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In Den Armen Der Finsternis

Titel: In Den Armen Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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unmittelbar über seiner Haut. »Wenn Ahsen ihn befreit hat, dann läuft er schon seit Monaten frei herum. Du willst mir doch nicht weismachen, dass er erst jetzt angefangen hat, Schwierigkeiten enstehen zu lassen?«
    »Er hat das Fundament vorbereitet, es sich eingerichtet.«
    Er hatte sich mit Mitgliedern der katholischen Kirche zusammengetan,
für den Anfang jedenfalls. Wer wusste schon, was er sonst noch vorbereitet hatte. »Und warum ist er hinter dir her? Warum hinter uns?«
    »Ich habe ihn eingekerkert, vor langer Zeit schon. Das war sehr, sehr… unerfreulich. Vermutlich glaubt er ja nun, ich könnte dasselbe noch einmal versuchen. Tatsächlich habe ich in all den letzten Monaten immer wieder versucht, ihn zu fangen.« Jack krümmte sich. »Aber beim ersten Mal hatte ich Hilfe.«
    »Du hast auch Ahsen eingesperrt. Vielleicht auch noch andere, hm?«
    Der alte Mann betrachtete mich schweigend. Ich gab mir Mühe, mich nicht davon beunruhigen zu lassen. Er tat das häufiger. Heimliche Momente, in denen er mich einfach betrachtete, als wäre ich etwas Seltenes und Seltsames. Aber es fühlte sich merkwürdig an, so wie es mir immer noch fremd vorkam, so nahe bei ihm zu sein. Das war wohl noch zu neu, als dass es sich vertraut anfühlen konnte. Ich hatte ihn niemals Großvater genannt, jedenfalls nicht in seiner Gegenwart. Ich glaubte auch nicht, dass ich es jetzt vermochte, nicht einmal unter Stress - und es war ganz gleich, wie stark ich unsere Verbindung in meinem Herzen spürte. Das Wort kam mir einfach nicht natürlich vor, ebenso wenig wie seine Gegenwart in meiner Nähe.
    »Alter Wolf«, brachte ich schließlich heraus. »Warum siehst du mich so an?«
    »Weil du meiner Jeannie so ähnlich bist«, antwortete er sanft. »Ich sehe dich an, und sie sieht zurück.«
    Ich konnte nicht einmal lächeln, als ich den Namen meiner Großmutter hörte. Und es verminderte auch gar nicht das Gefühl der Verletzlichkeit, das ich gerade empfand. »Will sich dieser Avatar rächen, weil ich Ahsen getötet habe?«

    »Vielleicht.« Jack betrachtete mich immer noch aufmerksam. »Obwohl ich vermute, dass er mehr an dem Ring interessiert ist, den du trägst.«
    Ich hob meine Hand. Die Fingerrüstung schmiegte sich an meine Haut, formte jede Vertiefung meiner Knöchel und meines Nagels nach, als wäre sie nur eine metallische Farbe. Ich erinnerte mich an ihr Schimmern in dem Keller und erschauerte, als mich diese düsteren Erinnerungen überfluteten. »Du hast ihn einen Schlüssel zum Labyrinth genannt.«
    »Er ist ein Schlüssel zu vielen Dingen. Allerdings vermute ich, dass du bereits einen Vorgeschmack davon bekommen hast«, antwortete Jack wachsam.
    Ich wandte den Blick von ihm ab und beobachtete Rohw und Aaz, die gleichzeitig in den Schatten griffen und jeweils einen Teddybären herausholten.
    Das Spielzeug war brandneu, noch mit Etikett. Dek schlängelte sich von meinem Hals herunter, packte ein pelziges Ohr mit dem Maul und zog den Bären an meinem Körper bis zu meinem Haar hinauf. Ich wandte den Kopf ab und ignorierte das Geräusch, als sich scharfe Zähne in den Stoff gruben, während zwei Dämonen Bärenbeine fraßen und zwei andere auf Ohren und Plastikaugen herumkauten. Die Füllung sank wie Schneeflocken in meinen Schoß.
    »Er muss mich töten, um den Ring von meiner Hand zu bekommen«, erklärte ich. »Warum erledigt er die Drecksarbeit nicht selbst? Warum manipuliert er Menschen?«
    »Weil das nun mal seine Art ist.« Jacks Stimme klang in dem Zelt ruhig und elegant. »Es ist seine Gewohnheit und sein Spiel.«
    »Ich habe einen von deiner Spezies umgelegt. Das sollte doch eigentlich Grund genug sein, einen weiten Bogen um mich zu machen.«

    »Falls er es weiß, was nicht unbedingt der Fall sein muss. Kein Bannwächter war jemals in der Lage, einen Avatar zu töten.« Der alte Mann berührte zart meine Hand. »Es wäre das Beste, wenn niemals jemand herausfände, dass du es geschafft hast.«
    Das gefiel mir gar nicht. »Und Grant? Warum ist er hinter ihm her?«
    Zee schob sich unter meinen Arm und umarmte mich. Jack zögerte. »Weil er für meine Spezies ebenso gefährlich ist wie du. Er ist sogar noch viel gefährlicher, Liebes. Er ist unvergleichlich gefährlicher.«
    Lichtbringer. Ahsens Stimme hallte durch meine Gedanken. Lichtbringer.
    Ich schloss die Augen und ballte beide Fäuste. »Jack…«
    »Wir müssen jetzt weiter«, unterbrach mich der alte Mann. Der kaum vernehmliche Unterton in seiner Stimme sagte

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