In den Armen der Nacht
wären, um mich abzuhören, hätte ich es nicht riskieren können, die Zentrale anzurufen, denn dann hätten sie mitbekommen, dass wir wissen, wer sie sind.«
»Das klingt durchaus logisch und vernünftig.«
»Ja, das fand ich auch. Ich dachte, wenn sie hören, wie ich ihre Namen nenne, tauchen sie sofort ab. Also habe
ich am Straßenrand gehalten, Trueheart in die Kneipe geschickt, damit es so aussah, als hätte ich nicht ohne Grund eine Pause gemacht, und dann habe ich abgewartet, um zu gucken, was sie tun. Sie sind an mir vorbeigefahren, haben ein Stück weiter gedreht und sich wieder hinter mich gestellt. Also habe ich beschlossen, den Spieß umzudrehen, meinerseits die Verfolgung aufzunehmen, Verstärkung zu erbitten und sie so lange zu jagen, bis wir sie in die Zange nehmen können und eine erneute Flucht unmöglich ist. Aber, meine Güte, die hatten vielleicht ein Geschoss. Sah wie ein normaler Lieferwagen aus, aber, Himmel, er hat selbst in der Luft noch locker hundertachtzig draufgehabt. Außerdem hatten sie Lasergewehre und was weiß ich sonst noch alles dabei. Sie haben ein paar Streifenwagen, ein paar private PKWs und einen Maxibus aus dem Verkehr gezogen. Dann haben sie mich abgehängt und waren plötzlich wie vom Erdboden verschluckt.«
»Nur dich?«
»Ich habe den Einsatz angeordnet. Und er war verkehrt. Das Einzige, was mir das Ganze gebracht hat, waren die Marke, das Modell und das Kennzeichen des Vans. Das Kennzeichen gehört tatsächlich zu einem schwarzen Lieferwagen dieser Marke und dieses Modells, nur eben nicht zu dem. Sie haben einfach das Nummernschild kopiert und waren schlau genug, eins nachzumachen, das an dem gleichen Fahrzeugtyp hing. Der Typ, dem der rechtmäßig zugelassene Van – der heute rechtmäßig auf einem Parkplatz in der Nähe seiner Firma stand – gehört, hat ein kleines Handwerksunternehmen. Er ist sauber und hat zum Zeitpunkt der Verfolgungsjagd zu Hause mit seiner Frau vor dem Fernseher gesessen. Was die bezeugen kann.«
Sie nahm einen Schluck Wasser. »Wir haben also jede
Menge Verletzte, jede Menge materieller Schäden, müssen vielleicht – verdammt, wahrscheinlich – mit jeder Menge Zivilklagen gegen die Polizeibehörde rechnen, den Verdächtigen ist klar, dass ihr Fahrzeug aufgeflogen ist …«
»… und zum Dank für alles hat dir Whitney eine ordentliche Abreibung verpasst.«
»Und ob.«
»Allerdings hätte er unter den gegebenen Umständen kaum etwas anderes getan als du.«
»Vielleicht nicht. Wahrscheinlich nicht. Aber auch dann wäre es falsch gewesen. Der Bürgermeister wird dem Chief Vorhaltungen machen, der Chief dem Commander und der Commander mir. In diesem ganz speziellen Fall bin ich leider die, die ganz unten auf der Leiter steht. Das Fernsehen und die Zeitungen werden begeistert sein.«
»Dann treten sie dir für die Sache also in den Hintern. Aber ein paar leichte Tritte in den Allerwertesten stärken den Charakter.«
»Das Einzige, was sie bewirken, ist, dass der Hintern schmerzt.« Sie stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. »Ich habe eine Liste aller verkauften Lieferwagen dieser Marke und dieses Modells. Scheint sehr beliebt zu sein. Die Farbe habe ich offengelassen, weil man die schließlich leicht verändern kann. Allerdings glaube ich nicht, dass meine Nachforschungen in der Richtung etwas bringen. Ich an ihrer Stelle hätte die Kiste irgendwo außerhalb gekauft oder gestohlen. Es gibt also ganz sicher nirgends in der Stadt einen Beleg über den Kauf des Fahrzeugs, auf dem der Name Kirkendall oder einer seiner Alias-Namen steht.«
»Du bist entmutigt.« Er hasste es, sie derart resigniert zu sehen. »Das solltest du nicht sein.«
»Nein, ich bin heute Abend einfach ein bisschen k.o. Tut mir leid, dass ich so voll Selbstmitleid bin.«
»Leg dich ins Bett und schlaf, damit du morgen früh wieder bei Kräften bist.«
»Du gehst noch nicht ins Bett?«
»Doch.« Er wies den Computer an, sämtliche Daten ordentlich zu speichern, fuhr ihn dann herunter und wandte sich ihr zu.
»Du musst morgen mal wieder deine eigene Arbeit machen.«
»Ich habe ein paar Termine umgelegt.« Er trat mit ihr zusammen in den Flur und zog die Tür hinter sich zu. »Ich habe mit Richard und Beth telefoniert. Sie möchten Nixie kennen lernen und kommen deshalb morgen hier vorbei.«
»Morgen? Ich hatte gehofft, dass es schnell gehen würde, aber ich habe nicht erwartet, dass es so schnell geht.«
»Sie hatten bereits darüber gesprochen, noch ein
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