In den Armen der Nacht
seinen Vorschlag ansprang.
Er sorgte sich um Zorana - seine Frau hielt sich tapfer, obwohl Adrik seit etlichen Jahren verschollen war. Jetzt war Rurik verschwunden. Jasha beteuerte, Rurik habe seine Kreditkarte benutzt, die mit dem falschen Namen. Aber das letzte Mal lag viele Tage zurück, und ihre unausgesprochene, aber immer präsente Besorgnis nagte Tag und Nacht an ihnen.
»Das wird ein gutes Jahr für die Traubenernte, vor allem für die Pinot-Reben.« Die Rebstöcke, dicht belaubt mit grünen Blättern und reifenden Beeren, zogen sich durch ihr Tal, so weit das Auge reichte. Bei ihrem Anblick wurde es ihm leichter ums Herz. »Wenn wir so weitermachen, kriegen die Winzer in Oregon kalte Füße.«
Zorana würdigte ihn keines Blickes und schwieg beharrlich.
Sie waren seit vielen Jahren miteinander verheiratet. Konstantine kannte seine Frau und wusste genau, wie er sie weichkochen konnte. »Der Garten ist dieses Jahr eine wahre Pracht, das gibt eine reiche Obsternte, und ich möchte nicht, dass du die ganze Arbeit allein machst. Das ist erheblich zu viel für eine Frau in deinem Alter.«
Sie schnaufte verdrießlich.
Er überging es. »Wir werden uns einen von den Teenagern zu Hilfe holen, die im Atelier der Szarvases an ihrer weiteren Künstlerkarriere basteln. Wie hieß das Mädchen noch gleich?« Er zog nachdenklich die Stirn in Falten. »Na, die eine, die jeden Job annimmt, damit sie sich Farben für ihre Malereien kaufen kann?«
»Michele.«
Ha. Zorana hatte ihm antworten müssen. Wenn er sich anstrengte und sie entsprechend provozierte, ging seine temperamentvolle bessere Hälfte hoch wie ein Feuerwerkskörper. »Stimmt. Wenn die einen Job annimmt, kaufen die Leute nichts mehr.«
Zorana blieb wie paralysiert stehen. »Wie meinst du das jetzt?«
Er kurvte behäbig weiter. »Ich meine, weil die Kunden dann auf ihr hübsches Gesicht verzichten müssen.«
Zoranas Zorn brodelte über. »Was fällt dir eigentlich ein, dich in meinen Garten einzumischen? Was kümmern dich meine Obstbäume? Die Bäume, die ich ohne deine Hilfe gepflanzt habe? Wer von uns hat das denn für eine blöde Idee gehalten!? Und du findest, ich wäre zu alt für meinen Garten?«
Er ließ sie eine Weile toben, erfreute sich an ihrem rosig überhauchten Teint, der in letzter Zeit viel zu häufig blass und müde gewirkt hatte. Als sie ihr Pulver verschossen hatte, meinte er: »Ich finde, du bist zu schön, um im Garten zu stehen. Nachher schnappt dich mir noch ein junger Kerl weg.«
Sie schnaubte verächtlich. »Wenn wir das nächste Mal
in Seattle beim Arzt sind, solltest du mal deine Augen prüfen lassen.«
»Nicht nötig. Ich hab genau gesehen, wie der Doktor dich angehimmelt hat. Der steht auf dich.« Konstantine tippte sich mit dem Zeigefinger auf die Brust. »Aber das kann er sich aus dem Kopf schlagen. Du gehörst zu mir, für immer. Bis in alle Ewigkeit.«
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie erinnerte sich spontan an ihre Vision, als sie ihn auf ewig in der Hölle angekettet gesehen hatte - ohne sie.
»Für immer«, bekräftigte er. »Und jetzt gib mir einen Kuss.«
Sie küsste ihn innig, voller Liebe und Auflehnung gegen sein grausames Schicksal, und er hielt sie mit einem Arm umschlungen und verfluchte diese Krankheit, die sein Herz schwächte und es ihm unmöglich machte, sie so zu trösten, wie sie es sich beide wünschten.
Wie stets auf seinen Gesundheitszustand bedacht, ließ sie ihn los - viel zu früh, um die ganze Süße ihres Kusses auszukosten - und legte umsichtig seine Hand auf die Gehhilfe.
»Lass uns noch einmal ums Haus gehen«, meinte er. Als sie protestieren wollte, winkte er lässig ab. Und lauschte angestrengt. »Ich höre ein Auto. Es kommt die Straße zu uns herauf.«
Sie zweifelte nicht an seiner Wahrnehmung; sein Wolfsgehör hatte ihn noch nie getäuscht. »Weißt du, wer das sein könnte?«, wollte sie wissen.
Er schüttelte den Kopf, und als er so schnell, wie seine Behinderung es ihm gestattete, in Richtung Hausfront steuerte, hielt sie ihn nicht auf.
Als sie um die Ecke bogen, kam der Camry eben durchs Tor gefahren. Die Frau im Wagen starrte auf das Haus, ehe sie den Kopf reckte und unschlüssig zu den Wilders spähte.
»Es ist … das Mädchen, das bei ihm war, als sie verschwanden. Ich hab sie im Fernsehen gesehen«, flüsterte Zorana. »Das ist Tasya - diese schwarzen Haare mit den gebleichten Spitzen sind unverwechselbar.«
»Du hast Recht.« Konstantine beobachtete das
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