In den Armen der Nacht
keiner von uns irgendwelchen Ärger machen will. Roger Kirkendall wird im Zusammenhang mit sieben Morden gesucht.«
»Nur sieben.« Er verzog verächtlich das Gesicht. »Das ist eindeutig untertrieben.«
»Das mag sein, aber uns geht es im Augenblick um diese sieben Fälle.«
»Darunter diese beiden«, erklärte McNab mit nicht minder kalter Stimme als sein Gegenüber und hielt den beiden Turnbills Aufnahmen der beiden toten Kinder hin.
Als Roxanne erbleichte, wusste er, dass dieser Schachzug richtig gewesen war. »Sie haben friedlich geschlafen, als er ihnen die Kehlen durchgeschnitten hat. Ich nehme an, das war noch eine Gnade.«
»Oh Gott.« Roxanne schlang sich die Arme um den Bauch. »Oh mein Gott.«
»Sie haben nicht das Recht hierher zu kommen und uns so etwas anzutun.«
»Oh doch.« McNab erwiderte Turnbills gnadenlosen Blick. »Das haben wir.«
»McNab«, murmelte Peabody verschämt und nahm ihm die Fotos ab. »Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass wir Sie stören und derart aus der Ruhe bringen müssen. Aber wir brauchen Ihre Hilfe.«
»Wir wissen nichts.« Turnbill legte einen Arm um die Schultern seiner Frau. »Alles, was wir wollen, ist, dass man uns in Ruhe lässt.«
»Sie haben vor sechs Jahren hoch bezahlte, gute Jobs aufgegeben, um hierher zu ziehen«, begann McNab. »Warum?«
»Das geht Sie nicht das Geringste an.«
»Joshua.« Roxanne schüttelte den Kopf. »Ich muss mich setzen. Vielleicht nehmen wir erst mal alle Platz.«
Sie ging ihnen voran ins Wohnzimmer, in dem die Kinder buntes Spielzeug hatten liegen lassen. Das Zimmer war mit seinen bequemen, abgenutzten Möbeln eindeutig der Lieblingsraum der Familie. Roxanne setzte sich aufs Sofa und umklammerte Hilfe suchend Joshuas freie Hand. »Woher wissen Sie, dass er es war? Er ist so lange mit so vielen Verbrechen durchgekommen, woher wissen Sie mit einem Mal, dass er es war?«
»Wir haben Beweise, die ihn mit den Verbrechen in Verbindung bringen. Diese Kinder, ihre Eltern und eine Angestellte der Familie wurden alle in ihren Betten umgebracht. Grant Swisher hat Ihre Schwester bei der Scheidung und der Sorgerechtsverhandlung vor Gericht vertreten.«
»Das ist sechs Jahre her«, erwiderte Roxanne. »Aber es überrascht mich nicht, dass er sechs Jahre gewartet hat. Er würde, wenn nötig, auch sechzig Jahre warten.«
»Haben Sie eine Ahnung, wo er vielleicht ist?«
»Nein. Inzwischen lässt er uns in Ruhe. Weil wir nicht mehr wichtig für ihn sind. Wir wollen auch nicht wichtig für ihn sein.«
»Wo ist Ihre Schwester?«, fragte McNab und Roxanne zuckte zusammen.
»Sie ist tot. Er hat sie umgebracht.«
»Wir wissen, dass er dazu fähig ist.« Peabody sah Mrs Turnbill reglos an. »Aber er hat sie – noch – nicht umgebracht. Was, wenn er sie findet, bevor wir ihn finden? Was, wenn Sie Informationen haben, sich aber weigern, mit uns zu kooperieren, und dadurch die Ermittlungen lange genug behindern, dass er sie doch noch ausfindig machen kann?«
»Ich weiß nicht, wo sie ist.« Roxannes Augen füllten sich mit Tränen. »Ich habe weder sie noch meinen Neffen oder meine Nichte in den letzten sechs Jahren gesehen. «
»Aber Sie wissen, dass sie lebt. Sie wissen, dass sie ihm entkommen ist.«
»Ich dachte, sie wäre tot. Zwei Jahre lang. Ich war bei der Polizei, aber die konnte mir nicht helfen. Ich dachte, er hätte sie umgebracht. Doch dann –«
»Du brauchst das nicht zu tun, Roxie.« Ihr Mann zog sie näher an sich heran. »Du brauchst das alles nicht noch einmal durchzumachen.«
»Ich weiß nicht, was ich machen soll. Was, wenn er hierher kommt? Was, wenn er nach all der Zeit hierher kommt? Unsere Babys, Joshua.«
»Hier sind wir sicher.«
»Sie haben Ihr Haus sehr gut gesichert«, lenkte McNab Turnbills Aufmerksamkeit wieder auf sich. »Aber das hatten die Swishers auch. Die nette Familie aus der Upper West Side, die er abgeschlachtet hat. Ihr gutes Sicherheitssystem hat ihnen nicht das Mindeste genützt.«
»Wir werden Ihnen helfen«, versicherte Peabody den beiden. »Wir werden dafür sorgen, dass Sie und Ihre Familie unter Polizeischutz kommen. Wir haben einen
privaten Flieger von New York hierher genommen, der nicht vom Radar aufgezeichnet worden ist. Er weiß nicht, dass wir hier sind. Genau, wie er bisher nicht weiß, dass wir ihm auf den Fersen sind. Aber je länger die Suche nach ihm dauert, umso größer wird die Gefahr, dass er es erfährt.«
»Wann wird es endlich vorbei sein?«
»Wenn wir ihn
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