In den Armen der Nacht
von unserem Ausflug in ihre schönen Berge erzählst, bekommt hier bestimmt jemand rote Ohren.«
Wie auf Knopfdruck errötete Tasya.
»Voll ins Schwarze getippt.« Er neigte sich zu ihr hinunter und küsste sie lange und hingebungsvoll auf den Mund - in erster Linie, um ihre ärgerliche Retourkutsche zu ersticken. Ihre Haut war warm und noch feucht von der Dusche, und sie duftete blumig frisch, schmiegte sich aphrodisierend in seine Arme. Er löste sich von ihren Lippen, betrachtete ihr Gesicht: die geschlossenen Augen mit den sagenhaft langen Wimpern, die rosig erblühten Lippen, rosig wie ihre Wangen …
Das Läuten einer Klingel zerstörte den Zauber des Augenblicks.
»Schätze, die anderen Gäste wollen ihren Hauptgang. Gut, dass ich die Teller angewärmt habe.« Mrs. Reddenhurst verschwand mit Tellern und Platten in dem kleinen Speisezimmer und ließ sie allein.
Rurik machte Anstalten, Tasya abermals zu küssen.
Sie legte ihm ihre Hand auf den Mund, schob ihn weg. »Lass mich in Frieden. Ich sterbe vor Hunger.«
Sie hatte ihn heute bis aufs Blut gereizt, als wenn er sie bloß so zum Vergnügen mitschleppte! »Für diese Frisur sollte ich dich übers Knie legen und dir den Hintern versohlen.«
»Du hast ausdrücklich betont, ich solle mein Aussehen verändern«, versetzte sie auf die schnippisch-arrogante Tour.
»Dann sollte ich dir zum Spaß den Hintern versohlen.«
Sie kämpfte mit einem Lachanfall.
Das war etwas, womit er nicht gerechnet hätte. Sie schien ihm eher der Typ Frau, mit dem nicht zu spaßen war. »Denkst du, ich sag das bloß so aus Quatsch?«
Sie giggelte. »Ich denke, du würdest es so oder so bloß zum Spaß machen.«
»Und du fändest es megageil, wetten?« Er lehnte sich vor den Küchenblock und schmiegte ihren Körper provozierend an seinen. »Ich würde dich übers Knie legen, deine Beine spreizen und dich streicheln.«
Prompt verging Tasya das Lachen.
»Du würdest betteln und flehen, dass ich weitermachen soll. In dem atemlos gepressten Tonfall, den du bekommst, wenn du erregt bist.«
In ihre blauen Augen trat ein seltsam verklärter Ausdruck.
»Genau wie damals, in jener Nacht in Edinburgh. Du erinnerst dich doch noch an unsere gemeinsame Nacht, oder?«, meinte er gedehnt.
»Lass mich los.« Sie trommelte mit ihren geballten Fäusten auf seinen Brustkorb ein.
Das nahm er gern in Kauf. »In jener Nacht lernte ich eine ganze Menge darüber, was du magst. Folglich weiß ich, dass ich dich nach der Tracht Prügel hier streicheln kann.« Seine Hand glitt zwischen ihre Schenkel und massierte ihren Venushügel. »Dann schiebe ich meinen Finger in dich und stimuliere dich, bis du kommst.«
Tasya wand sich aus seiner Umarmung.
Er ließ sie los und verfolgte sie, als sie zum Küchentisch
lief. »Wenn ich den zweiten Finger in dich schiebe, bist du so scharf, dass ich dich festhalten muss, damit du mir nicht vom Schoß fällst.«
»Halt die Klappe!« Sie beobachtete ihn mit gehetztem Blick.
»Wie du willst.« Er setzte sich an den Tisch, legte seine Handflächen flach auf die Tischplatte.
Tasya, die ihn beobachtete, hob ihre Fäuste vor die Brust.
»Na los, lauf doch, Tasya«, zog er sie auf. »Ich krieg dich schon.«
»Den Gefallen tu ich dir nicht.«
»Wetten dass doch? Ich verspreche dir, du tust mir jeden Gefallen, um den ich dich bitte.«
Ein leises Hüsteln ließ die beiden herumschnellen. Ihre Wirtin war zurückgekehrt.
Halb geschockt, halb gespannt erkundigte sich Mrs. Reddenhurst: »Möchten Sie Ihre Steaks und die Eier jetzt gleich oder erst den Salat? Oder soll ich Ihr Abendessen noch ein bisschen warmstellen, während Sie oben Ihre kleine Debatte beenden?«
10
B oris Varinski fläzte sich auf dem wuchtigen Polstersofa im Fernsehzimmer der Varinskis in der Ukraine, die Fernbedienung in der Hand, und verfolgte die Nachrichten von CNN auf einem bombastischen Plasmabildschirm.
Der Lärm war ohrenbetäubend. Rings um ihn herum klopften sich die Varinskis auf die Schultern und grölten vor Begeisterung.
Ihm war das Lachen vergangen.
Er hatte gelacht; als die Nachricht von der Explosion auf dem schottischen Ausgrabungsgelände kam, hatte er feixend die Glückwünsche seiner Männer entgegengenommen. Endlich hatten sie wieder Respekt vor ihm.
Dann rückten die Reporter damit heraus, dass Rurik Wilder, der Leiter der Ausgrabung, und Tasya Hunnicutt, die Fotografin von National Antiquities, spurlos verschwunden seien. Man vermutete, dass sie bei der Explosion
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