In den Armen der Nacht
Schaffung einer Weltordnung nach ihrer Vorstellung – passte genau zu dem Ziel, das Kirkendall persönlich hat. Seine Familie musste immer genauestens seine Anweisungen befolgen und wurde von ihm, wenn sie es einmal nicht tat, streng diszipliniert. Roxanne Turnbill, die Schwester seiner Exfrau, hat den Detectives Peabody und McNab gegenüber ausgesagt, dass sie von ihm gekidnappt und gefoltert worden ist, nachdem seine Frau verschwunden war. Der zeitliche Ablauf der Entführung legt die Vermutung nahe, dass sie an einem Ort in der Nähe der Innenstadt festgehalten worden ist.
Auch Cassandra hat im letzten Jahr von einer Basis in oder nahe der City aus operiert.«
»Die aktuellen Morde scheinen aber nicht Teil einer terroristischen Bedrohung zu sein«, warf Webster ein.
»Nein, sie sind etwas Persönliches. Wenn jemand Kirkendall ans Bein pisst, pisst er nicht zurück, sondern bringt den Pisser mitsamt seiner Familie um. Es geht ihm dabei nicht um Rache, sondern ausschließlich um Stolz. Und wer hat seinen Stolz verletzt?«
»Alle, die er getötet hat«, stellte Peabody mit rauer Stimme fest.
»Nein, nicht alle.«
»Das Kind ganz sicher nicht.« McNab blickte zur Tür, als ob er die Befürchtung hätte, dass Nixie vielleicht mit gespitzten Ohren auf der anderen Seite stand.
»Nein. Sie will er nur deshalb töten, weil seine Mission, solange sie noch lebt, nicht vollständig abgeschlossen ist. Seine Frau. Es war seine Frau. Sie hat es nicht nur gewagt, sich ihm zu widersetzen und mit seinen Kindern zu verschwinden. Nein, sie hat ihn obendrein der Peinlichkeit des Sorgerechtsverfahrens ausgesetzt und hat es hinterher auch noch geschafft, so tief abzutauchen, dass er sie bis heute nicht gefunden hat.«
»Er kann sie nicht finden.« Peabody spreizte unglücklich die Hände. »Und wir finden sie auch nicht.«
Eve dachte an Roarke. Mit ein bisschen Zeit könnte er sie finden. Aber sie brächte ganz bestimmt nicht auch noch diese Familie in Gefahr. »Wir könnten ihn denken lassen, dass sie bei uns ist. Es wird eine Weile dauern, eine Kollegin zu finden, die zäh genug für einen solchen Einsatz und die Dian zumindest von der Figur her ähnlich ist. Wir könnten sie äußerlich natürlich noch etwas verändern, aber sie muss gar nicht genauso aussehen wie Dian. Wenn er sein Aussehen verändern lassen konnte,
hätte sie das schließlich auch gekonnt. Wir müssten die Sache so durchsickern lassen, dass er nicht auf die Idee kommt, dass wir sie absichtlich durchsickern ließen. Denn es wäre äußerst unglaubwürdig, wenn plötzlich jemand von uns plaudern würde, nachdem wir bisher so unglaublich vorsichtig waren.«
»Wir bräuchten einen Unterschlupf.« Feeney zupfte nachdenklich an seiner Unterlippe. »Wir bräuchten einen sicheren Ort, damit er uns abkauft, dass seine Frau dort ist. Wir müssen ihn dorthin locken und dann dafür sorgen, dass er uns von dort nicht mehr entwischen kann. Mit seiner Ausrüstung und seinem Know-how wird das sicher alles andere als leicht.«
»Trotzdem werden wir es schaffen. Ich will, dass die Sache innerhalb von sechsunddreißig, mit Simulationen innerhalb von achtundvierzig Stunden steht. Wenn wir ihnen diese Falle stellen, will ich, dass sie ihnen, wenn sie zuschnappt, möglichst die Hälse bricht. Feeney, du und McNab geht rüber ins Computerlabor und fangt am besten sofort an.«
»Okay.«
»Die anderen vertreten sich bitte kurz die Beine, damit ich allein mit Lieutenant Webster sprechen kann.«
Sie wartete ungeduldig, bis die Tür des Arbeitszimmers hinter dem letzten ihrer Leute ins Schloss gefallen war. »Ich bin für diese Ermittlungen und für die Vorkommnisse gestern Abend allein verantwortlich. Falls also der Chief, die Dienstaufsicht oder der liebe Gott persönlich eine Beschwerde einreichen will, dann bitte über mich und niemand sonst.«
»Verstanden. Als ich vorhin gesagt habe, dass ich nicht hier bin, weil ich jemandem an den Karren fahren will, habe ich das durchaus ernst gemeint. Ich habe mir die Akten im Fall Duberry inzwischen angesehen, und
auch wenn ich nicht sagen würde, dass die Ermittlungen schlampig geführt worden sind, haben sich die Kollegen auch nicht gerade umgebracht. Was den Fall Brenegan betrifft, scheinen die Festnahme und die anschließende Verurteilung durchaus gerechtfertigt gewesen zu sein. Auch wenn das aufgrund der Informationen, die wir inzwischen haben, zumindest fraglich ist.«
»Haben sich die Kollegen, die in den Fällen ermittelt
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