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In den Armen der Nacht

In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.D. Robb
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und hob beide Hände in die Luft. »Was gibt’s?«
    »Ich muss mit Ihnen über Nixie sprechen.«
    »Hören Sie, Sie sind für ihre psychologische Betreuung zuständig. Wenn Sie mit ihr sprechen wollen, suchen Sie sich dafür ein Zimmer aus. Nur das hier bitte nicht.«

    »Ich habe schon mit ihr gesprochen. Sie hat heute einen schlechten Tag.«
    »Dann soll sie sich zusammenreißen.«
    »Eve.«
    »Ich tue, was ich tun muss.« Wieder wogte der alte Zorn in ihrem Innern auf. »Und das kann ich nicht, wenn mir ständig jemand Vorhaltungen macht, weil ich der Kleinen nicht das Köpfchen tätschele und den Kasper für sie mache. Aber ich kann –«
    »Lieutenant.«
    Obwohl sie weit entfernt saß, zog Peabody den Kopf ein.
    Mira hatte in genau demselben Ton mit Eve gesprochen, in dem ihre Mutter früher gesprochen hatte, wenn eins der Kinder allzu sehr über die Stränge schlug.
    »Was? Ich höre zu. Ich bin ganz Ohr.«
    Und dieser Ton, sagte sich Peabody, während sie sich noch ein bisschen tiefer hinter ihrem Tisch verkroch, hätte ihre sofortige Vernichtung zur Folge gehabt. Nur hatten weder sie noch eins ihrer Geschwister eine solche Antwort je gewagt.
    »Ich hoffe, Sie finden es befreiend, Ihren Frust an mir auszulassen.«
    Jetzt hätte sich Peabody am liebsten aus dem Raum geschlichen, nur hätten das die beiden anderen Frauen sicherlich bemerkt.
    »Aber wie dem auch sei«, fuhr Mira mit so kalter Stimme fort, dass Peabody sich wunderte, dass sie noch keine dicke Frostschicht an den Fenstern sah, »sprechen wir hier über ein Kind, das wir in unserer Obhut haben, und nicht über Ihr dürftiges Benehmen.«
    »Verflixt und zugenäht, ich –«
    »Und dieses Kind«, fiel Mira Eve ins Wort, »muss seine Familie sehen.«

    »Verdammt, ihre Familie liegt im Leichenschauhaus.«
    »Das ist mir bewusst und Nixie auch. Trotzdem muss sie sie sehen, damit sie allmählich Abschied von ihnen nehmen kann. Sie und ich, wir beide wissen, wie wichtig dieser Schritt für die Hinterbliebenen ist. Die Phase der Trauer, in der sie sich gerade befindet, macht diesen Besuch erforderlich.«
    »Ich habe ihr gesagt, dass ich dafür sorge, dass sie sie noch einmal sehen kann. Aber um Himmels willen, doch nicht so. Wollen Sie etwa, dass ich ein Kind ins Leichenschauhaus bringe, damit es dort mit ansehen muss, wie die Mitglieder seiner Familie aus irgendwelchen Stahlkästen gezogen werden?«
    »Ja.«
    »Mit aufgeschlitzten Kehlen.«
    Miras Miene verriet eine gewisse Ungeduld. »Ich habe mit Morris gesprochen. Wie Sie wissen, gibt es Mittel und Wege, Wunden und Verletzungen in einer Weise zu behandeln, die den Angehörigen das größte Entsetzen erspart. Er hat sich bereit erklärt, das bei den Swishers zu tun. Sie kann an keiner Gedenkveranstaltung und keiner Beerdigung teilnehmen, solange dieser Fall nicht abgeschlossen und ihre Sicherheit nicht garantiert ist. Deshalb muss sie sie jetzt sehen.«
    »Ich habe sie nicht ohne Grund hierher gebracht und halte sie nicht ohne Grund hier fest.« Als Mira sie einfach weiter reglos ansah, raufte sich Eve die Haare. »Also gut. Ich kann dafür sorgen, dass sie sicher ins Leichenschauhaus und wieder zurück kommt. Aber vorher muss ich mit Morris sprechen. Wir werden sie durch den Lieferanteneingang bringen – dort wird nichts aufgezeichnet und dort wird auch ihre Identität nicht überprüft. Er wird den Bereich räumen, und Sie gehen direkt mit ihr in den Raum, in dem ihre Familie liegt. Auf dem
Rückweg machen Sie’s genauso. Aber es muss schnell gehen. Sie haben höchstens zehn Minuten Zeit.«
    »Das ist akzeptabel. Aber Sie müssen mit.«
    »Moment mal. Einen Augenblick.«
    »Ob Sie es mögen oder nicht, sind Sie für das Kind der Rettungsanker. Sie geben ihr ein Gefühl von Sicherheit. Sie waren da, als sie ihre Familie zum letzten Mal gesehen hat. Sie sind diejenige, von der sie glaubt, dass sie die Menschen findet, die für die Taten verantwortlich sind. Wir können fahren, sobald der sichere Transport organisiert ist.«
    Eve war wie betäubt und schaffte es noch nicht einmal, Mira böse hinterherzusehen, als die den Raum wieder verließ.
     
    Sie entschied sich dafür, Roarkes Jetcopter zu nehmen, und zwar nicht nur, weil er schnell war, sondern weil es öfter vorkam, dass ihr Gatte damit zu einer Besprechung flog.
    Auch wenn sie ihn dafür von seiner Arbeit abziehen musste, würde sie ihn bitten, selbst zu fliegen, denn nur bei ihm war sie sich sicher, dass er die Kleine ohne Zwischenfall bis

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