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In Den Armen Der Finsternis

Titel: In Den Armen Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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allem wenn Sie nicht wollen, dass jemand von ihrem Tod erfährt, ist eine ziemlich schwierige Aufgabe. Und außerdem nicht ganz legal, könnte ich mir vorstellen.«
    »Sie verurteilen uns also?«, fragte Cribari leise. »Ausgerechnet Sie? Was würden Sie opfern, um das zu bewahren, was Ihnen lieb ist? Oder besser gefragt, was würden Sie nicht opfern?«
    Ich würde alles geben, antwortete ich lautlos. Aber das ging nur mich etwas an, bloß mich und die Menschen, die ich liebte.
    »Das Gehirn von Vater Ross ist zerstört«, sagte Grant. »Und was ist mit seinem Körper?«
    Vater Lawrence runzelte die Stirn. »Er wurde während des Kampfes geschlagen, aber nicht auf den Kopf.«
    Grant sah Cribari an. »Sie wissen, was ich zu tun vermag.«
    »Sie streiten es also nicht ab?«
    »Das habe ich nie getan.« Er griff nach seiner Flöte. »Gehen Sie hinaus, beide!«
    »Das werde ich ganz bestimmt nicht tun«, gab Cribari zurück.
    »Ich werde in Ihrer Gegenwart aber nicht arbeiten.«
    Der Priester fletschte die Zähne zu einem furchterregenden Grinsen. »Sie scheinen tatsächlich zu glauben, Sie hätten eine Wahl.«
    »Und damit hätte er ganz recht«, knurrte ich. »Aber eins nach dem anderen.«
    Ich nahm seinen Arm und stieß ihn grob gegen die Wand. Er war jedoch stark und widersetzte sich. Aber ich war härter als die meisten Männer. Das musste ich auch sein, um das Gewicht der Jungs auf meinem Körper tragen zu können. Meine Jungs wogen als Tätowierung genauso viel wie in Fleisch und Blut.
    Vater Lawrence stand bereits im Flur und beobachtete uns. Er staunte zwar nicht, aber etwas in seinem Blick bereitete mir dennoch Unbehagen. Ich schlug ihm die Tür vor der Nase zu und trat noch einmal dagegen. Sie hatte kein Schloss, und ich wartete einen Augenblick; der kleine Priester versuchte nicht einmal, den Raum wieder zu betreten.
    »Sie«, sagte ich leise zu Cribari. »Sie waren ein so … böser Mann.«
    »Nehmen Sie Ihre Hände von mir«, flüsterte er.
    »Das habe ich nicht vor.« Ich beugte mich zu ihm hin, so
dicht an ihn heran, dass ich ihn hätte küssen können. Und er wich vor mir zurück, als verbrenne mein Atem sein Gesicht. »Es hat Sie überrascht, mich zu sehen. Weil Sie mich für tot hielten. Der arme kleine Franco.«
    Vater Cribari zitterte. »Er war ein auserwählter Krieger, so wie wir alle. Er wusste um das Opfer.«
    Eine kräftige Hand umschloss mein Handgelenk und hielt mich fest. Als ich über meine Schulter sah, stand Grant hinter mir und starrte den Priester mit glühender Wut an.
    »Wie konnten Sie das tun?«, zischte er. »Wie konnten Sie diese … Vergewaltigung von Vater Ross anordnen?«
    Vergewaltigung? Ich warf Grant einen scharfen Blick zu, aber er konzentrierte sich vollkommen auf den Priester. Cribari erwiderte seinen Blick ebenso eindringlich - und auf seinem blassen Gesicht zeigte sich nicht einmal ein Anflug von Bedauern. »Er war eine gute Gelegenheit. Ich wusste, dass Sie seinetwegen kommen würden.«
    Grant kniff die Augen zusammen. »Warum ich? Wegen meiner Fähigkeiten? Sie hatten mich doch schon, damals vor zehn Jahren. Sie hätten mich dann auch in Seattle stellen können. Dies alles war nicht notwendig.«
    Cribari antwortete nicht. Er drückte sich mit dem Rücken fest an die Wand. Seine Augen brannten fiebernd, und er bewegte seine spröden Lippen zu einem stummen Gebet. Damit hörte er auf, als er meinem Blick begegnete.
    »Es wurde ihm befohlen«, erriet ich instinktiv. »Er glaubt, ihm wurde das von einer höheren Macht befohlen.«
    »Gabriel«, hauchte Cribari. »Jener Erzengel, der am Tag des Jüngsten Gerichts die letzte Fanfare blasen wird, er kam zu mir, in Fleisch und Blut, wie der Geist der Wahrheit selbst, und hat sein Wissen auf mich übertragen. Er hat mir auch gesagt, wie
ich Sie beide aufhalten könne: Dämonen, Kinder von Nephilim.«
    Uns mit den Mischlingen von Menschen und Engeln zu vergleichen entbehrte keineswegs einer verwirrten Logik, aber ich schüttelte den Kopf. »Sie wussten aber schon vorher von mir, Sie kannten mich doch.«
    Die Furcht auf seinem Gesicht wurde von Trotz verdrängt. »Wir wussten es schon immer. Wir haben zugesehen und abgewartet. Dunkle Mutter. Dunkle Königin. Aus Ihrem Blut werden sich die Armeen der letzten Schlacht erheben - und die Nacht wird sich in Ihre Augen senken. Ihr Herz wird diese Welt ermorden.«
    Ihr Herz . Das konnte ich nicht einfach mit einem Lachen abtun, ich konnte doch nicht so tun, als hätten seine Worte keine

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