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In Den Armen Der Finsternis

Titel: In Den Armen Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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zurückließ.
    Zerstört das Boot. Diese Worte hatte ich im Geist der Männer gehört. Sprengt es .
    Ich stolperte über die Trümmer und die Leichen im Flur und rannte los. Fast konnte ich das Ticken einer Zeitbombe hören, die Jungs rissen an meiner Haut, versuchten sich zu befreien. Der Sonnenuntergang. Die Sonne ging bald unter.
    Ich versuchte die Tür zur Hauptkabine zu öffnen. Sie war verschlossen, das Holz war von Kugeln durchlöchert. Ich trat dagegen und fluchte.
    Byron öffnete die Tür. Er war blass und hatte die Augen weit aufgerissen. Dann fiel sein Blick auf meinen halbnackten Körper,
und er lief feuerrot an. Hinter ihm kniete Killy neben Vater Lawrence, der auf Händen und Knien hockte und Brocken herauswürgte, die wie Fleisch aussahen. Das war ganz bestimmt kein Rindfleisch, wie mir sehr klar war. Der Priester sah wieder menschlich aus. Kein Fell mehr, Fingernägel und Zähne wirkten normal.
    »Los, hoch!«, fuhr ich ihn an, aber meine Stimme trug nicht richtig, so dass ich es noch einmal sagen musste. Ich unterstrich meinen Befehl, indem ich Killys Oberarm ergriff und sie von dem Mann zurückzog. Mary hatte mit geschlossenen Augen an der Wand gelehnt, trat jetzt aber näher und schlang ihre Arme um Byron.
    »Grant.« Sie starrte mir in die Augen.
    »Er ist fort«, erwiderte ich und packte ihre Hand. »Komm mit mir, wenn du ihn finden willst.«
    Ich riss Vater Lawrence auf die Füße und packte seinen Hosenbund mit meiner linken Hand. »Byron, Killy, haltet euch an mir fest.«
    Der Junge gehorchte, wirkte aber irgendwie verlegen, als wüsste er nicht, wo er mich sicher berühren konnte. Killy schlang ihre Finger um meinen Oberarm und hielt Vater Lawrence mit der anderen Hand am Kragen. Trockene Tränen verschmierten ihre Wangen, und sie bekam eine Beule.
    »Sie hätten verschwinden sollen, als Sie die Chance dazu hatten!«, sagte ich barsch zu ihr und drückte Marys Hand, als die alte Frau den Kopf zurückwarf und die Augen schloss. Meine Rüstung brannte, glühte weiß vor Hitze …
    … als ein ungeheures Brausen den Raum erfüllte. Mein Haar flog zurück, die Hitze der Explosion hämmerte auf unsere Körper ein. Die anderen schrien auf. Ich sah Feuer, sah auch, wie die Wände auf uns zuflogen …

    … und dann nichts mehr.
    Der Abgrund nahm uns in seine Obhut auf.
     
    Ich hatte kein Ziel, wollte nichts - außer Grant. Und Jack. Ich wünschte mir ihre Sicherheit, das war alles, woran ich in der Leere denken konnte, in einer Leere, die diesmal voller Bewegung zu sein schien. Als würde ich, wenn ich mich bewegte, aus dem Abgrund treten und zusehen, wie das Universum vorüberzog.
    Wir landeten auf Felsen und Gras. Ich fiel auf die Knie und löste meinen eisernen Griff um Kleidung und Hände. Ich stolperte und rannte los, so schnell ich konnte. Ich blickte auch dann nicht zurück, als mein Name gerufen wurde. Ich hatte viel zu viel Angst, gesehen zu werden. Es war Nacht, also Zeit, dass die Jungs erwachten.
    Ich kam nicht weit, da schossen sie schon von meiner Haut. Aber ich rannte blindlings weiter, trotz des Schmerzes, rutschte auf Geröll aus und fiel auf die Hände. Trotzdem blieb ich nicht stehen. Ich stürmte weiter, während sich Zee von meinen Rippen losriss und wie eine Rauchschwade hinter mir her wehte, die sich zu einem Körper manifestierte. Rohw und Aaz folgten ihm, erhoben sich wie Geister von mir, ebenso wie Dek und Mal, meine Kronen aus Feuer und Knochen.
    Ich sah, wie Zee durch die Dunkelheit lief. Er benutzte jeden feuchten Fleck in der Nacht als ein Tor in eine andere Welt, wechselte so schnell zwischen ihnen hin und her, dass sich die feuchte Luft hinter ihm kräuselte. Rohw und Aaz taten es ihm gleich. Sie jagten mich wie Wölfe in einem Wald aus Schwertern, und ich hätte mich am liebsten gehenlassen, wollte ich doch, dass es nie aufhörte.
    Was ich schließlich auch tat. Ich krümmte mich vornüber, die
Hände auf die Knie gestützt und rang nach Luft. Mein Herz hämmerte so hart, dass ich jeden Pulsschlag in meinem Hals spürte. Ich sah mich um. Hinter mir ragten Bergklippen empor, deren Spitzen schneebedeckt waren und deren scharfe Ränder wie Klingen aussahen. Es gab auch ein paar Bäume, aber nicht viele. Auf dem Boden lag kein Schnee, doch es war so kalt, dass ich plötzlich fror. Außerdem kam es mir ganz verrückt vor, dass ich so viel Angst vor den Zeugen meiner Verwandlung hatte. Es hätte wenig Sinn, die Jungs vor Byron und den andern zu verstecken. Sie hatten

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