Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Armen der Nacht

In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.D. Robb
Vom Netzwerk:
gemacht, mich wie meine Mutter zu entsorgen. Selbst der Aufwand war ihm für mich zu groß. Im Grunde sollte mich das alles nicht mehr interessieren. Aber ich frage mich, warum in Gottes Namen ausgerechnet ich so weit gekommen bin. Warum habe ich all das erreicht und diese Kinder wurden einfach umgebracht ? Und die Einzige, die überlebt hat, ist plötzlich mutterseelenallein.«
    »Du hast die Karten nicht verteilt«, stellte sie vorsichtig fest. »Du hast einfach das Beste aus deinem eigenen Blatt gemacht.«
    »Ich habe betrogen und gestohlen, um es zu dem zu bringen, was ich heute habe. Ich war kein unschuldiger Junge, als ich damals in der Gosse lag.«
    »Schwachsinn. Das ist totaler Schwachsinn.«
    »Ich hätte ihn getötet.« Jetzt drückte seine Miene statt Verzweiflung Eiseskälte aus. »Wenn mir nicht jemand zuvorgekommen wäre, hätte ich ihn umgebracht, als ich älter und stärker war. Ich hätte ihn totgeschlagen oder
eigenhändig erwürgt. Aber auch das kann ich jetzt nicht mehr ändern. Tja.« Er stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. »Es ist völlig sinnlos, darüber zu sprechen.«
    »Ist es nicht. Du findest es ja auch nicht sinnlos, wenn ich dir mein Herz ausschütte. Ich liebe deinen Schwanz, Roarke, ich finde ihn wunderbar. Aber es ist wirklich nervig, wenn du damit denkst.«
    Er öffnete den Mund, atmete zischend aus und fing dann leise an zu lachen. »Und ich finde es nervig, wenn du mir das unter die Nase reibst. Also gut, dann lass uns die Sache damit beenden, dass ich dir erzähle, dass ich heute in Philadelphia war.«
    »Warum zum Teufel?«, schnauzte sie ihn an. »Ich hatte dich doch gebeten, mir immer zu sagen, wo du bist.«
    »Ich wollte es gar nicht erzählen, und zwar nicht, weil ich wusste, dass du dann wütend auf mich bist, sondern, weil es reine Zeitverschwendung war. Ich dachte, ich könnte alles regeln oder notfalls eine neue Familie für Nixie kaufen – in diesen Dingen bin ich schließlich gut. Ich habe also Grant Swishers Stiefschwester besucht, um sie dazu zu überreden, dass sie Nixie zu sich nimmt. Aber sie war nicht im Geringsten interessiert.«
    Jetzt nahm er auf der Sessellehne Platz. »Ich hatte mir ernsthaft eingebildet, ich könnte diese Sache klären. Wie eingebildet ich doch manchmal bin.«
    »Halt die Klappe. Außer mir darf dich niemand kritisieren. « Sie trat vor ihn, umfasste sein Gesicht mit beiden Händen und gab ihm einen Kuss. »Und ich kritisiere dich jetzt nicht, obwohl ich natürlich sauer wegen dieser unangemeldeten Reise bin, denn ich bin furchtbar stolz auf dich, weil du versucht hast, ihr zu helfen. Ich wäre nicht auf die Idee gekommen, etwas in der Art zu tun.«
    »Ich hätte diese Frau sogar gekauft, wenn das eine
Möglichkeit gewesen wäre. Schließlich löst Geld alle möglichen Probleme, und was soll ich mit all meiner Kohle, wenn ich damit nicht alles kaufen kann? Wie zum Beispiel eine nette Familie für ein kleines Mädchen. Die Großeltern – übrigens, ich habe auch den Großvater gefunden – hatte ich aus moralischen Erwägungen bereits von der Liste gestrichen. Aber die Frau, die ich persönlich als Nixies neue Mutter auserkoren hatte, hat mir eine glatte Abfuhr erteilt.«
    »Wenn sie das Kind nicht will, ist es woanders sicher besser aufgehoben.«
    »Das ist mir bewusst. Aber auch wenn ich von der Gefühlskälte dieser Person natürlich angewidert war, war ich wütend auf mich selbst, weil ich mir ernsthaft eingebildet hatte, ich bräuchte nur mit den Fingern zu schnippen und schon wäre alles klar. Vor allem war ich wütend, dass ich dazu nicht in der Lage war. Wenn die Sache hingehauen hätte, bräuchte ich nämlich keine Schuldgefühle mehr zu haben.«
    »Weswegen?«
    »Weil ich nicht in Erwägung ziehe, oder besser, weil ich nicht in Erwägung ziehen kann, sie einfach zu behalten. «
    »Sie? Hier? Bei uns?«
    Er stieß ein müdes Lachen aus. »Tja, zumindest sind wir beide einer Meinung. Dass wir sie nicht nehmen können, meine ich. Dass wir dafür einfach nicht geeignet sind. Dass dieses große Haus und all mein Geld nicht das Mindeste bedeuten, weil wir einfach nicht die richtigen Leute für sie sind.«
    »Wir sind tatsächlich einer Meinung.«
    Er sah sie lächelnd an. »Ich habe mich gefragt, ob ich wohl ein guter Vater wäre. Ich glaube, ja. Ich glaube, wir wären beide gute Eltern, trotz oder vielleicht auch wegen
unserer Vergangenheit. Aber nicht jetzt. Und nicht für dieses Kind. Wir beide werden wissen, wenn der rechte

Weitere Kostenlose Bücher