In den Armen der Nacht
gut bezahlt.«
»Diese Jane Smith hat mit ihren Zwillingen das große Los gezogen. Die Kirkendalls und Clintons sind zufrieden mit zwei putzmunteren Jungen abgezogen und der Babyhändler hat die Kohle eingeheimst und mit den anderen geteilt. Ich werde diese Informationen ans Jugendamt weiterleiten, damit die der Sache weiter nachgehen. Vielleicht finden sie den Namen der leiblichen Mutter und auch die anderen Beteiligten heraus. Das ist nach fünfzig Jahren sicher nicht so einfach, ich selber habe einfach keine Zeit dafür, wenn mich die Spur nicht direkt zu den beiden Typen führt. Kinder zu verkaufen
ist so ziemlich das Mieseste, womit man seinen Lebensunterhalt verdienen kann.«
»Manchmal ist es vielleicht besser, gewollt und meinetwegen auch gekauft zu werden, als wenn man nicht gewollt ist und deshalb schlecht behandelt oder einfach weggeworfen wird.«
»Es gibt offizielle Agenturen, die sich um diese Dinge kümmern. Und es gibt durchaus auch Wege, selbst Kinder zu zeugen oder zu empfangen, sogar, wenn man körperliche Probleme hat. Leute wie die hier wollen sich die Mühe sparen und ignorieren deshalb die Gesetze, die zum Schutz der Kinder erlassen worden sind.«
»Das sehe ich genauso. Es hat den Anschein, als hätten in unseren beiden Fällen die Jungen, die gewollt und gekauft wurden, höchst undankbar reagiert.«
Sie stapfte wieder durch den Raum. »Sie haben offenbar gedacht, ich hatte einen Bruder und den habt ihr mir gestohlen. Ich musste eine Lüge leben und konnte nichts dagegen tun. Jetzt übernehme ich endlich selber die Kontrolle, ihr werdet ja sehen, was ihr davon habt. Wir haben es also mit zwei zornigen Männern zu tun, die mit unseren Steuergeldern zum Töten ausgebildet worden sind. Brüder, denen die brüderliche Loyalität und das blöde semper fi eindeutig über alles geht.«
»Ich glaube, das ist das Motto der Marines, nicht der Armee.«
»Wie auch immer. Irgendwann haben sie sich getroffen und sind dahintergekommen, dass sie Brüder sind. Oder einer von ihnen ist dahintergekommen und hat den anderen gesucht. Sie sind wie die beiden Seiten einer Münze und machen das denkbar Schlechteste daraus. Sie haben ihre Gesichter verändert. Nicht nur, um nicht erkannt zu werden, sondern, weil sie sich auf diese Art noch ähnlicher sehen. Nicht mehr wie zweieiige, sondern
wie eineiige Zwillinge. So gleich, wie es nur geht. Zwei Körper und ein Geist oder eine Seele. So sieht es für mich aus.«
»Die Akten beider Männer und auch ein paar andere, die ich gefunden habe, weisen auf Aufträge seitens der CIA und Homelands sowie auf eine Reihe von Spezialeinsätzen hin.«
Jetzt sehe ich euch, dachte Eve. Jetzt kenne ich euch. Jetzt werde ich euch finden. »Wie lange wird es dauern, bis du alles gefunden hast?«
»Eine Weile. Du bist rastlos, Lieutenant.«
»Ich brauche …« Sie ließ die Schultern kreisen. »… einfach etwas Action. Ich habe mich seit Tagen viel zu wenig bewegt. Vor allem würde ich mich einfach gerne schlagen. Möglichst mit jemandem, der sich nach Kräften wehrt.«
»Da kann ich dir helfen.«
Sie hob die geballten Fäuste und fragte in herausforderndem Ton: »Lust auf eine Runde, Ass?«
»Nicht wirklich, aber gib mir eine Minute Zeit, bis die Kiste alleine weiterläuft.« Er gab dem Computer eine Reihe von Befehlen, die Eve als Elektroniklaie nur ansatzweise verstand. »Sie kann ohne mich anfangen, später komme ich wieder und tue das, was sie nicht kann. Komm mit.«
»Es ginge sicher schneller, wenn du den Computer weiter bedienst.«
»Wenn ich eine Stunde weg bin, macht das keinen großen Unterschied.« Er zog sie in den Lift. »Holo-Raum.«
»Holo-Raum? Wozu?«
»Es gibt da ein kleines Programm, mit dem ich herumgespielt habe und von dem ich denke, dass es dir gefällt. Vor allem, seit ich weiß, dass du ein genauso großer Fan von Meister Lu und seinen Fähigkeiten bist wie ich.«
Er trat mit ihr in das schwarze Quadrat des Holo-Raums. »Kampfsportprogramm 5A«, bestellte er und sah sie mit einem leisen Lächeln an. »Mit Eve Dallas als Gegnerin.«
»Ich dachte, du hättest gesagt, dass du nicht –«
Der Raum begann vor Eves Augen zu verschwimmen, und plötzlich wurde er zu einem Dojo mit schimmerndem Parkettboden und einer Reihe glänzender Waffen an der Wand. Sie sah an sich herunter und nickte angesichts des traditionellen schwarzen Gi, in dem sie gewandet war, anerkennend mit dem Kopf.
»Cool.« Mehr fiel ihr dazu nicht ein.
»Wie hart soll der Kampf
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