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In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd Beate Darius
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hatte, wenn der Andere feststellte, dass Boris ihre Privatsphäre nicht akribisch abgeschottet hatte, wenn der Andere spitzkriegte, dass Boris eine Publikation des Buches nicht würde verhindern können, dann würde er, Boris, den Kopf dafür hinhalten müssen.
    Und wenn der Andere nachhakte, was sie in puncto Tasya Hunnicutt und Ikone unternommen hätten, und Boris ihm beichten müsste, dass Konstantines Brut und diese dumme Pute die Macht der Varinskis gefährdeten, dann zöge sich die Schlinge um seinen Hals immer fester zu.
    Er würde sterben, würde zur Hölle fahren und in den ewigen Feuern schmoren.
    Er wusste es. Er konnte die Glut der Flammen bereits spüren.

30
    T asyas Schädel hämmerte, als drohte er jeden Moment zu platzen. Ihre Wangen waren eiskalt. Sie wusste nicht, wo sie war, und als sie die Lider aufklappte, war sie völlig desorientiert.
    War sie erst vier Jahre alt?
    War ihr ganzes Leben eine einzige Illusion gewesen?
    War sie gestorben und in dieser riesigen stockfinsteren Höhle wiederauferstanden?
    Sie setzte sich ruckartig auf.
    Der Pfad durch die Dunkelheit.
    Die Wand war verschwunden. Das hohe Gewölbe. Der Einsturz. Jetzt erinnerte sie sich wieder, aber das nutzte ihr auch nicht viel. Ringsum war alles in düsteres Schwarz getaucht. Keine Ahnung, aus welcher Richtung sie gekommen war. Und in welche Richtung sollte sie weitergehen? Sie saß in der Falle, in einem Berg unter ihrem Heimatland, und das bedeutete ihren sicheren Tod.
    Sie würde zu einem Häufchen Staub zerfallen, und die Ikone, die eigentlich den Pakt mit dem Teufel auflösen, ihre Eltern sühnen und für Ruriks ewigen Frieden sorgen sollte, bliebe ebenfalls auf Nimmerwiedersehen verschollen.
    Das Böse hatte gesiegt.
    Sie war gescheitert.
    Tasya senkte den Kopf auf ihre Knie und weinte bitterlich,
als wäre sie wieder das kleine vierjährige Mädchen.
    Sie weinte um ihre Eltern. Um ihre verlorene Kindheit. Sie weinte um all das Leid und die unmenschlichen Grausamkeiten, die sie mit ihrer Kamera eingefangen hatte. Sie beweinte den Tod von Ruriks Hoffnungen.
    Vor allem weinte sie um Rurik.
    Er hatte sich für sie geopfert.
    Er hätte die Ikone stehlen und fliehen können. Er hätte sich bestimmt zu seiner Familie durchgeschlagen, wo die Wilders die Ikone bewacht hätten, bis sich das nächste Stück in das schicksalhafte Mosaik eingefügt hätte.
    Aber nein. Rurik war davon überzeugt gewesen, dass sie ein unverzichtbarer Teil des vorgezeichneten Plans war, folglich hatte er Tasya nie aufgegeben.
    Das alles änderte nichts an der Tatsache, dass sie ihn liebte. Zum ersten Mal seit ihrer Kindheit hatte sie wieder an die Liebe geglaubt.
    Und sich trotzdem idiotisch benommen! Warum hatte sie ihm nicht ihr Herz geöffnet und Rurik ihre tiefen Gefühle enthüllt? Das hatte sie jetzt davon. Rurik war tot, und er würde nie erfahren, dass sie zu allem entschlossen war: Sie wollte die Ikone seinen Eltern überlassen und ihre einmalige Chance auf Rache der guten Sache opfern - weil sie ihn liebte.
    Sie faltete die Hände zum Gebet. »Lieber Gott, ich habe seit vielen Jahren nicht mehr gebetet. Ich habe nicht an dich geglaubt. Wie konnte ich nur? Ich fand keinen Beweis für deine Existenz. Inzwischen habe ich
den Beweis, dass der Teufel existiert. Demnach muss es dich ebenfalls geben, und deshalb bete ich jetzt zu dir … Rurik Wilder ist tot. Gewiss, er ist in den Pakt mit den bösen Mächten verwickelt gewesen, aber es war nicht seine freie Entscheidung, denn er ist … er war einer von den Guten. Und du, der du für das Gute eintrittst, bitte, nimm ihn zu dir. Lass ihn … heimkehren in dein Reich.« Sie schluckte schwer. Die Trauer über den erlittenen Verlust zerriss ihr das Herz.Von haltlosem Schluchzen geschüttelt, krümmte sie sich zusammen. Ihr Kopf schmerzte, ihre Lungen brannten. Ihr Schluchzen hallte durch die Höhle, drang durch die Felsspalten - schwang sich in den Himmel.
    Sie hätte nicht zu sagen vermocht, wie lange sie so weinte. Eine Stunde? Oder mehr? Als sie schließlich den Kopf hob, fühlte sie sich jedenfalls besser - erleichtert, irgendwie getröstet.
    Irgendwann, wenn der letzte Tag ihres Lebens verstrichen wäre, würde sie in das Reich der Toten wandern und Rurik wiedersehen. Und in der dunklen feuchten Höhle schwor sie sich hoch und heilig, ihm als Erstes zu sagen: Ich liebe dich .
    Aber jetzt - so hoffnungslos ihre Situation auch schien - sollte sie wenigstens versuchen, den Weg aus diesem Gewirr von

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