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In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd Beate Darius
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fragte Tasya mit Nachdruck.
    Er hob den Kopf. »Die Frage ist nicht, weshalb ich das gemacht habe, sondern wieso du es nicht auch machst.« Er wischte sich das nasse Gesicht, versuchte das Wasser aus seinen Kleidern zu wringen.
    Sie blinzelte zum Horizont.
    Der Himmel verdunkelte sich zusehends, die Sonne war hinter einer Wolke verschwunden. Der Wind frischte auf; nicht mehr lange, und ein schottisches Sommergewitter würde die Schönwetterperiode beenden.
    Tasya kniete sich hin, hielt eine Hand ins Wasser und zog eine Grimasse wegen der Kälte. Sie schaute abermals zu ihm.
    Er zeigte auf sich und grinste. »Picobello sauber.«
    Sie zog ihre Stiefel aus und stellte behutsam ihren Rucksack ab. »Also gut, wenn es sein muss.« Sie atmete tief durch und watete in die Fluten.
    Sie war genau wie er. Cool, couragiert und kompetent. Während sie sich wie ein gestrandeter Fisch im Wasser aalte, hob er zwei Steinblöcke von dem primitiven Monument und holte seine Überlebensausrüstung heraus.
    Tasya war nicht die Einzige, die alles in ihren Rucksack
gepackt hatte, um im Ernstfall sogar spielend einen nuklearen Supergau überleben zu können. Ruriks Rucksack enthielt Socken zum Wechseln. Einen Pass, der auf den Namen John Telford ausgestellt war, einen weiteren auf den Namen Cary Gilroy. Taschenlampe und Kompass. Einen Signalspiegel. Zündhölzer in einem wasserdichten Zylinder. Angelleine. Ein Erste-Hilfe-Set. Jodtabletten zur Wasserentkeimung. Hochkonzentrierte Fertignahrung. Eine Isoliermatte. Drei Messer, eine kleine Pistole und Munition, Sonnenbrille, eine Mütze - und einen Rasierapparat.
    Er wartete, bis Tasya aus dem Wasser kam. Sie bibberte vor Kälte. »Du siehst gut aus.« Sie hatte sich den gröbsten Schmutz abgewaschen, und ihre helle Haut schimmerte feucht und rosig frisch. Ihr kurz gewelltes, schwarzes Haar kringelte sich in sämtliche Richtungen - und verdammt, er sah ihre Knospen, die sich unter dem nassen T-Shirt abzeichneten.
    Musste das ausgerechnet jetzt sein? Er wollte nicht an ihre Brüste denken, an ihre schmale Taille, ihre winzige Klitoris oder wie es sich anfühlte, wenn er in sie eindrang und sie stöhnte und kam …
    Sie saßen auf einer schottischen Insel in der Falle. Und würden schleunigst verschwinden müssen, bevor seine Cousins sie aufspürten. Am praktischsten ginge es natürlich mit dem Ultralight, das Tasya aus irgendeinem unerfindlichen Grund hergeflogen hatte.
    Er hatte sich fest vorgenommen, nie wieder zu fliegen. Jedenfalls nicht in so einem Ding. Nicht mit dem Wind im Gesicht.
    Vorhin waren sie dem Tod gerade noch einmal von
der Schippe gesprungen; als er die Druckwelle gespürt hatte, war er wie gelähmt gewesen. Ein paar grässliche Minuten lang hatte er fest geglaubt, dass ihr letztes Stündlein gekommen wäre und die Varinskis gewonnen hätten.
    Aber dann hatte er sich den Weg ins Freie erkämpft, indem er sich wie ein Maulwurf durch den Dreck gebuddelt hatte - wenig später war der verfluchte Tunnel hinter ihm eingestürzt.
    Aber er hatte noch einmal zurückkehren müssen. In die stickige Dunkelheit, um Tasya zu retten - oder mit ihr zu sterben.
    Er hatte sie ans Licht geholt wie eine Hebamme ein Neugeborenes, und diese Grenzerfahrung schweißte sie zusammen, ob sie wollte oder nicht.
    Dieser kleine Dickkopf! Sie wollte es einfach nicht begreifen.
    Er lebte jeden Tag mit der schauerlichen Legende und mit der Existenz des Bösen. In der Prophezeiung seiner Mutter hatte sich die Existenz eines gnädigen Gottes offenbart.
    Den kalten Hauch des Todes noch in den Kleidern, schwankte er mental zwischen zwei Verlockungen: Er hatte Lust, wie ein Vogel davonzufliegen, und er hatte Lust auf Tasya. Beides brachte sein Blut zum Kochen, obwohl er einen kühlen Kopf brauchte.
    Und Tasya bot ihm das eine und enthielt ihm das andere vor.
    Sie schnallte einfach gar nichts.
    Er warf ihr den Rasierapparat zu. »Rasier mir den Kopf.«

    »Ich soll dir den Kopf …?«
    »So ändere ich am schnellsten mein Aussehen. Damit die Leute mich nicht wiedererkennen.«
    Sie lächelte lasziv und imitierte dabei die verruchte Mae West: »Ich weiß nicht, wie ich es dir flüstern soll, Sonnyboy, aber einen heißen Typen von einem Meter neunzig erkennt man überall wieder.«
    Er grinste nicht zurück. »Das Gold in der Ausgrabungsstätte ist eine Sensation. Die Explosion ist eine noch größere Sensation, und die Zeitungsleute sind heiß darauf, diese Storys zu bringen. Unser Verschwinden wird zu Spekulationen

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