In Den Armen Der Finsternis

Titel: In Den Armen Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu

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hatte sie ein Kind.«
    Zee riss so hart an meiner Brust, dass ich einen Schritt nach vorn tun musste. Ich überspielte die Bewegung, indem ich so
tat, als wollte ich über die Reling blicken, aber die Jungs tobten auf meiner Haut. Sie wogten wie kleine Tsunamis.
    »Ich nehme an, dass Ihrem Orden damals ebenfalls ein göttlicher Befehl gegeben wurde«, erwiderte ich. Ich erinnerte mich an die Frau in dem Grab und an ihre weinende Tochter. »Schmeckt ein Mord eigentlich süßer, wenn man alle Schuld dafür einer höheren Macht zuschieben kann?«
    Er kniff die Augen zusammen. »Passen Sie auf, wie Sie mit mir reden!«
    »Das ist nicht nötig.« Jack trat geschmeidig von der Brücke. Vater Lawrence folgte ihm, danach kam Grant. Ich wollte ihn schon zurückschicken, aber die Mienen der drei Männer wirkten entschlossen und kalt. Mary beobachtete uns von der Tür aus. Der Wind peitschte den Saum ihres weiten Kleides und ihre knotigen Knie.
    »Sie ist unsere Lady und Königin«, fuhr der alte Mann fort. Der Klang seiner Stimme rief Bilder von einsamen Gestalten in mir wach, die an der Grenze der Finsternis standen, bewacht von Flammen und dem Licht von Lagerfeuern, während sie sich sammelten, um einem Bänkelsänger zuzuhören, der von Helden und Monstern berichtete. »Und sie ist diejenige, die Sie retten wird.«
    Cribari drehte sich ganz herum und starrte Jack an. Wut flackerte in seinem Blick. »Sie sind nichts. Wie können Sie es wagen!«
    Verächtlich erwiderte Jack den Blick des Priesters. Dann rollte er bedächtig und langsam seinen Ärmel zurück, um eine Tätowierung zu enthüllen. Eine Tätowierung auf seinem Unterarm, die ein Spiegelbild der Narbe unter meinem Ohr war.
    Die Linien seiner Tätowierungen waren aus weißem Knochen gemacht, der die Haut des alten Mannes bedeckte. Aus
einem Knochen, der ein Teil seines Skelettes war - natürlich war dies gewachsener Knochen.
    »Ich wage es, weil ich der Wolf bin«, antwortete er ruhig. »Und Sie werden tun, was ich sage.«
    Vater Lawrence schwankte so sehr, dass Grant ihn am Arm festhalten musste. Ich war ähnlich geschockt. Cribaris Gesicht wurde leichenblass, seine Knie gaben unter ihm nach. Er sank auf das Deck und starrte Jack an, als wäre er ein Monster. »Nicht Sie!«
    »Ich«, antwortete der alte Mann grimmig. »Ich habe Sie geschaffen!«
    Hätte Cribari eine Waffe besessen, er hätte sich jetzt zweifellos die Mündung in den Mund gesteckt und abgedrückt. Einen Augenblick lang glaubte ich, er würde sich ins Meer stürzen und versuchen, sich zu ertränken. Seine Verzweiflung schien so gewaltig, dass ich sie wie Gift schmecken konnte.
    »Ist sie … diejenige?«, flüsterte Cribari. »Trägt sie das Mal?«
    Es gab nur ein Mal , von dem er reden konnte. Jack wollte den Kopf schütteln, aber in diesem Augenblick überkam mich etwas. Ich schob meine Haare zur Seite und fühlte, wie Deks tätowierter Körper von meiner Haut zurückglitt. Mein Finger strich über die entblößte Narbe, und ich drehte die Seite meines Kopfes zu dem Priester hin.
    Cribari starrte die Narbe an, schüttelte sich heftig und presste die Hände gegen seine Brust. Sie wirkten im Kontrast zu seinem schwarzen Mantel wie weiße Krallen. Er war blass und vollkommen verschwitzt, als er mich mit unverhohlener, sprachloser Verachtung ansah. Ich kam mir wie die schwarze Frau vor - oder Jackie der Ripper. Oder wie eine räudige Hündin.
    »Wie viel Zeit haben wir?«, flüsterte Cribari. Seine Stimme
klang barsch, zischend und troff vor Hass. »Wie viel Zeit ist es noch bis zum Ende?«
    Ich ließ mir nichts anmerken, sondern sah dem Priester nur in die Augen, als ich sagte: »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
    Grant humpelte an meine Seite. Seine Miene war unglaublich grimmig. »Keine Zeit mehr, Antony. Sie können hier nicht gewinnen. Nicht so, wie Sie glauben.«
    »Sie sind ja nicht besser«, flüsterte der Priester. »O Gott!«
    »Das reicht jetzt!«, sagte Jack. »Sie kennen jetzt mein Urteil.«
    »Nein.« Cribari warf ihm einen hasserfüllten Blick zu, den er dann sofort auf mich richtete. »Sie und ich, wir sind noch nicht fertig, ganz gleich, was der Wolf sagt. Wir werden niemals miteinander fertig sein. Selbst wenn Sie mich töten, wird es andere geben. Es wird immer andere geben.«
    Hinter uns schrie Killy, in der Kabine.
    Ich zuckte zusammen, fuhr herum, und im selben Augenblick stach Cribari auf Grant ein. Grant schwang auf seinem guten Bein herum und wich dem Hieb aus. Metall