In den Armen der Nacht
um«, konterte Rurik. »Immerhin hab ich die Informationen, die ihr braucht. Schon vergessen?«
»Verdammt, was denn für Informationen?«, blaffte der Junge mit den tintenschwarzen Haaren und der blassen Haut.
Rurik hob die Augenbrauen und blickte fragend zu Key-Guy.
Der schüttelte den Kopf.
»Was?«, bohrte der Junge. »Verheimlichst du uns etwas?«
Key-Guy drehte sich zu dem Teenie um, und Tasya hätte schwören mögen, dass er ihn anknurrte wie ein Hund.
Toller Trick.
Key-Guy sagte: »Mach mich ja nicht blöd an, Ilya, sonst behalte ich die Pussy für mich.«
»Die Pussy gehört mir«, warf Rurik ein, »und ich behalte sie, bis ich sie satt habe.«
»Die Varinskis teilen alles«, wandte Ilya ein.
»Ich bin kein Varinski«, versetzte Rurik scharf.
»Du handelst aber wie einer. Du jagst nach Schätzen. Du hast uns eine Frau angeschleppt, um dich bei uns beliebt zu machen. Und als zusätzlicher Bonus« - Key-Guy nickte zu Tasya - »hast du ihr nie erzählt, wer du bist. Sie steht da und weiß nicht, was sie von alldem zu halten hat. Oder?«
»Sie weiß ganz genau, was sie davon zu halten hat.« Ehrlich gesagt hätte sie es lieber nicht gewusst. Auf den Nervenkitzel konnte sie gut und gerne verzichten.
»In echt, stimmt das?«, fragte der Junge mit den dunkelbraunen Haaren ungläubig. »Du hast sie angelogen , dass du einer von uns bist?«
Die Varinskis lachten, alle drei, Monster und Mörder.
»Ich hab sie nicht belogen. Ich sagte es bereits, ich bin keiner von euch .« Rurik klang ruhig und gefasst.
Tasya blieb wie festgewachsen stehen, als er zu ihr schlenderte.
»Ich behalte die Frau, bis ich genug von ihr habe, und ich behalte den Schatz, wenn ich ihn finde.«
Der Schatz. Damit meinte er die Ikone. Die Ikone, die sie in ihrer Hosentasche hatte - und er hatte keine Ahnung, dass sie sie inzwischen entdeckt hatte.
Er umklammerte ihr Handgelenk.
»Du machst mich krank.« Sie wand sich in seinem Klammergriff.
Er drehte sich um und lief los.
Sie versuchte, sich mit den Absätzen in den Boden zu stemmen.
Er zerrte sie hinter sich her. Größer und stärker als sie, hatte Tasya null Chance, sich erfolgreich zu wehren.
Plötzlich schubste er sie zur Seite.
Während sie taumelte, vernahm sie ein klatschendes Geräusch, und als sie sich wieder gefasst hatte und sich umdrehte, hatte Rurik einen der Jungen im Schwitzkasten auf dem Boden.
Sie hatte gar nicht realisiert … Doch, sie hatte genau gewusst, dass Rurik ein trainierter Kämpfer war. Immerhin hatte sie sich in ihrer dämlichen Beschränktheit darauf verlassen, dass er sie in allen Lebenslagen beschützte. Trotzdem hatte sie nicht realisiert, dass er eine mordende Kampfmaschine war.
Sie war mit ihm gereist, hatte mit ihm zusammengearbeitet, mit ihm gekämpft, mit ihm geschlafen - und trotzdem kannte sie den wahren Rurik Wilder nicht.
Vorsichtig tastete sie mit der Hand über die Fronttasche ihrer Jeans.
Die Ikone war noch da.
Ein Glück! Gott und Schwester Maria Helvig sei Dank, dass Tasya ihm nicht auf die Nase gebunden hatte, dass sie das Bildchen gefunden hatte.
Jetzt musste sie sich ein gutes Versteck für die Ikone überlegen - oder sie zumindest nicht so auffällig sichtbar mit sich herumschleppen.
Rurik stellte seinen Stiefel auf den Rücken des Teenies. »Wie heißt du?«
»Sergei.«
Tasya blickte sich um. Die beiden anderen beobachteten Rurik intensiv.
»Du weißt, was das eben war?«, fragte Rurik gefährlich sanft.
»Ja.«
Rurik drückte mit dem Stiefel fester zu. »Ich versteh dich so schlecht. Was hast du gesagt?«
»Ja, Sir. Die Varinskis haben mir diesen Trick beigebracht.«
Tasya ließ den Rucksack von ihren Schultern gleiten.
»Und was ist das für ein Scheißmanöver?«, bellte Rurik wie ein Soldatenausbilder beim militärischen Drill.
Sergei antwortete wie ein junger eingeschüchterter Rekrut: »Also das geht so. Jemand dreht dir den Rücken zu, um dich zu einem Angriff zu provozieren, aber wenn du angreifst, ist er darauf vorbereitet und überwältigt dich.«
So leise, wie sie konnte, zog Tasya den Reißverschluss zu dem Hauptfach auf.
»Und was machen die Varinskis mit solchen Versagertypen wie dir?« Zweifellos kannte Rurik die Antwort bereits.
Sergei schwieg für eine lange Weile. »Das kommt auf die Diskretion des Siegers an.«
Tasya zog die Ikone aus der Hosentasche und ließ sie blitzschnell in die Tiefen ihres Rucksacks gleiten, wo sie sie zwischen ihren Sachen versteckte.
»Mein Vater
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