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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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der deswegen kreischend über den Boden rutschte.
„Wirklich?“ Um ihm nicht antworten zu müssen, griff ich erneut nach dem Suppenteller und schlürfte betont langsam. „Und was hältst du von diesem Gesicht?“, wollte er wissen und rutsche auf seinem Stuhl weiter vor. Er wirkte recht hibbelig, wie er so da saß und mich neugierig ansah.
„Ist okay“, schmatzte ich und starrte die Blumenkohlröschen an, die in der klaren Brühe herumschwammen. „Ist okay“, schnaubte es von irgendwoher. Mir fiel das Essen aus dem Mund, als ich Dr. Jenks auf einmal auf der Anrichte sitzen sah. Die langen, schlanken Beine hatte er übereinandergeschlagen und hielt sich eine dampfende Tasse an den Mund. Der beinahe Albino schnupperte genüsslich an deren Inhalt. „Dieses Gesicht ist fantastisch! Ich arbeite erstklassig! Das Wort Durschnitt existiert in meinem Wortschatz überhaupt nicht! Jede Operation ist ein Meisterwerk für sich und ich muss wirklich zugeben …“ Er hüpfte auf den Boden und atmete den Duft des Getränks noch einmal tief ein, dann stellte er die Tasse ab und wandte sich dem Kerl zu. Er griff nach seinem Kinn und drehte dessen Kopf in alle Richtungen. „Er sieht unglaublich aus! KEINE verdammte Narbe! Keine einzige! Ich bin ein Meister auf diesem Gebiet!“, lobte er sich in den höchsten Tönen. Seine Brust schwoll vor Stolz an und er reckte eingebildet das Kinn in die Luft. Dann zeigte er in einer erstaunlich theatralischen Geste mit ausgestrecktem Finger auf mich. „Du hast nur kein Auge für Schönheit!“ Es irritierte mich, dass er plötzlich zum „du“ wechselte. Hatte ich ihm das gestattet?
„Ach du scheiße“, murmelte ich und entschied, die beiden einfach auszublenden.
„Zu deiner Information, Verry! Dir haben wir es zu verdanken, dass Erik heute mit diesem unglaublichen Gesicht vor uns sitzt!“ Der Löffel landete klappernd auf dem Tisch. Ungläubig hob ich den Kopf.
„Was?“ Doktor Jenks schien erfreut über die Aufmerksamkeit, die ich ihm schenkte. Er lächelte so breit, dass er mit seinen Beißern einem Haifisch Konkurrenz machen konnte.
„Nun. Ich bin mir sicher, dass du sehr wohl weißt, worauf ich hinaus möchte. Die kleine ungeschickte Auseinandersetzung mit dem Adamantischläger ist wohl niemandem entgangen!“ Das Blut wich mir aus dem Kopf und pochte unangenehm in meinen Füßen. Ich starrte von dem Arzt, zu dem Kerl mit den hellblauen Augen und wieder zurück.
„Aber … das ergibt überhaupt keinen Sinn! Die Wunden heilen doch viel zu schnell, als dass man ihn … operieren könnte.“ „Ja und nein!“ Dr. Jenks grinste zufrieden und klatschte in die Hände. „Aufgrund seines hohen Blutverlustes und der Tatsache, der akuten Unverträglichkeit anderem Blut gegenüber, war er nicht in der Lage zu genesen. Sein Körper schaltete ganz automatisch in den …“ Er kratzte sich kurz am Kinn. „Energiesparmodus! All seine Funktionen wurden auf ein Mindestmaß heruntergefahren.“ Sprach er von Erik Haiss oder von einem Computer? „Somit auch seine Heilfähigkeiten! Selbst wenn sein Körper sich nach einer Weile wieder erholt hätte, wäre er nicht mehr im Stande gewesen, sich um solche Wunden zu kümmern! Adamantit ist eine schreckliche Waffe, Verry. Dieses Zeug verursacht Verletzungen, die keine Fremdheilung zulassen! Selbst die mächtigsten Heiler hätten Erik nicht retten können!“
Dr. Jenks verstummte kurz und tätschelte abwesend Haiss´ Schulter. „Diese Operation war ein Risiko, da er durch den weiteren Blutverlust zusätzlich geschwächt wurde. Aber mir blieb keine Wahl. Ich konnte ihn doch unmöglich so herumlaufen lassen!“ Ich starrte den Arzt entgeistert an.
„Nur mal angenommen, Sie sagen die Wahrheit … Dann hätten Sie den Kerl da lieber mit einem neuen Gesicht verbluten lassen, anstatt alles daran zu setzen, dass er nicht stirbt, ganz gleich wie er danach aussieht?“ Ungewollt wurde ich lauter. „Sie belasten seinen lädierten Körper mit einer gefährlichen Operation, weil er nicht Ihrem Schönheitsideal entspricht?“ Dass ich aufgestanden war, wurde mir erst bewusst, als sich mein Zeigefinger fest gegen das Brustbein des Arztes drückte. Wie hatte ich nur so schnell den großen Abstand überbrückt?
„Ich bin Schönheitschirurg!“, rief dieser empört. „Sein Gesicht war nur noch Matsch!“
„Er hätte dabei draufgehen können!“, zischte ich aufgebracht. „Was sind Sie denn für ein Arzt?“
„Ich bin Allgemeinmediziner!“, knurrte der

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