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In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd Beate Darius
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in Einsamkeit, und womöglich … ewige Dunkelheit, denn es gab keinen Weg aus dieser Höhle.
    Sie blieb abrupt stehen.
    Oha. Es gab sogar mehrere Gänge und nicht nur diesen einen. Wenn sie den falschen nahm, würde sie verloren hier herumirren und irgendwann sterben.
    Sie nahm den Rucksack von den Schultern, setzte sich auf den Boden und stützte den Rücken gegen die Wand. Sie war schon verdammt lange unterwegs, war schnell und stramm marschiert, ohne etwas zu essen oder einen Schluck Wasser zu trinken. Ob sie deswegen halluzinierte? Bildete sie sich das mit dem Toten bloß ein? War er ein Produkt ihrer Fantasie? Und wieso hatte sie Zweifel an dem Gelingen ihrer Flucht? Dazu bestand überhaupt kein Anlass, zumal alles wie am Schnürchen klappte. Zum einen konnte sie sich an den Felsvorsprüngen vorwärtstasten, zum anderen war sie schon einmal hier unten gewesen.
    Ganz gleich, wie lange es dauern würde, sie würde den schaurigen Höhlengängen und den Schatten der Vergangenheit entkommen. Sobald sie in die reale Welt zurückgekehrt wäre, würde sie unauffällig und inkognito von einem Land ins andere reisen. Desgleichen war ein Klacks für eine versierte Journalistin wie sie!
    Hmmm, vielleicht hatte Rurik ja doch Recht.
    Eine Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel, rollte über ihre kühle Wange.

    Sie wischte sie rigoros weg.
    Keine Zeit für Sentimentalität.
    Sie kramte ihre Wasserflasche hervor, nahm einen durstigen Schluck und gönnte sich einen von den zerkrümelten Müsliriegeln.
    Wovon träumst du eigentlich nachts, Tasya Hunnicutt! Du bist nicht Luke Skywalker, und diese Höhle ist bloß eine Höhle und Teil der realen Welt.
    Vor fünfundzwanzig Jahren hatte sie diesen Tunnel schon einmal unbeschadet passiert. Bis auf die Tatsache, dass ihr altes Leben vorbei war und ein neues vor ihr lag.
    Jetzt war es angenehmer als damals.Vor fünfundzwanzig Jahren hatte Miss Landau sie den ganzen Weg zur Eile angetrieben, und wenn die Kleine nicht mehr laufen konnte, hatte ihre Gouvernante sie getragen. Als sie sich schließlich der Tunnelöffnung am anderen Ende näherten, war Miss Landau merklich nervös geworden. Selbst als vierjähriges Mädchen hatte Tasja gespürt, dass Miss Landau Zweifel hatte, was sie dort erwarten würde.
    Heute kämpfte Tasya ebenfalls mit ihren Zweifeln.
    Andererseits war eine Verfolgung nach mehr als acht Stunden Fußmarsch bestimmt wenig wahrscheinlich, überlegte sie. Und wenn die Varinskis den Höhleneingang beim ersten Mal nicht gefunden hatten, würden sie ihn diesmal garantiert auch nicht finden.
    Statt sich selbst verrückt zu machen, sollte sie einen kühlen Kopf behalten, sich ordentlich stärken und weitermarschieren, redete sie sich zu.
    Sie schüttete die Müslikrümel aus der Verpackung in
ihren Mund, nahm noch einen großen Schluck Wasser, bevor sie aufstand und sich den Staub von der Hose abklopfte.
    Wie lange noch?
    Sie hatte keinen Schimmer. Ein Tag? Zwei? Als Kind hatte Tasya kein Gefühl für Zeit gehabt; damals schien es ihr, als würden die Strapazen nie aufhören. Hatten sie aber und würden sie auch dieses Mal.
    Sie stemmte sich an dem Felsvorsprung hoch und trabte abermals los. Sie hörte ein leises Murmeln, das zu einem Rauschen anschwoll, und erkannte, dass in der Nähe ein unterirdisches Flussbett verlaufen musste. Die Luft frischte auf, als hätte jemand eine Tür geöffnet. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, und prompt stolperte sie über Felsgeröll.
    Sie fiel vornüber, streckte geistesgegenwärtig die Arme aus, um den Sturz abzufangen. Sie schrammte sich empfindlich die Handflächen und die Schienbeine an den losen Kieseln und schrie laut auf. Ihr Schmerzenslaut echote von den Wänden.
    Sie erstarrte und spitzte die Ohren. Irgendwo in der Nähe tropfte Wasser. Hoch über ihrem Kopf hörte sie ein schwaches Fiepen: Fledermäuse.
    Die Wände waren feucht.
    Allem Anschein nach befand sie sich in einem sehr hohen Gewölbe - vielleicht in der Nähe von einem See oder einem Fluss?
    Sie strengte ihre grauen Zellen an, konnte sich jedoch nicht an einen solchen Ort erinnern, nein, absolut nicht. Sie hangelte nach dem Felsvorsprung in der Wand, schob sich behutsam weiter, um die Felsen herum,
die den Weg blockierten - und tastete plötzlich ins Leere.
    Tasya japste panisch nach Luft.
    Das Geräusch hallte durch die Höhle, erfüllte grausig laut die tödliche Stille.
    Sie zuckte zusammen, fand abermals die Wand, den Mauervorsprung und tastete sich

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