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In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd Beate Darius
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…«
    Ich weiß.

    Der Vorsprung wurde breiter. Sie bewegte sich sicherer vorwärts. »Ist er bei euch?«
    Sie antworteten ihr nicht.
    Sie ging schneller, strengte ihre Augen an, bemüht, die beiden genauer zu erkennen. »Bitte. Rurik. Ich liebe ihn. Kann ich ihn sehen?«
    Mit jedem Schritt, den sie näher kam, wichen ihre Eltern weiter zurück. Tasya fühlte jedoch die Wärme ihrer Liebe, und daraus schöpfte sie die Kraft zum Weitergehen. Sie lächelten ihr ermutigend zu.
    Der Felsvorsprung verbreiterte sich zu einem Weg, und Tasya lief schneller und schneller, rannte ihnen wie wild hinterher.
    Die beiden sprachen kein einziges Wort, blieben ihr die Antwort schuldig.
    »Oh, bitte. Oh, bitte …« Die Aura aus Licht wurde heller, stärker. »Wenn ich ihn doch nur noch ein einziges Mal sehen könnte!« Sie bog um die Felsenkante herum - und die strahlende Morgensonne blendete ihre Augen.
    Sie warf die Hände schützend über ihre Augen und prallte zurück. »Mama?«
    Aber sie waren fort, verwischt mit dem Tageslicht. Sie hatten sie geführt - in die Freiheit. Ins Leben.
    Jetzt war sie wieder allein.
    Das Gefühl des Verlusts traf sie wie ein Schlag ins Gesicht.
    Trotzdem wollte sie nicht den Kopf hängen lassen. Oder gar vor ihrem Schicksal kapitulieren.
    Sie hatte in dieser Höhle eine Lektion gelernt. Und würde das Begonnene fortsetzen. Was sein muss, muss sein, motivierte sie sich mental.

    Ihre Eltern waren ihr ganz nah gewesen. Das bestärkte sie in der festen Überzeugung, dass sie Rurik eines Tages wiedersehen würde.
    Eines Tages würden sie wieder vereint sein.

31
    K onstantine stützte sich schwer auf seine Gehhilfe, nachdem er drei Runden um sein Haus in Washington gedreht hatte. Seine Kleider schlotterten an ihm wie an einem alten Mann, obwohl seine sechsundsechzig Jahre für einen Varinski kein Alter waren. Er hatte einen blöden Schlauch in der Nase, und er fühlte sich schlapp. Und verdammt wacklig auf den Beinen.
    Allerdings zwang er sich dazu, seinen Spaziergang jeden Tag ein bisschen auszudehnen.
    Und jeden Tag zeterte und nörgelte Zorana. Sie begleitete ihn, zog die Sauerstoffflasche und seinen mobilen IV auf einem Wägelchen, etwas, das ihr absolut gegen den Strich ging. Folglich machte sie ihrem Herzen häufiger Luft und sagte Konstantine gehörig die Meinung.
    Seine kleine Frau hatte sich in den letzten fünfunddreißig Jahren kaum verändert. Sie war winzig, etwas über einen Meter fünfzig, mit schwarzen Haaren und dunklen Augen, die ihn sofort fasziniert hatten. Ihre Haut war weich und zart olivfarben, die Kinnpartie zwar etwas erschlafft, aber welcher Mann schaute einer Frau schon aufs Kinn?

    Ihre Lippen - ihre Lippen waren wie ein süßes Gift, diese Lippen hatten sein Leben verändert.
    Er hatte diese Haltung an ihr schon zig Mal wahrgenommen, wenn die Kinder sich schlecht benommen hatten. Sie schob das Kinn vor, verschränkte die Arme vor der Brust - und stapfte missmutig weiter.
    Sie war ärgerlich mit ihm.
    Für gewöhnlich hätte er ihr nachgegeben.
    Aber dieses eine Mal nicht. Er mochte nicht für den Rest seines Lebens dahinvegetieren, indem er als Invalide an den Rollstuhl gefesselt war. Konstantine wollte wenigstens ein bisschen von seiner früheren Beweglichkeit zurückhaben.
    Er wollte und musste trainieren. Ob es Zorana passte oder nicht, der Kampf würde auch vor ihm nicht haltmachen.
    Folglich rollte er mit seinem Wägelchen neben ihr her, während er sie mit Small Talk abzulenken versuchte. »Das Haus - ich mag es einfach. Nicht zu groß wie bei den Kaliforniern, die bombastische Anwesen auf irgendwelche Hügel setzen und sich einreden, sie wären was Besseres. Schweine bleiben Schweine, auch wenn sie sich in Schale werfen. Unser Haus hat drei Schlafzimmer - das reicht völlig aus. Und zwei Bäder.« Er hielt inne, hob zwei Finger und nutzte die Gelegenheit, um Atem zu holen. »In meiner alten Heimat wären zwei Badezimmer etwas Unerhörtes. Jeder würde denken, wir wären reich.«
    Zorana blieb stumm.
    »Wir könnten natürlich renovieren und noch ein Bad an unser Schlafzimmer anbauen, nur für uns beide. Das
wäre eine tolle Sache, wenn wir später mal Enkel haben. Bisher haben wir es recht weit, um ins Bad zu kommen. Das ist vor allem im Winter unangenehm. Oder interessiert dich meine Bäderplanung nicht?«
    Im Grunde genommen lag sie ihm schon seit Jahren mit einem elterlichen Badezimmer in den Ohren. Und sie musste verdammt wütend sein, dass sie nicht spontan auf

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