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In den Armen der Nacht

In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.D. Robb
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zweites Kind zu adoptieren, und auch schon einen entsprechenden Antrag eingereicht. Richard hat mir erzählt, Beth hätte gehofft, dass es dieses Mal ein Mädchen würde, und dass sie beide meinen Anruf als eine Art von Zeichen sehen.«
    Auf dem Weg zum Schlafzimmer legte er eine Hand in ihren Nacken und massierte mit seinen magischen Fingern einen Teil des Kopfwehs fort. »Manchmal ist das Leben wirklich seltsam, findest du nicht auch? Aber es gibt Augenblicke, in denen es tatsächlich funktioniert. Wenn ihre Tochter nicht ermordet worden wäre, hätten sie wahrscheinlich nie erwogen, ein Kind bei sich aufzunehmen. Und wenn nicht auch ein Freund von mir getötet worden wäre, hätte ich den kleinen Jungen nie getroffen oder hätte zumindest nie auf ihn geachtet und vor
allem Beth und Richard nicht gebeten, ihn bei sich aufzunehmen, damit auch er im Leben eine Chance hat.«
    »Wenn Grant Swisher Dian Kirkendall nicht geholfen hätte, wären er und seine Familie noch am Leben.«
    »Stimmt. Manchmal ist das Leben eben auch furchtbar ungerecht. Zumindest bekommt Nixie jetzt die Chance auf ein neues Leben bei Richard und Beth. Sie wird aufwachsen und wissen, dass es Menschen auf der Welt gibt, die sich stets darum bemühen, das Böse auszugleichen, das von anderen verursacht wird.«
    »Du hast nichts davon gesagt, dass wir beide uns niemals getroffen hätten, wenn Sharon DeBlass nicht ermordet worden wäre.«
    »Weil wir uns auch so getroffen hätten. Wenn auch vielleicht zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort. Alle Schritte meines Lebens haben mich zu dir geführt.« Er wandte sich ihr zu und küsste sie zärtlich auf die Stirn. »Selbst die Schritte durch die allergrößte Dunkelheit. «
    »Der Tod hat uns zueinander geführt.«
    »Nein. Das sagst du jetzt nur, weil du entmutigt bist. Liebe hat uns zueinander geführt.« Er zog ihr persönlich ihr Waffenhalfter aus. »Komm, du schläfst ja schon im Stehen. Ab ins Bett mit dir.«
    Sie stieg aus ihren Kleidern, kletterte müde auf die Plattform, glitt unter die Decke und klappte, als er sie in die Arme nahm, erschöpft die Augen zu. »Ich hätte dich auch immer gefunden«, murmelte sie leise. »Selbst in der allergrößten Dunkelheit.«
     
    Der Albtraum näherte sich lautlos, schlich sich wie auf Zehenspitzen in ihre Gedanken ein. Sie sah sich selbst, das kleine, blutbespritzte Kind, das sich in einem blendend weißen Raum mit anderen, blutbespritzten Kindern
drängte. Furcht und Schmerz, Verzweiflung und Erschöpfung hingen in der Luft und machten das Atmen schwer.
    Keins der Kinder sprach ein Wort, keins der Kinder weinte. Sie standen einfach Schulter an geprellter Schulter da und warteten schicksalsergeben ab.
    Eines nach dem anderen wurden sie von Erwachsenen mit steinernen Gesichtern und toten Augen fortgeführt. Ohne zu protestieren, ohne auch nur zu wimmern, schlichen sie wie kranke Hunde im Gefolge derer, die ihrem Leid ein Ende machen sollten, aus dem Raum.
    Sie wartete darauf, dass sie an die Reihe kam.
    Doch niemand tauchte auf, um sie zu holen. Das Blut, das in ihrem Gesicht, an ihren Händen und den Armen klebte, tropfte beinahe melodisch auf den kalten Boden, am Ende stand sie ganz alleine in dem weißen Raum.
    Sie war nicht überrascht, als er den Raum betrat. Er kam jedes Mal. Der Mann, den sie getötet hatte. Der Mann, der sie gebrochen, sie getreten und geschlagen hatte, bis sie nur noch ein zitterndes kleines Tier war.
    Er lächelte und sie konnte es riechen. Den Whiskey und die Süßigkeiten, die er immer aß.
    Sie wollen nur die Hübschen, sagte er zu ihr. Die Süßen und die Braven. Kinder wie dich überlassen sie mir. Sonst will dich nämlich niemand haben. Fragst du dich, wohin sie gehen, wenn sie den Raum verlassen?
    Sie wollte es nicht wissen. Tränen rannen ihr über das Gesicht und mischten sich mit seinem Blut. Doch sie machte kein Geräusch. Wenn sie leise, wenn sie ganz still und leise war, vielleicht würde er dann wieder gehen und es käme jemand anderes zu ihr. Wer, war ihr vollkommen egal.
    Sie bringen sie zu einer Grube, habe ich dir das nicht erzählt? Ich wollte dir keine Angst einjagen, aber wenn
du nicht brav bist, werfen sie dich in eine Grube, in der lauter Spinnen und Schlangen sind. Sie sagen, oh, lass mich dir helfen, kleines Mädchen. Aber in Wahrheit fressen sie dich bei lebendigem Leib, beißen lauter kleine Stücke von dir ab. Aber dich wollen sie nicht. Du bist ihnen zu mager, du bist ihnen zu dürr. Glaubst du

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