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In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd Beate Darius
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Konstantines Bastarden die Ausgrabung leitet. Ich wusste nicht …«
    Blitzartig glitt Onkel Iwans Hand von Boris’ Knöchel zu seiner Kehle. Die knotigen alten Finger drückten auf Boris’ Luftröhre, schnürten ihm den Atem ab. »Schuld? Wer spricht hier von Schuld? Ich will Resultate sehen.«
    Der Druck ließ etwas nach, gerade so viel, dass Boris sich leise gepresst artikulieren konnte. »Schon klar. Ich kümmere mich darum …«
    »Ich hab dir befohlen, die Ikonen zu finden.«
    »Hab ich ja auch. Ich hab eine gefunden. Bei dem Versuch, sie zu zerstören …«
    »Du kannst die Ikonen nicht zerstören. Das kann kein Mensch.«

    »Die Explosion …«
    »Konnte absolut nichts ausrichten. Kapierst du es nicht?« Die Umklammerung verstärkte sich immer mehr. »Die Mutter des Varinski opferte ihr Leben, um die Madonna zu schützen. Ihr Blut machte die Ikonen unzerstörbar.«
    Das Letzte, woran Boris sich später erinnerte, war, dass er den knochigen Altmännerarm umklammerte und bemerkte, dass irgendetwas Onkel Iwan ungeheure Kräfte verlieh …
    Als Boris wieder zu Bewusstsein kam, lehnte der andere über ihm und maß ihn mit gnadenlosem Blick, sein Gesicht steinalt und unvorstellbar grausam, brutaler als in den schlimmsten Albträumen des Varinski.
    Die gruselige blaue Flamme glomm in Onkel Iwans Pupillen auf, während er flüsterte: »Bring mir die Ikonen. Alle. Und finde die Frauen.«
    Boris hätte am liebsten die Lider fest zusammengepresst, traute es sich aber nicht. »Ja.«
    »Die Frauen, die die Wilders lieben, haben einen engen Bezug zu den Ikonen. Finde die Frauen. Finde die Ikonen. Finde sie, bring sie mir her.«
    »Ja«, stammelte Boris rau.
    »Streng dich an, Boris.« Der Atem des alten Mannes roch nach Schwefel. »Entweder hast du Erfolg, oder du wirst in der Hölle schmoren, und das viel, viel früher, als dir lieb ist.«

11
    S ie hat gehört, was du gesagt hast«, entrüstete sich Tasya. Sie ging verärgert durch den schwach erleuchteten Korridor zu der winzigen Bibliothek. »Mrs. Reddenhurst hat jedes Wort aufgeschnappt!«
    »Und sich sichtlich amüsiert.« Rurik folgte Tasya und hielt locker mit ihr Schritt. »Ich wette, wenn sie heute Nacht im Bett liegt, umarmt sie ihr Kopfkissen.«
    »Willst du ihr nicht lieber einen batteriebetriebenen Dildo empfehlen?«, fauchte Tasya gereizt.
    Daraufhin hatte er bloß gegrinst und mit großem Appetit sein Steak mit Eiern verdrückt.
    Tasya ließ nicht locker. »Ich meine, ich bin wirklich nicht prüde …«
    »Bloß unerfahren.«
    Sie stoppte abrupt. Schnellte herum. Es fehlte nicht viel, und sie wäre mit ihm zusammengeprallt. »Bin ich nicht.«
    »Unerfahren und verklemmt.« Er schob sich an ihr vorbei durch den Vorraum, wo Mrs. Reddenhurst mit zwei Gästen vor dem Fernseher saß, und in die verlassene Bibliothek. Mrs. Reddenhursts Computer stand auf dem Schreibtisch. Er schaltete das Gerät ein, inspizierte die Programme und hielt ihr seine Hand hin. »Scheint zu klappen. Wo hast du den Chip?«
    Tasya setzte sich auf den Bürostuhl. »Hier.« Sie zog den Chip aus ihrer Jackentasche und schob ihn in das Lesegerät.

    Einen kurzen Moment lang argwöhnte sie, Rurik würde sie von ihrem Platz vertreiben, er holte sich jedoch einen Stuhl und setzte sich neben sie. »Und, sind die Bilder noch da?«
    Sie lud die Fotos auf den Rechner, holte sie auf den Bildschirm und atmete erleichtert auf. »Puh, sieht ganz danach aus. Ein Glück.«
    Obwohl sie hunderte von Fotos von dem Grab, der Schatztruhe und ihrem Inhalt gemacht hatte, zippte sie gezielt die Aufnahmen, die sie heute Morgen geschossen hatte.
    Sie stöhnte missmutig auf, als sie die wenigen brauchbaren Fotos von den Wandreliefs inspizierte. Figuren, Symbole und Schrift waren auf dem kleinen Monitor kaum zu erkennen. Die Bildauflösung war nämlich grottenschlecht und sämtliche Details gespenstisch grün verschattet. »Wie klappt es mit deinem Altenglisch?«, wollte sie wissen.
    »Nicht besonders, zum Glück wurde diese Inschrift nur wenige Jahre vor der normannischen Invasion gefertigt, folglich kommen wir mit Mittelenglisch weiter. Dabei helfen uns die vielen Bilder. Sie erzählen mit Sicherheit eine Geschichte.« Er deutete auf das erste Foto. »Kannst du das vergrößern?«
    Nachdem sie den Ausschnitt vergrößert hatte, betrachteten die beiden die von ihr fotografierte Wandansicht.
    Sie deutete auf die Figur, die am linken Bildrand stand. »Clovus ist ein Warlord: Er köpft seine Feinde, bis sie ihm als

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