In den Armen der Nacht
Kontakt zu ihm –«
»Ich habe und ich wünsche keinerlei Kontakt zu diesem Mann«, erklärte Roxanne mit zum Zerreißen angespannter Stimme. »Woher soll ich wissen, dass Sie wirklich die sind, als die Sie sich ausgeben?«
Eve hielt ihre Dienstmarke dicht vor den Monitor des Links. »Können Sie meinen Namen und meine Dienstnummer lesen?«
»Natürlich kann ich das, aber –«
»Sie können meine Angaben durch einen Anruf auf dem Hauptrevier in Manhattan überprüfen. Ich kann Ihnen eine Nummer geben, die Sie kostenlos anrufen können –«
»Warten Sie einen Moment.«
»Sie ist ganz schön vorsichtig«, bemerkte Peabody, als Eve plötzlich in der Warteschleife hing. »Und ziemlich genervt.«
»Vor allem hat sie Angst.« Eve fing an zu überlegen, ob es nicht vielleicht doch das Beste wäre, wenn sie nach Nebraska flog und die Frau dort offiziell vernahm.
Dann tauchte Roxanne wieder auf dem Bildschirm
auf. »Also gut, Lieutenant. Ich habe Ihre Angaben überprüft. Sie sind bei der Mordkommission.«
»Das ist richtig.«
»Er hat jemanden ermordet. Dian –« Sie brach ab und biss sich auf die Lippen, als hätte sie bereits zu viel gesagt. »Wen hat er ermordet?«
»Wir wollen ihn in Zusammenhang mit den Morden an mindestens sieben Personen, darunter zwei Polizeibeamten, vernehmen.«
»In New York«, stellte Roxanne vorsichtig fest. »Er hat Menschen in New York ermordet?«
»Wir wollen ihn im Zusammenhang mit Morden vernehmen, die in New York begangen worden sind.«
»Verstehe. Tut mir leid. Tut mir furchtbar leid. Ich habe keine Ahnung, wo er ist und was er treibt, und offen gestanden, will ich es auch gar nicht wissen. Wenn ich es wüsste, wenn ich irgendetwas wüsste, würde ich es Ihnen sagen. Aber ich kann Ihnen nicht helfen, und ich will auch nicht darüber reden. Ich muss zurück zu meinen Kindern.«
Der Bildschirm wurde schwarz. »Sie hat noch immer Angst vor ihm«, stellte Peabody mit leiser Stimme fest.
»Ja. Und ihre Schwester ist eindeutig noch am Leben. Einen Augenblick hat sie gedacht, oh Gott, jetzt hat er Dian doch noch erwischt. Vielleicht weiß sie mehr, als ihr bewusst ist. Deshalb ist es dringend erforderlich, dass jemand persönlich mit ihr spricht.«
»Wir fliegen also nach Nebraska?«
»Nicht wir, sondern Sie.«
»Ich? Sie schicken mich alleine in die Wildnis?«
»McNab soll Sie begleiten. Als Verstärkung und Ballast. « Und, dachte Eve, als jemand, der sie daran hindern würde, dass sie sich übernahm. »Spätestens heute
Abend sind Sie wieder hier. Sie kommen sicher besser mit dem mütterlichen, dem Familientyp zurecht als ich. Ihnen wird sie eher vertrauen als mir.«
Eve rief über die Gegensprechanlage bei Roarke im Computerlabor an. »Ich brauche ein schnelles, sicheres Transportmittel.«
»Wo wollen wir denn hin?«
»Nicht wir, sondern Peabody. Nach Nebraska. McNab soll sie begleiten, also irgendwas für zwei Personen. Irgendetwas möglichst Kleines, was gleichzeitig schnell ist, damit sie heute Abend wieder hier sind. Ich kann dir schon mal die genaue Adresse geben, wenn du willst.«
»Gib mir eine Minute Zeit.«
»Eine Frage.« Peabody stieß einen leisen Seufzer aus. »Wie ist es, wenn man mit einem Typ zusammen ist, der nur mit den Fingern schnipsen muss, um einem alles zu besorgen, was man braucht?«
»Praktisch. Spielen Sie die Schwester aus und zeigen ihr, wenn nötig, auch die Aufnahmen der toten Kids.«
»Meine Güte, Dallas.«
»Sie hat selber Kinder. Das wird Ihnen dabei helfen, sie zu knacken, falls sie irgendetwas weiß. Wir können es uns ganz einfach nicht leisten, allzu rücksichtsvoll zu sein. Lassen Sie McNab den bösen Bullen spielen, falls Ihnen das nicht liegt. Meinen Sie, das kriegt er hin?«
»Bei unseren privaten Rollenspielen, bei denen ich die zögerliche Zeugin spiele, macht er das wirklich gut.«
»Himmel.« Eve presste sich die Zeigefinger vor die Augen und sandte ein stummes Stoßgebet zum Himmel, dass sie das Rollenspiel nicht auch noch bildlich vor sich sah. »Bringen Sie sie zum Reden, Peabody. Ich bin sicher, dass sie weiß, wo ihre Schwester sich versteckt, und die könnte als Kirkendalls Exfrau noch durchaus wichtig für unsere Ermittlungen sein.«
Roarke trat durch die Tür und hielt Peabody eine Karte hin. »Die ist für Ihren Flieger. Der Pilot erwartet Sie bereits.«
»Danke.« Peabody griff nach ihrer Aktentasche und wandte sich zum Gehen. »Ich werde McNab anrufen und ihm sagen, dass er mich am Flughafen treffen
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