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In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd Beate Darius
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jenem Moment, als das Band zwischen Mutter und Tochter brutal zerrissen wurde, würde niemals vergehen.
    Tasya schluchzte auf, ein lautes, jammervolles haltloses Stöhnen, das von den Wänden der Kapelle widerhallte. Dann fasste sie sich schnell wieder.
    Sie durfte nicht weinen. Durfte keine Zeit vertrödeln. Sie weinte sonst auch nie.
    Schwester Maria Helvig hatte sie darauf hingewiesen, dass die Zeit drängte, und Tasya wusste, dass dies zutraf. Je länger sie und Rurik an einem Ort blieben, desto wahrscheinlicher war es, dass die Varinskis sie aufspüren würden. Sie musste dafür sorgen, dass diese Ikone schleunigst zu National Antiquities kam. Folglich würden sie und Rurik noch heute Abend mit dem Wagen
über die schlechten Straßen nach Capraru zurückfahren und von dort aus den Zug nehmen müssen.
    Sie stand auf und klopfte sich den Staub von den Sachen. »Ich hab sie, Schwester. Sie war die ganze Zeit hier.«
    Die Sonne schien durch die Fenster des Westflügels und erhellte die reglose Statur der Ordensschwester.
    »Möchten Sie sie nicht mal sehen?« Tasya lief durch das Mittelschiff. »Sie ist wunderschön, Schwester, so alt und so melancholisch. Der Künstler war ein wahrer Meister, und …« Sie blieb abrupt stehen und starrte auf die Nonne. »Schwester?«
    Die Ordensfrau kippte nach vorn und seitlich weg.
    »Schwester!« Tasya schob die Ikone in die Vordertasche ihrer Jeans. Sie kniete sich neben die alte Frau und betrachtete ihr Gesicht.
    Ihre Augen waren geschlossen, ihre Züge feierlich ernst.
    Schwester Maria Helvig war tot.

24
    R urik lief vor der Kapelle auf und ab. Er schob den
    Rucksack höher auf seinen Rücken. Er knöpfte seinen Mantel auf, überprüfte den Sitz seiner Pistole und des Messers, beides steckte in seinem Gürtel. Ein Klappmesser war in seinem Ärmel verborgen. Er sah auf die Uhr.

    Es war drei Uhr am Nachmittag.
    Er hatte lange genug gewartet. Inzwischen hatte er das gesamte Anwesen durchstreift, sich die Nebengebäude angesehen, den Friedhof und sogar das Kloster - und nicht den kleinsten Anhaltspunkt gefunden. Entweder war die Ikone gar nicht hier, oder sie lag irgendwo in der Kapelle versteckt.
    Klang das nicht einleuchtend? In der Kapelle war er noch nicht gewesen. Das wagte er nicht.
    Er hatte Tasya und Schwester Maria Helvig eine ganze Weile nicht gesehen und machte sich allmählich Sorgen. Er und Tasya - und die Ordensfrau, falls er sie zu überzeugen vermochte - mussten die Ikone finden oder verschwinden oder beides. Sie waren lange genug hier gewesen.
    Kaum hatte er die Schwelle der Klosterkirche betreten, umwehte ihn der Hauch des Todes. Er erfasste die Situation mit einem Blick: Die hochbetagte Nonne kauerte zusammengesunken auf ihrem Platz, Tasya kniete mit gesenktem Kopf neben ihr.
    »Tasya.« Rurik blieb, wo er war. Er wollte nicht riskieren, einen Schritt in die Kirche zu setzen.
    Sie hob den Kopf.
    Ihr Gesicht war zwar bleich, aber gefasst und kein bisschen verweint. Er sah ihren tief betroffenen Blick und lief spontan durch das Kirchenschiff.
    Rurik war vielleicht drei Schritte gelaufen, als sich die bleierne Stille bedrückend schwer auf seine Schultern legte.
    Die Kapelle wartete auf eine Entscheidung.
    Er blieb stehen und wartete ab.

    Aber nichts geschah. Die Luft brannte nicht in seinen Lungen; der Boden brannte sich nicht in seine Fußsohlen. Niemand trachtete ihm nach dem Leben.
    Er lief zögernd weiter.
    »Sie ist tot.« Tasya hatte ihren Puls gefühlt und legte die Hand der Schwester zurück in ihren Schoß. »Lass uns ein Bestattungsunternehmen anrufen, damit die Leute sich um ihr Begräbnis kümmern.«
    »Natürlich könnten wir irgendein Bestattungsunternehmen beauftragen, aber ich kann dir versichern, sie war darauf vorbereitet. Ich hab mir den Friedhof angesehen. Ihr Grab ist bereits ausgehoben. Ihr Sarg steht bereit. Und wir müssen uns beeilen.« Er strich behutsam über die Hand der Nonne.
    Nichts. Nicht das kleinste Zucken.
    »Sie hat die letzte Ölung noch nicht erhalten. Sie muss gewaschen werden und eine anständige Beerdigung bekommen!«, entrüstete sich Tasya.
    »Meinetwegen können sie sie exhumieren und mit ihr machen, was sie für richtig halten. Jedenfalls können wir ihre Leiche nicht den wilden Tieren zum Fraß überlassen.«
    »Wie meinst du das?«
    Er hob die Nonne in seine Arme und ging auf den Ausgang der Kirche zu. »Die Varinskis rücken uns zunehmend auf die Pelle. Wir müssen schleunigst abhauen.«
    Eins musste man Tasya

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