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In den Armen der Nacht

In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.D. Robb
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hatte sie nicht. Ich nehme an, sie hatte ihre Flucht von langer Hand geplant. Ich weiß nicht, wie es ihr sonst gelungen wäre, ihm wirklich zu entkommen.«
    »Es gibt Untergrundorganisationen für Leute in ihrer Situation.«
    »Das wusste ich damals noch nicht. Als sie verschwand, war ich mir sicher, er hätte sie und die Kinder umgebracht.
Er wäre dazu nicht nur in der Lage, sondern hätte auch die Möglichkeit, die Ausbildung dafür gehabt. Selbst als er mich gekidnappt hat, dachte ich –«
    »Er hat Sie entführt?«
    »Ich saß in der U-Bahn auf dem Weg nach Hause und spürte plötzlich einen Stich.« Sie legte eine Hand um ihren Oberarm. »Mir wurde schwindelig und schlecht, an mehr kann ich mich nicht erinnern. Das Nächste, was ich weiß, ist, dass ich wieder wach wurde und mir noch immer übel war. Ich war in einem Zimmer, einem großen Zimmer. Es gab nirgendwo ein Fenster und nur dieses hässlich grünliche Licht. Er hatte mir die Kleider ausgezogen, alle Kleider.«
    Sie presste die Lippen so fest aufeinander, dass alles Blut aus ihnen wich, und tastete blind nach der Hand von ihrem Mann. »Ich lag auf dem Boden, meine Hände waren gefesselt. Als ich wieder zu mir kam, wurde ich mit einer Art Flaschenzug in die Höhe gezogen, bis ich nur noch auf den Zehenspitzen stand. Ich war damals im sechsten Monat mit Ben schwanger.«
    Turnbill presste sein Gesicht an die Schulter seiner Frau und brach in stummes Schluchzen aus.
    »Als er vor mich trat, hatte er eine Art Knüppel in der Hand. Er fragte: ›Wo ist meine Frau?‹, und noch ehe ich ihm eine Antwort geben konnte, hat er mir die Spitze des Stocks hierhin gepresst.« Sie legte eine Hand zwischen ihre Brüste. »Es hat furchtbar wehgetan, er hatte mir einen elektrischen Schlag versetzt. Er hat mir seelenruhig erklärt, er hätte den Elektroschocker auf der niedrigsten Stufe eingestellt und würde ihn jedes Mal eine Stufe höher fahren, wenn ich ihn belüge.
    Ich habe ihm gesagt, ich wüsste, dass er sie ermordet hat, da hat er mir den nächsten Schlag versetzt. So ging es ein ums andere Mal. Ich habe geschrien, gebettelt
und gefleht, um mein eigenes Leben und um das Leben meines Babys. Er hat mich dort stehen lassen, ich weiß nicht, wie lange, dann kam er zurück, und alles fing von vorne an.«
    »Er hatte sie über zwölf Stunden in seiner Gewalt.« Turnbill ignorierte die Tränen in seinem Gesicht und atmete zischend ein. »Die Polizei – so schnell kann man keine Vermisstenanzeige erstatten. Ich habe es versucht, aber sie haben mir erklärt, sie wäre noch nicht lange genug fort. Aber für uns beide war es eine Ewigkeit. Es war das reinste Wunder, dass sie keine Fehlgeburt erlitten hat. Als er mit ihr fertig war, hat er sie einfach auf dem Bürgersteig am Times Square abgelegt.«
    »Am Ende hat er mir geglaubt. Er muss gewusst haben, dass ich ihm alles gesagt hätte, nur, damit der Schmerz ein Ende nimmt. Also hat er mir geglaubt; bevor er mich wieder bewusstlos geschlagen hat, hat er mir erklärt, wenn ich zur Polizei gehen und Anzeige erstatten würde, fände er mich auch ein zweites Mal. Dann würde er mir das Balg aus dem Bauch schneiden und ihm die Kehle aufschlitzen wie einem kleinen Schwein.«
    »Roxanne«, sagte Peabody mit leiser Stimme. »Ich weiß, es ist sehr schwer für Sie, darüber zu sprechen. Aber ich muss wissen, ob Kirkendall allein war, als er Sie gekidnappt hat.«
    »Nein. Er hatte diesen Bastard bei sich. Die beiden waren unzertrennlich und haben behauptet, dass sie Brüder sind. Der andere hieß Isaac, Isaac Clinton. Sie waren zusammen bei der Armee. Er … er saß vor einer Art Konsole und hat dort an irgendwelchen Knöpfen rumgedreht. Ich weiß nicht. Ich glaube, dass er dort irgendwelche Diagramme abgelesen hat. Sie hatten mich an irgendwelche Sonden angeschlossen, wie im Krankenhaus. Er saß die ganze Zeit an der Konsole, während
Roger mich gefoltert hat, und hat kein Wort gesagt. Kein einziges Wort. Zumindest nicht, während ich bei Bewusstsein war.«
    »War sonst noch jemand dort?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher. Manchmal habe ich mir eingebildet, ich würde irgendwelche Stimmen hören, darunter die von einer Frau. Aber ich war vollkommen von Sinnen. Ich habe sonst niemanden gesehen, und ich war bewusstlos, als sie mich wieder weggefahren und auf die Straße geworfen haben.«
    »Sie haben der Polizei nicht erzählt, dass Sie Ihre Entführer kannten?«
    »Als ich … als ich wieder zu mir kam, lag ich im Krankenhaus. Ich

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