In deiner Hand
Jenks!“, kam es von draußen. „Und ich bin NICHT bescheuert!“
„Jenks hat mir ein neues Gesicht verpasst, weil er WUSSTE dass ich nicht dabei draufgehe! Wenn er wirklich davon überzeugt gewesen wäre, dass ich das nicht überlebe, hätte er das nicht getan! Er hätte nicht einmal mit dem Gedanken gespielt!“
„Immer noch DOKTOR!“, blökte der wieder durch die geschlossene Tür. Erik und ich tauschten einen leicht genervten Blick. Das allein reichte schon, um mir den Wind aus den Segeln zu nehmen.
„Er hat mir schon einmal das Leben gerettet! Ich vertraue ihm blind! Davon abgesehen …“ Haiss verzog den Mund, beugte sich zu mir runter und tippte mir leicht gegen die Stirn. „Sei ehrlich. Es hat dir gut getan!“, flüsterte er. Der Boden unter meinen Füßen wankte heftig. Ganz automatisch streckte ich die Hand zur Seite und klammerte mich an die Tischplatte.
„Es hat mir gut getan?“, flüsterte ich fassungslos und sah ihn an.
„Ja!“ Er wirkte sehr überzeugt, verschränkte sogar die Hände vor der Brust und nickte kurz.
„Du … du hast sie nicht mehr alle!“, wisperte ich und schüttelte den Kopf. „Wie kann man nur so … so …“ Mir fiel einfach kein Wort ein, dass auch nur annähernd beschrieb, was mir in diesem Augenblick durch den Kopf sauste. „Irgendjemand muss dir ins Gehirn geschissen haben! Etwas so seltendämliches hab ich noch nie gehört! Hat dir eigentlich schon mal einer gesagt, dass du sie nicht mehr alle hast?“ Er grinste! Was für ein Vollidiot!
„Gerade eben, ja!“
Mit Daumen und Zeigefinger massierte ich meine Nasenwurzel und schloss angestrengt die Augen. „Du scheinst dir überhaupt nicht im Klaren zu sein, was da passiert ist, Erik.“
„Du nennst mich beim Vornamen? Welche Ehre!“ Er grinste noch breiter. Ich hielt ihm meine geballte Faust vor die Nase. „Du bist gestört!“, schnappte ich. „Du … du bist … du …“ Ich warf die Arme in die Luft und schüttelte den Kopf.
„Ist das nicht egal? Ich lebe noch und heeey, ich sehe nicht mehr aus wie ein … wie hast du das so schön ausgedrückt?“ Er überlegte kurz. „Berggorilla? Hmm, nein. Mongo? Oder? Ich glaube es war Mongo!“
„Sowas würde ich doch nie sagen!“, murmelte ich und wurde wieder rot.
„Komm schon, Verry! Vergessen wir das!“ Er streckte mir seine Hand entgegen. „Fangen wir einfach nochmal ganz von vorn an.“ Er lächelte aufrichtig.
„Du bist echt bescheuert!“, brachte ich nur hervor und starrte seine Hand.
„Du wiederholst dich, Verry!“ Abwesend griff ich nach seinen Fingern und zog sie auf Augenhöhe zu mir. Urplötzlich schoss mir ein völlig anderer Gedanke durch den Kopf. Ich musterte meine Hand, dann seine. „Du hast mich gebissen“, erinnerte ich mich. Sofort klappte er den Mund zu.
„Ich … Es tut mir leid! Ich hätte das nicht tun dürfen.“ Er wandte sich, als sei ihm das äußerst unangenehm.
„Darum geht es gar nicht!“ Vorsichtig wickelte ich den Verband vom Ellenbogen nach oben hin auf. Akute Blutunverträglichkeit. So oder ähnlich hat Dr. Jenks es vorhin ausgedrückt.
„Sondern?“ Haiss Stimme war zu einem kratzigen Flüstern geworden. Behutsam wackelte ich mit den Fingern. Die Wunden waren allesamt geheilt oder geheilt worden.
„Jenks hat etwas von einer Unverträglichkeit erzählt …“ Ich sah Haiss direkt in die Augen. Die Stirn hatte er in tiefe Falten gelegt. „Aber du hast von mir getrunken und du hast nicht den Eindruck gemacht, als würdest du es nicht vertragen.“ „Deine Suppe wird kalt“, meinte er plötzlich mit verschlossener Miene. Ungefragt schob er mich zurück zu meinem Platz. „Ja … aber … jetzt warte doch mal …“ Mit funkelnden Augen drehte ich mich zu ihm und verlangte nach einer Erklärung für sein Verhalten, als es laut gegen die Tür pochte.
„WIR SIND DA!“, rief eine Frau von draußen.
„Oh nicht doch“, stöhnte Haiss und verzog sich blitzschnell in die hinterste Ecke des Tisches. Die Tür schwang auf und er duckte sich vergebens. Ich starrte die Frau an, die herein gestöckelt kam.
„Mach den Mund wieder zu, Verry!“ Linda zwinkerte und steckte schnuppernd die Nase in die Luft. In ihrem hübschen rosafarbenen Kostüm mit dem knielangen Rock ging sie zum Herd. „Ich habe einen Mordshunger!“ Sie kramte Teller und Löffel aus dem Schrank und machte sich an dem Kochtopf zu schaffen. Erst als sie sich umdrehte, bemerkte sie Erik Haiss und das Lächeln verschwand schlagartig.
„Was machst du denn
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