In den Armen der Nacht
Serena.
»Das mit Florida war im Februar. Stellen Sie sich das mal vor.« Hamlin schob seine Daumen unter die Hosenträger.
»Tatsächlich«, sagte Tasya matt.
Bevor die Kellys wieder loslegten, sagte Rurik: »Mrs. Reddenhurst, wir möchten uns bei Ihnen bedanken, dass Sie uns Ihren Computer zur Verfügung gestellt haben. Und selbstverständlich auch für das Zimmer.«
»Ja, nochmals vielen Dank.« Tasya fasste ihre Hand.
»Keine Ursache. Sie sind mir immer willkommen. Beide.« Mrs. Reddenhurst wirkte erkennbar geschmeichelt. »Sie gehen jetzt nach oben?«
»Und ob die beiden jetzt nach oben gehen!«, posaunte Hamlin herzerfrischend fröhlich. »Schließlich sind sie jung verheiratet!«
Serena stimmte in sein Lachen ein. »Morgen auf der Fahrt haben wir sicher viel zu erzählen.«
Auweia, die Fahrt nach Edinburgh war verdammt lang …
Rurik schob Tasya in den Flur und die Stufen hinauf.
»Die drei haben uns auf den Fahndungsfotos im Fernsehen nicht wiedererkannt«, murmelte sie gedämpft.
»Dann haben wir noch eine Chance, es unerkannt bis nach Frankreich zu schaffen.« Er ging dicht hinter ihr, während sie die Treppe zum zweiten Stock hinaufstieg.
Sie blieb auf dem Treppenabsatz stehen. »Du musst mich nicht mitnehmen, wenn du nach Frankreich willst.«
»Glaub mir, das weiß ich.«
»Nein, jetzt mal ganz ohne Quatsch. Ich bin schließlich die blöde Kuh, die dich in Gefahr gebracht hat.«
Er lachte kurz und erbittert auf. Die Gefahr war immer präsent, sie hatte sich sogar noch verschärft. »Ich hab eine bessere Idee. Wieso versteckst du dich nicht an einem sicheren Ort, während ich in Frankreich nach dem Varinski-Schatz suche?«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich muss den Schatz selbst finden.« Ihre Augen waren groß und blau und ernst.
»Weil das besser für deine PR ist?« Er vermochte seinen Ärger nur schwer zu unterdrücken.
Kaum dachte er an ihren Plan - ein Buch über die Varinskis mit dem Ziel, einen Bestseller zu schreiben -, hätte er sie am liebsten einen Kopf kürzer gemacht. Tasya Hunnicutt, die weit gereiste Enthüllungsjournalistin, bildete sich ein, dass sie es mit dem ältesten, infamsten
Verbrecherkartell auf diesem Globus aufnehmen und diese Bande ausschalten könnte.
Gegen die Varinskis waren die Mafiosi brave Chorknaben, und warum?
Weil der alte Konstantine einen Deal mit dem Teufel geschlossen hatte, und der Fürst der Finsternis machte keine halben Sachen.
Und wenn Tasya wirklich nicht an Dämonen und Transformationen glaubte?
Rurik war der lebende Beweis - und jeden Tag mit den Konsequenzen konfrontiert.
Folglich würden sie gemeinsam nach Frankreich fahren, und wenn sie die Ikone fänden - wollte er sie ihr wegnehmen.
Zumal sie beide der Ikone nachjagten, die das Leben seines Vaters retten konnte und - was noch wichtiger war - seine Seele.
Tasya wäre bestimmt sauer, aber damit würden sie leben müssen, denn Rurik hatte nicht vor, seine Traumfrau jemals wieder herzugeben.
»Du solltest zu deiner Grabung zurückkehren«, meinte sie. »Überlass mir die Suche nach dem Schatz, ganz egal, was dabei herauskommt.«
Seine Stimmung schwankte zwischen glutheißem Zorn und eiskalter Entschlossenheit. Er streifte mit den Fingern ihre Lippen und murmelte: »Vergiss es. Ich lass dich nicht allein fahren.«
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie senkte hastig den Blick und schniefte: »Verzeih mir, aber ich bin sterbensmüde.«
Sie hielt ihn für einen Goodguy, einen Altruisten, den
Gutmenschen, der ihr die Konfrontation mit den Varinskis ersparen wollte, und diese Naivität machte ihn rasend. »Das bin ich auch. Ich stell mich noch kurz unter die Dusche. Mrs. Reddenhurst wollte dir eins von ihren Nachthemden leihen. Warte nicht auf mich.«
»Nein.« Sie hob die Lider. »Rurik, ich bin untröstlich, dass deine jahrelange Forschungsarbeit zerstört wurde. Und alles bloß meinetwegen.« Sie schluchzte erneut.
Tasya war zweifellos überzeugt, dass er wegen der Explosion vergrätzt war. Wenn sie wüsste!
Sie wartete nicht auf seine Reaktion, sondern sprintete die Stufen hoch.
Er sah ihr nach und meinte weich: »Nimm’s dir nicht so zu Herzen. Das renkt sich schon wieder ein, verlass dich drauf.«
Tasya, die total erschöpft in einen tiefen Schlaf gesunken war, wurde von irgendetwas geweckt und blinzelte verwirrt.
Sie war in wohlige Wärme gehüllt - bis auf den einen Fuß, der aus dem Bett heraushing. Er schaute unter der Bettdecke hervor, und ihre
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