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In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd Beate Darius
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recherchiert.«
    »Wo?«
    »Überall. In Büchern, im Internet. Ich hab sogar Interviews bekommen.« Das war längst nicht alles, den Rest behielt sie jedoch besser für sich. Rurik würde ihre Methoden sowieso nicht gutheißen.
    Vermutlich erzählte sie ohnehin zu viel. Sie hätte niemals davon anfangen dürfen. Schon gar nicht bei einem Mann, der die Varinskis ebenso hasste wie sie. Andererseits war sein Grabungsort in die Luft gesprengt worden und sein Lebenswerk mithin ruiniert - Rurik würde sie bestimmt verstehen. »Ich hab die Geschichte der Varinskis dokumentiert, ihre Legende und ihre Verbrechen. Die älteste russische Erwähnung, die ich finden konnte, ist fast achthundert Jahre alt, ein bebildertes Manuskript, in dem von einem wertvollen Schatz die Rede ist, den der erste Konstantine Varinski ›dem Teufel schenkte, um dafür übernatürliche Fähigkeiten zu erlangen‹.«
    »Welche übernatürlichen Fähigkeiten sollten das denn sein?«, erkundigte Rurik sich erkennbar genervt.
    Tasya nahm ihm das nicht übel. »Ich begreife deine Skepsis - mir fällt es auch schwer zu glauben, dass die Varinskis mit diesem Blödsinn durchkamen. Angeblich sind diese Typen so etwas wie Verwandlungskünstler, sie
können sich in Raubtiere transformieren, wann immer sie wollen. Die Mönche hatten Angst vor ihnen, sie beteuerten, dieser Teufelspakt habe die Varinskis zu Dämonen gemacht. Sämtliche russischen Dokumente, in die ich Einsicht nahm, belegen das Gleiche: Demnach sind sie fantastische Spurenleser und Jäger, weshalb ihnen niemand entkommen kann. Ist das nicht die beste PR, die man sich wünschen kann?«
    »Faszinierend.« Rurik lehnte sich zurück, die Arme vor der Brust verschränkt, sein Gesicht im Halbdunkel nur schemenhaft erkennbar. »Und, wie lautet deine These?«
    »Ich entdeckte, dass Konstantine jemanden bezahlte, er gab irgendeinem einflussreichen Typen, vermutlich einem Repräsentanten des Zaren, einen Haufen Geld, damit er unbehelligt in den ukrainischen Steppen sein Unwesen treiben konnte. Nachdem Konstantine dieser Geniestreich geglückt war, machte er sich einen Namen als brutaler Krieger.« Sie mochte nicht davon anfangen, welche Gräueltaten Konstantine verbrochen hatte. Gegen ihn war Clovus jedenfalls ein Waisenkind gewesen. »Er zeugte weitere mordlustige Krieger und seine Nachfahren natürlich auch. Sie hielten die Familientradition aufrecht, verdingten sich als Killer und Verräter oder kämpften als Söldner in irgendwelchen fremden Armeen. Sie heiraten nicht, sie suchen sich irgendwelche Frauen und vergewaltigen sie. Und die Frauen tun im Falle einer Schwangerschaft gut daran, diesen Wüstlingen ihre Babys zu überlassen. Angeblich zeugen die Varinskis nur Söhne...«
    »Das kommt hin, schließlich ist wissenschaftlich belegt,
dass Männer das Geschlecht vererben«, warf Rurik ein. »Ich meine, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird.«
    »Ist mir schon klar, aber bei diesen Typen hab ich schwer den Verdacht, dass sie die kleinen Mädchen kaltherzig aussetzen und hilflos sterben lassen.«
    Rurik wollte etwas entgegnen und besann sich eines Besseren.
    »Sämtliche Varinskis sind darauf geschult, sich als skrupellose Kämpfer durchzuschlagen.«
    »Soll heißen, du glaubst nicht an den übersinnlichen Hokuspokus?«
    »Aber bitte.«
    »Glaubst du daran oder nicht?«
    »Nein. Ich glaube nur das, was ich sehe und schmecke und anfasse.« Sie glaubte ja nicht mal an Gott. Sie hatte den Glauben in jener Nacht eingebüßt, als sie ihre Eltern verlor. »Interessiert es dich, wie ich das mit dem Familienschatz der Varinskis interpretiere?«
    »Du meinst dieses wertvolle Dings, das Konstantine dem Teufel überließ?« In Ruriks diffus verschattetem Gesicht sah sie nur das Helle der Augäpfel, mit Pupillen, die sie lebhaft fixierten. »Wieso hat der Teufel es nicht behalten?«
    »Dem überlieferten Mythos der Varinskis zufolge zerschlug der Teufel den Schatz in vier Teile und zerstreute die Stücke in sämtliche Winde.«
    Rurik schüttelte den Kopf. »Er zerstreute sie in die vier Himmelsrichtungen.«
    »Stimmt. Kompliment, du kennst dich bestens aus mit der Materie!« Dafür gab sie ihm mental glatt Extrapunkte.
»Der Teufel zerstreute die Teile in die vier Himmelsrichtungen. Die Quellen sind sich uneinig, wie der Schatz ausgesehen haben mag. Die einen tippen auf Gold, die anderen auf Silber. Bisweilen liest man auch, dass es sich um eine heilige Ikone handelt, wie russische Familien sie in ihren

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