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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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ich in die Hocke und zog das Board hervor. Der Groschen fiel im gleichen Augenblick, in dem ich die glatte Oberfläche berührte.
„Das ist unmöglich!“, stieß ich hervor und krallte mich an dem lackierten Holzbrett fest. „Das kann nicht sein!“ Aber ich wusste es besser! Zweifellos stammte das Skateboard von Erik Haiss! Wer sonst hätte die Fähigkeit besessen, in einen geschlossenen Raum einzudringen, wenn nicht Malik? Der war bei mir unter der Dusche gewesen, kam somit also nicht in Frage! „Das ergibt keinen Sinn!“, flüsterte ich und rieb mir angestrengt die Schläfen. Haiss hätte das Gespräch mit anhören müssen! Dafür war das Gehör eines Vampirs viel zu gut! Demzufolge wäre er gewarnt gewesen, als ich mit dem Schläger aus der Umkleide trat. Er war aber nicht ausgewichen und hatte sogar ziemlich erschrocken geglotzt. Nein! Das ergab definitiv keinen Sinn!
„Willst du das mitnehmen?“
Erschrocken zuckte ich zusammen und schob das Board unbewusst von mir. „Nee. Passt schon!“ Ich erhob mich und klopfte imaginären Staub von meiner Jeans. Dass kein echter daran hing, hatte ich meiner putzgeilen Mum zu verdanken. „Können wir?“ Sie schaukelte den riesigen Picknickkorb vor und zurück und grinste breit. Warum hat sie das riesen Teil die Treppe hochgeschleppt?
Man sah ihr an, dass sie es kaum erwarten konnte.
„Ich habe auch Musik mitgenommen und zwei Bücher, falls wir einfach nur daliegen wollen und uns entspannen! Immerhin haben wir den ganzen Tag!“ Ja, den ganzen verdammten Samstag, denn es war noch nicht einmal neun Uhr! „Sicher!“ Mit dem fettesten Grinsen, das ich ihr bieten konnte, hüpfte ich auf sie zu, nahm ihr den Korb aus den Händen und tänzelte so übertrieben wie möglich die Stufen abwärts und postierte mich wie ein strammer Soldat vor der Haustür. „Auf geht’s!“, rief ich laut und knallte mit den Hacken. Wobei Knallen wirklich die falsche Bezeichnung dafür war, denn man hörte das Aneinanderschlagen der Hartgummisohlen überhaupt nicht! Mum kicherte glücklich und tänzelte weitaus eleganter treppab. Sie hakte sich bei mir unter und zog mich hinter sich her zum Wagen. Sobald der Korb im Kofferraum verstaut worden war und wir beide Platz genommen hatten, rollten wir gemächlichen Tempos auf die Straße. Die Paranoia ergriff sofort von mir Besitz, als hinter uns ein schwarzer Kleinwagen aus den parkenden Autos ausscherte und uns in einigem Abstand folgte. Fortwährend starrte ich in den Seitenspiegel und schielte über die Schulter, während Mum neben mir einen schrägen Popsong trällerte und im Takt auf das Lenkrad klopfte.
„Ich LIEBE diesen Song!“, rief sie aufgekratzt über den Lärm hinweg und wackelte mit ihrer blonden Mähne. „Das wird ein fantastischer Tag. Das spüre ich! Sogar im Horoskope stand etwas vom Glück auf unserer Seite!“ Der Wagen hatte mittlerweile aufgeholt und klebte fast an unserer Stoßstange. Bis aufs Äußerste angespannt saß ich auf dem Beifahrersitz und versuchte angestrengt einen Blick auf den aufdringlichen Fahrer zu werfen. Die Windschutzscheibe musste mit Spezialfolie verdunkelt worden sein, denn ich erkannte kaum mehr als die Silhouette eines riesigen Kopfes mit merkwürdig abstehenden Haaren, die aussahen wie HotDogs. Mum bekam nichts davon mit, so vertieft war sie darin, im Takt der Musik zu wippen. Kurz wuschelte sie durch mein Haar und grinste noch breiter. „Ich freue mich so! Das ist unser allererste Mutter-Tochter-Tag!“ Sie kicherte wie ein Mädchen und lachte über das quietschende Geräusch, das dabei entstand. Sie so aufgedreht zu erleben war etwas völlig neues für mich. Im Moment kam sie mir nicht wie meine Mum vor, sondern eher wie die ältere Schwester, die ich nie hatte. „Komm schon, Verry! Sing doch mit! Der Song ist sooo schöööön“
„Kenn ich nicht“, grummelte ich und warf einen kurzen Blick über die Schulter. Mum steuerte den Wagen durch die erstaunlich ruhige Innenstadt, so verlor ich unseren Verfolger auch nie ganz aus den Augen. Gen Osten ging die Fahrt, vorbei an schweineteueren Villen, deren Grundstücke via Kamera und den modernsten Alarmanlagen gesichert wurden. Die Straßen in dieser Gegend waren frei jeglicher Makel, sogar die Büsche auf den Bürgersteigen waren so akkurat geschnitten, als habe der Gärtner eine Schablone dafür benutzt. Kein Papierschnipsel lag auf dem Weg, keine Hundehaufen unter einem Baum. In dieser Ecke von Washington konnte man bestimmt vom Boden essen

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