte Nacht und die Geschehnisse senkten sich schlagartig wie ein erdrückender Schatten über mich. Mum stöckelte vor mir her, fröhlich pfeifend und ich massierte mir fortwährend die schmerzende Brust und kämpfte gegen das Gefühl der Ohnmacht an. Meine Knie kamen mir sehr wackelig vor und ich bildete mir ein, dass der Pfad, der durch den saftig grünen Park führte, sich wie tosende Wellen auf dem Ozean aufbäumte und wieder zusammen sank. Ganz plötzlich fühlte ich mich schutzloser denn je, verließ den Weg, weil ich keine Einschränkungen mochte und drückte mich kurz in den Schatten einer Eiche. Schnell lehnte ich mich mit dem Rücken an den stabilen Baumstamm und atmete tief ein. Mums Schritte wurden leiser, noch immer sang sie. Das Blätterdach über mir dehnte sich unendlich weit aus und zwischen den Zweigen bildete ich mir ein, schwarze Knopfaugen zu sehen. Augen und gebleckte Fänge an denen Speichel herunter tropfte.
„Scheiße“, flüsterte ich und wischte mir den kalten, klebrigen Schweiß von der Stirn.
„Was machst du denn hier?“, wollte Mum wissen, die urplötzlich neben mir aufgetaucht war. „Gott, du bist ja kreideweiß!“ Sie stellte den Korb ab und kam auf mich zu, die Stirn in sorgenvolle Falten gelegt. „Warum sagst du mir denn nicht, dass es dir nicht gut geht, Verry?“, schimpfte sie sanft und fühlte meinen Puls. „Meine Güte! Der rast ja wie verrückt!“
„Es geht mir gut, Mum!“, nuschelte ich.
„Lüg mich nicht an.“ Sie legte ihre Hände auf meine Schultern und drückte sacht aber bestimmend darauf, bis ich nachgab und mich hinsetzte. „Beug dich vor und drück den Kopf zwischen die Knie!“, befahl sie. Ich gehorchte, was hätte ich auch sonst tun sollen?
„Das sieht total bescheuert aus … Mum … ehrlich!“ Mir wurde richtig Elend und es kostete mich gewaltige Konzentration, die grausamen Bilder zurückzudrängen, die durch meine Birne geisterten wie ein schlechtes Omen. Sie blieb solange neben mir sitzen, bis ich mich wieder gefasst hatte. Unsere Blicke trafen sich und sie schob schmollend Die Unterlippe vor. „Hast du … hast du mir irgendetwas zu sagen?“, flüsterte sie und erinnerte mich daran, dass ich mich vorgestern übergeben hatte. „Verry, BITTE!“ Ihr eindringlicher Blick ruhte auf mir, während

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