Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

In Den Armen Der Finsternis

Titel: In Den Armen Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
Vom Netzwerk:
unterhalten.«
    Er lächelte bitter. »Lass ein bisschen von ihm für mich übrig.«
    »Spielverderber.« Ich trommelte mit meinen Fingern auf seiner Hüfte und spürte, wie sich die Jungs sanft in ihren Träumen wälzten. Es fühlte sich an, als streichele ein weicher Wind über meine Haut. »China, Shanghai. Ganz gleich, was Cribari über deinen Freund gesagt hat - mir scheint es so, als würde er sich sehr viel Mühe geben, dich von hier wegzulocken.«
    »Glaubst du, dass es nur ein Zufall ist?«
    »Das hängt davon ab, was er deiner Meinung nach wirklich von dir will. Und wie viel er über uns beide weiß.« Es ging hier um Fremde, die in unseren Geheimnissen herumwühlten. Fremde, die unsere Geheimnisse kannten. Das gefiel mir überhaupt nicht.
    »Wir werden es herausfinden«, sagte ich schließlich und hielt ihm meinen kleinen Finger hin. Grant lächelte kaum merklich und hakte seinen eigenen kleinen Finger um meinen. Wir schüttelten uns mit der Ernsthaftigkeit von Fünfjährigen die Hände und rangen dann einen Moment lang miteinander.

    »Du bist meine Wonderwoman«, sagte er leise, »meine Amazone.«
    »Mein Rattenfänger«, flüsterte ich. »Mein allerliebster Lieblingsmann.«
    Er lächelte nicht. »Was ist heute Morgen passiert?«
    Der Schmerz pulsierte in meinem Kopf, und ich dachte an das tote Mädchen. An Archie. »Dasselbe wie immer. Ich bin zu spät gekommen.«
    »Du wurdest verletzt.«
    Ich rieb mir den Kopf. »Nicht der Rede wert.«
    Grants Miene verfinsterte sich. »Ich habe über dein Herz gesprochen.«
    »Ich habe den Dämon gefunden«, sagte ich, weil ich nicht über die Kugel reden wollte, die mich fast getötet hätte. »Und ich habe ihn erledigt.«
    »Maxine.« Seine Stimme klang heiser, und er strich mir mit seinen warmen Fingern sanft über die Stirn. Dann untersuchte er meinen Kopf, teilte das Haar über meiner rechten Schläfe und bemerkte zweifellos die silbernen Tätowierungen, die meine Kopfhaut bedeckten. Ich fragte ihn nicht, woher er plötzlich wusste, was geschehen war. Vielleicht hatte es meine Stimme ihm verraten. Vielleicht hatte die Kugel mehr getroffen als nur meinen Schädel.
    »Man hat auf dich geschossen«, sagte er leise.
    »Erkennst du das an meiner Aura?«
    »Ja. Sie weist eine Beule an deiner Schläfe auf. Als litte dein Geist immer noch unter der Furcht, die du empfunden hast.« Er sah mir aufmerksam in die Augen. »Aber ich habe noch nie erlebt, dass du vor einer Schusswaffe Angst hattest.«
    »Es war ziemlich knapp«, gab ich zu. Ich konnte einfach nicht lügen. »Ich glaube, ich habe dich in Gefahr gebracht.«

    Grant knirschte mit den Zähnen. »Hast du gesehen, wer es getan hat?«
    »Nein. Ein Scharfschütze, kurz vor Morgengrauen. Ich werde Zee und die anderen heute Nacht auf seine Fährte setzen.« Ich stieß ihm liebevoll den Ellbogen gegen die Brust. »Das ist ja nichts Ungewöhnliches.«
    »Doch, das ist es schon.« Er zog mich an sich und drückte mich so fest, dass ich fast in seinem Schoß gelandet wäre, was mir plötzlich immer noch nicht nah genug vorkam. Ich drehte mich um, setzte mich rittlings auf ihn und achtete darauf, nicht zu viel Gewicht auf sein schlimmes Bein zu verlagern. Hitze wallte zwischen uns auf, eine weiche, wundervolle Hitze. Ich machte mir an seinem Kragen zu schaffen, konnte kaum an seinem Hals vorbeisehen … oder an seinem unrasierten, harten Kinn. Er roch nach Zimt und Sonnenlicht, so warm wie ein sonnengewärmter Stein, und meine behandschuhten Hände wirkten auf seiner gebräunten Haut sehr klein.
    »Es ging mir gut, bevor ich dich getroffen habe«, flüsterte ich. »Ich kam gut klar.«
    »Ich weiß«, sagte er leise und streifte mit seinem Mund meine Lippen. »Aber manchmal machst du mir Angst.«
    Ich machte mir selbst Angst. Ich warf einen Blick über die Schulter auf den dicken Umschlag auf dem Schreibtisch, und erneut durchfuhr mich ein Unbehagen. »Sind das die Ergebnisse?«
    Grant zögerte und griff nach dem Umschlag. »Sie sind erst heute früh angekommen. Ich habe … Ich hab sie mir noch nicht so sorgfältig angesehen, wie ich es hätte tun sollen.«
    »Aber du hast sie dir angesehen.«
    Er warf mir einen ironischen Blick zu. »Ich habe von dir gelernt, dass es gefährlich sein kann, in den Geheimnissen einer Mutter herumzuwühlen.«

    »Oh, bitte«, sagte ich. »Wie schlimm kann das wohl sein?«
    Grant seufzte und kippte den Inhalt des Umschlags auf seinen Schreibtisch. Eine zusammengebundene Akte fiel heraus,

Weitere Kostenlose Bücher