Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

In Den Armen Der Finsternis

Titel: In Den Armen Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
Vom Netzwerk:
geheim gehalten werden.«
    »Geheim«, sagte ich, bevor Grant antworten konnte. »Für einen Mann mit Geheimnissen waren Sie aber ziemlich gesprächig.«
    »Warum auch nicht?« Vater Cribari lächelte, obwohl auch eine Spur von Unbehagen um seinen Mund zuckte. »Dunkle Mutter«, stieß er hervor.
    Ich blinzelte, und der Priester wich zurück. Seine Augen funkelten, ein Schweißfilm lag auf seiner Stirn.
    »Verschwinden Sie hier«, flüsterte Grant.
    Vater Cribari zog eine weiße Visitenkarte aus der Tasche und
legte sie auf den Schreibtisch. »Innerhalb von einer Stunde brauche ich Ihre Antwort.«
    Er drehte sich zur Tür um, und diesmal trat ich zur Seite. Obwohl ich gute Gründe gehabt hätte, es nicht zu tun. Ich hatte keine Ahnung, was Dunkle Mutter bedeutete, aber dieser Mann wusste ganz offensichtlich etwas über mich. Und die Jungs hassten sein provozierendes Verhalten - mehr als genug Gründe, um zu urteilen und zu richten.
    Aber es war nicht der richtige Moment. Dies war keine gute Gelegenheit, um die Wahrheit zu ermitteln.
    Vater Cribari ging an mir vorbei, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen, öffnete die Tür und trat hinaus. Im Flur jedoch hielt er ganz kurz inne. Er sah sich so argwöhnisch um, dass ich schon glaubte, er fürchte sich davor, eine alte Frau zu treffen. Ich hoffte, dass Mary ihn trotzdem aufspürte und ihm einige ihrer Kekse in den Hals stopfte.
    Er ließ die Tür offen. Ich lauschte seinen Schritten, bis sie verklangen, dann streckte ich die Hand aus und schloss die Tür. Ich schloss sie zwar auch ab, drehte mich jedoch nicht zu Grant herum. Stattdessen starrte ich auf den Messingknauf und dachte angestrengt nach. Meine Geheimnisse waren aufgeflogen.
    »Maxine«, sagte Grant.
    Ich schmeckte Blut im Mund. »Wer war das?«
    »Ein langer Arm.« Der Schreibtisch knarrte, und ich warf einen Blick über meine Schulter. Grant ließ sich mit einem Seufzer auf die harte Platte sinken. Er legte seinen Gehstock neben sich und massierte sein schmerzendes Bein. »In einem anderen Leben wäre er Inquisitor geworden.«
    »Das ist er doch jetzt auch. Dieser Mann will deinen Tod.«
    »Dem hat er mich bereits auszuliefern versucht. Er glaubt, ich arbeite für den Teufel.«

    »Eigentlich«, erwiderte ich mit einem schwachen Lächeln, »arbeitet der doch meistens für dich.«
    Grant lächelte auch, doch es sah müde aus. »Ich muss jetzt gehen. Es spielt keine Rolle, wer gefragt hat.«
    »Ross«, sagte ich ruhig. »War er ein guter Freund von dir?«
    »Mein bester sogar.« Grant klang nicht besonders fröhlich. »Er war der Einzige, dem ich es erzählt habe, der Mann, dem ich meine … Fähigkeit gebeichtet habe.«
    Das überraschte mich. Ich konnte mich noch ganz deutlich an jene erste Nacht erinnern, in der ich Grant getroffen hatte. Damals hatte er mir ein Detail aus seinem Leben verraten, nämlich wie er aus der Kirche vertrieben worden war. Ein Freund hatte ihn betrogen. Ein Freund, dem er sich anvertraut hatte. Anstatt es willkommen zu heißen, hatte er Angst vor dem gehabt, zu was Grant imstande war.
    »Grant«, begann ich, aber er schüttelte schon den Kopf. »Ich muss nach Shanghai gehen«, sagte er. »Ohne Rücksicht auf die Vergangenheit. Vater Ross ist kein Mann, der einen Mord begeht, ganz zu schweigen davon, dass er jemanden foltern würde. Sollte er diese Taten wirklich begangen haben …«
    Grant beendete den Satz nicht, aber das war auch nicht nötig. Es gab nur sehr wenige Gründe dafür, wenn ein guter Mensch ohne Vorwarnung oder Erklärung zu einem schlechten wurde. Besessenheit war einer davon. Dämonen, Zombies. Genau die Art von Kreatur, die jetzt nach Grant rief. Vielleicht…
    Ich setzte mich neben ihn auf den Schreibtisch. »Du weißt, dass das eine Falle sein könnte.«
    »Antony hat nicht gelogen, was Vater Ross angeht, aber seine Aura war tatsächlich dunkel. Nicht wie die eines Dämons, aber fast genauso schlimm. Sie war voller Konflikte, ich habe Unbehagen
gespürt. In deiner Nähe war es noch schlimmer. Du hast ihm Angst gemacht.«
    Ich flöße vielen Menschen Angst ein. Aber zu hören, dass ich auch Vater Cribari nervös gemacht hatte, beunruhigte mich nicht so sehr, wie es das vielleicht hätte tun sollen. »Was bedeutet Dunkle Mutter ?«
    »Ich bin mir nicht sicher, aber auf jeden Fall weiß er zu viel.« Grant warf mir einen scharfen Blick zu. »Habe ich ihn zu dir geführt, Maxine?«
    »Nein.« Ich meinte das ernst. »Aber ich muss mich noch einmal mit ihm

Weitere Kostenlose Bücher