In den Armen der Nacht
den Kopf und holte sich eine Tasse normalen starken schwarzen Kaffee. »Wie kommst du voran? «
»Er oder vielleicht auch einer von den beiden anderen ist wirklich gut. Jeder Faden, an dem ich ziehe, führt zu einem anderen Knoten, der mich zu einer Reihe neuer Fäden führt. Ich werde dieses Knäuel entwirren, das verspreche ich, nur wird das bestimmt ein bisschen dauern. Zaubern kann ich schließlich nicht. Aber während ich hier vor dem Computer saß, kam mir ein Gedanke. Ich frage mich, wie es ihm wohl gefallen würde, würden seine Gelder plötzlich eingefroren.«
»Ich habe bisher keine handfesten Beweise dafür, dass er mit den Morden in Verbindung steht. Das Beste, was ich habe, ist ein Phantombild, das mit Hilfe einer Straßennutte angefertigt wurde, und das ihm noch nicht mal
ähnlich sieht. Ich weiß, dass er es ist, aber ich werde nie die Genehmigung bekommen, seine Gelder einzufrieren, solange es keine konkreteren Verdachtsmomente gibt.«
»Es wäre für mich das reinste Kinderspiel, etwas von seinen Konten abzuheben.«
»Ihm das Geld zu stehlen.«
»Es woandershin zu transferieren. Stehlen ist ein so … ach, im Grunde ist das Wort vollkommen okay. Aber der Begriff Transfer ist sicher mehr nach deinem Geschmack. «
Sie dachte kurz darüber nach. Der Gedanke war tatsächlich verführerisch. Doch es wäre nicht nur eine leichte Übertretung irgendeiner Dienstvorschrift, sondern eine echte Straftat, wusste sie. »Zur Abwechslung hat Nixie heute Abend mal nicht dich, sondern mich besucht, als ich eben nach Hause kam. Sie hat gesagt, sie glaubt, wenn ich diese gottverdammten Typen schnappe und hinter Gitter bringe, wird ihre Familie zufrieden sein.«
»Verstehe.«
»Wahrscheinlich sollte sie nicht fluchen, wahrscheinlich habe ich einen schlechten Einfluss auf das Kind. Jemand sollte mir dafür den Arsch versohlen. Aber –« Als sie sein breites Grinsen sah, musste sie selber lachen, fuhr sich aber mit den Händen durch das müde Gesicht. »Hör auf. Aber wie dem auch sei, bin ich nach dieser Unterhaltung eher dazu bereit, die Grenze etwas zu überschreiten – oder eher noch etwas mehr zu überschreiten«, fügte sie mit einem Blick auf das Gerät, vor dem er saß, hinzu. »Also sagen wir, du würdest seine Gelder transferieren. Du würdest ihn sauer genug machen, dass ihm die Art von Fehler unterläuft, die ihn verwundbar macht. Ein doppeltes Hurra. Aber es könnte ihn auch sauer genug machen, um erst noch ein paar
Schweizer Bankiers oder einen Anwalt auf – wie hieß es doch gleich? – Eden aus dem Verkehr zu ziehen. Deshalb sollten wir das erst versuchen, wenn es wirklich keine andere Möglichkeit mehr gibt.«
»Wahrscheinlich hast du Recht.«
»Weißt du, dieser Tag war einfach ätzend.« Sie fläzte sich auf einen Stuhl und streckte ihre Beine aus. »Wir haben durchaus Fortschritte gemacht, das spüre ich, aber den ganzen Tag über ist immer wieder irgendwelcher Scheiß gelaufen, und was mir eben noch passiert ist, hat dem Ganzen die Krone aufgesetzt.«
»Hat es etwas mit dem Blut an deiner Jeans zu tun?«
Sie sah an sich herab und nahm erst jetzt die leuchtend roten Flecken auf ihren Hosenbeinen wahr. »Das ist kein Blut. Das ist Kirschlimo.«
Sie trank ihren Kaffee und erzählte ihm, was vorgefallen war. »Als ich sie also entdeckt habe, habe ich vor einer Kneipe angehalten und Trueheart Getränke holen geschickt und –«
»Warte.« Er hob eine Hand. »Du hast also gemerkt, dass dir einer oder mehrere von diesen Leuten – Leuten, die für mehrere Morde verantwortlich sind und die höchstwahrscheinlich hoffen, auch dich noch zu erwischen – auf den Fersen waren, und hast deinen Kollegen Getränke holen geschickt?«
Sie zuckte nicht zusammen, obwohl er sie mit einem Blick bedachte, der, wie sie annahm, für gewöhnlich irgendwelchen Untergebenen, die Riesenböcke geschossen hatten, vorbehalten war.
Doch das war alles andere als leicht.
»Ich wollte einfach wissen, was sie im Schilde führen.«
»Du hast einfach gehofft, dass sie zuschlagen, und hast deshalb Trueheart vorher aus dem Weg geschafft.«
»Nicht ganz. Beinahe, aber –«
»Ich hatte dich um etwas gebeten, Eve. Dass du es mir sagen würdest, wenn du den Köder für sie spielst.«
»Ich habe – es ging alles furchtbar schnell, ich …« Sie brach ab, als der Schmerz aus ihrem Nacken in ihren Schädel zog. »Jetzt bist du sauer auf mich.«
»Wie bist du darauf gekommen, dass sie dir auf den Fersen waren?«
»Dann
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