In deiner Hand
mir über die Lippen und stürzte auf sie zu. Kreischend sprintete sie davon. Ihr hellblaues Röckchen flatterte im Wind und kurz blitzte ihr schneeweißer Slip auf. Zwei Sekunden später lag sie auf dem Rücken und schluchzte ungehalten.
„Stell dich nich´ so an“, knurrte ich, beugte mich vor und biss ihr so fest in den Hals wie ich konnte. Allerdings wucherten keine messerscharfen Fänge aus meinem Zahnfleisch, die sich in ihren Muskel bohrten, sie betäubten. Meine stumpfen Beißer schabten brutal über ihre zarte Haut bis sich faustgroße Blutergüsse bildeten. Die Kleine war längst ohnmächtig geworden. Alsbald verlor ich das Interesse, erhob mich und rannte weiter. Schritt für Schritt, Atemzug für Atemzug fort von meinem alten Ich. Fort von Verry Jones und hinein in einen Abgrund des Grauens. Alles um mich herum verschwamm zu einem moosgrünen Teppich. Mit beschleunigten Schritten raste ich weiter, wohlwissend, dass sich mir früher oder später ein unüberwindliches Hindernis in den Weg stellen, mich aufhalten würde. Stur gab ich Gas, blendete den Park aus und die Passanten die mir keuchend aus dem Weg sprangen. Das Schicksal herausfordernd senkte ich den Oberkörper und schloss die Augen. Ein einziges Gesicht schwirrte durch meinen Kopf. Auf diese verhasste Fresse konzentrierte ich meine gesamte Energie. Diesen Mann wollte ich tot sehen und Gott bewahre, würde Damian Malik mir jetzt über den Weg laufen, hätte sein letztes Stündlein geschlagen!
Ich wollte nur diesen verdammten Wichser, wollte ihm das Herz aus der Brust reißen und ihm seine Eier so tief ins Maul stecken, dass er jämmerlich daran erstickte. Doch die Gedanken wurden von einem weiteren aufwallenden Gefühl unterbrochen. Süßer, heißer, hemmungsloser Schmerz, danach sehnte ich mich. Ich wollte einen Schmerz fühlen, der all das überlagern würde, was ich in diesem Augenblick empfand, der mich blind machte, mich verzehrte. Ich wurde erhört! Mit voller Wucht rammte ich einen riesigen Baum. Kurz und heftig peitschte der ersehnte Schmerz von meinem Genick durch meine Wirbelsäule und sprengte mir die Sohlen von den Schuhen.
„Steh auf!“, knurrte ich und erhob mich zitternd. Blut sprudelte aus einer Platzwunde an meiner Stirn und rann mir in die Augen. Meine Lippen schwollen wie Schlauchboote an. Durch den roten Schleier konnte ich das Ungetüm kaum erkennen, dass sich mir so rotzfrech in den Weg gestellt hatte. Doch das war mir gleich. Der Baum war da, er würde nicht weichen! Schreiend riss ich die rechte Faust nach vorn und schlug mit aller Kraft gegen den Stamm, dann mit der Linken. Jeder Hieb begleitete vom Brüllen eines Wesens, das ich mit einer Präsenz fühlte, die mir Angst machte und mich nur umso verzweifelter auf den Riesen eindreschen ließ. Maliks Gesicht formte sich aus der Rinde. Er grinste mich höhnisch an. Seine ätzende Fratze vervielfältigte den Hass, der aus mir herausbrach, explodierte und meine harte Schale sprengte. Nichts war mehr von der toughen, großschnäuzigen Göre geblieben, zu der ich einst geworden war. Es gab keinen schützenden Mantel mehr, der mich vor Unheil bewahrte. Irgendwann spürte ich meine Arme nicht mehr, registrierte nur am Rande, dass die Haut über meinen Knöcheln aufgeplatzt war und Blut in erstaunlich großer Menge daraus hervor quoll. Meine Schläge wurden langsamer, die Umgebung verschwamm und ein merkwürdiges Kreischen bohrte sich quälend laut in meinen Gehirnwindungen. Plötzlich kippte der Baum einfach zur Seite. Es dauerte, bis die Informationen in meinen Synapsen aufblitzten, dass ich diejenige war, die umkippte. Wobei das auch nicht ganz stimmte. Eigentlich hatte mich irgendein Wichser umgehauen und drückte mein Gesicht so tief ins Gras, dass ich Sand einatmete. Unter mir wuselten Ameisen entlang, die neugierig zu mir aufblickten. Jemand drückte mir die Ellenbogen, vielleicht auch das Knie ins Kreuz. Die beschissenste Idee, die derjenige an diesem Morgen getroffen hatte! Fuchsteufelswild wirbelte ich herum und verteilte Maulschellen, mit einer Kraft, dass der Kopf des Typens, der auf mir hockte, zur Seite flog. Er rutschte mit aufgerissenen Augen von mir runter. Ehe ich die Gunst der Stunde nutzen und mich aus dem Staub machen konnte, wurde ich erneut ins Gras gedrückt.
„Gaaaanz ruhig, Kleine!“, zischte es wie aus weiter Ferne. Diesmal wagte es derjenige sich ganz auf mich draufzulegen, mit einer Hand drückte er meinen Kopf grob nach unten. Kurz und heftig
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