In den Armen der Nacht
Nixie Swisher nicht das gleiche Glück verdient? Hatte es nicht vielleicht sogar mehr verdient, als ihm damals zuteil geworden war?
Er würde helfen, dass sie ein Zuhause fand – ihr und auch sich selbst zuliebe –, weil sich damit die Stimme seines Vaters besser als mit Alkohol zum Verstummen bringen ließ.
Statt sich also einen Whiskey einzuschenken, blieb er reglos hinter der Konsole sitzen, bis seine Frau den Raum betrat.
Der Raum war voller Licht, doch die breiten Fenster, die ihr einen wunderbaren Blick auf die New Yorker Skyline boten, waren von außen nicht einzusehen. Der dort installierte Sichtschutz war nicht zu durchdringen, außer vielleicht mit einem von Roarke selbst entwickelten Gerät.
Er saß an der breiten, schwarzen U-förmigen Konsole, hatte die Jacke ausgezogen, die Ärmel hochgerollt und sein seidig weiches Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden.
Wie er es immer tat, wenn er vor dem Computer saß.
Die Konsole wirkte etwas futuristisch, dachte Eve, der Mann, der dort die Knöpfe drückte, sah wie der Kapitän von einem Raumschiff aus.
Lämpchen funkelten wie Brillanten auf dem schwarzen Holz, als er dem Computer manuelle und akustische Befehle gab und die Berichte zu verschiedenen Bereichen seines Unternehmens durchging, die man auf den Wand-bildschirmen sah.
»Lieutenant.«
»Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich dich in die Sache mit reingezogen habe«, sagte sie.
Er hielt in seiner Arbeit inne. »Pause«, wies er den Computer an und erklärte dann in kühlem Ton: »Du bist erregt. Deshalb werde ich dir diese beleidigende Äußerung verzeihen.«
»Roarke –«
»Eve.« Er stand auf und kam über den schwarzen Marmorboden auf sie zu. »Sind wir eine Einheit, du und ich?«
»Daran führt offenbar kein Weg vorbei.«
»Nein, daran führt kein Weg vorbei.« Er umfasste ihre Hände und die Berührung seiner Liebsten brachte ihn wieder ins Gleichgewicht. »Deshalb entschuldige dich
bitte nicht bei mir dafür, dass du tust, was deiner Meinung nach das Beste für die Kleine ist.«
»Ich hätte sie auch woanders unterbringen können. Das habe ich mir heute ein ums andere Mal gesagt. Newman kennt ein paar von diesen Häusern. Falls, nein, verdammt, wenn sie ihnen die Adressen dieser Häuser nennt … Augenblicklich tun meine Kollegen alles, was in ihrer Macht steht, um die Leute aus den Häusern rauszuholen, von denen sie gehofft hatten, dass sie dort sicher sind. Nur für den Fall der Fälle.«
Etwas flackerte in seinen Augen auf. »Einen Augenblick. « Er kehrte an die Konsole zurück und griff dort nach dem Telefon. »Dochas«, schnauzte er. »Alarmstufe Rot. Sofort.«
»Oh Gott.«
»Mach dir keine Gedanken«, meinte er und wandte sich ihr wieder zu. »Ich habe auch für einen Fall wie diesen vorgesorgt. Es ist unwahrscheinlich, dass sie glauben, du hättest sie dorthin gebracht, schließlich gibt es jede Menge anderer Häuser dieser Art. Noch unwahrscheinlicher ist es, dass sie das Haus überhaupt finden. Aber falls doch, habe ich vorgesorgt.«
Er trat wieder vor sie, nickte in Richtung der Monitore und erklärte: »Jeder Zentimeter der Mauer unseres Grundstücks wird rund um die Uhr bewacht.«
»Trotzdem hat ein Teenager es einmal geschafft, sich mit Hilfe eines selbst gebauten Jammers Zugang zu verschaffen. «
Die Tatsache, dass die Erinnerung Roarke kurzfristig zu schmerzen schien, zauberte ein leises Lächeln in ihr Gesicht. »Jamie ist kein normaler Teenager. Und den zweiten Schutzwall hat er nicht geknackt. Außerdem habe ich die Sicherheitsvorkehrungen seit damals noch verschärft. Glaub mir, Eve, sie kommen hier nicht rein.«
»Ich glaube dir.« Trotzdem stapfte sie ans Fenster und blickte argwöhnisch hinaus. »Newman weiß nicht, dass ich die Kleine mit hierher genommen habe. Ich habe über ihren Kopf hinweg entschieden und ihr nichts davon gesagt, weil sie mir furchtbar auf die Nerven ging. Ich wollte ihr damit einfach zeigen, wer von uns das Sagen hat. Auch wenn das ziemlich kleinlich von mir war.«
»Deine Kleinlichkeit in manchen Dingen, die ich übrigens liebe, hat Nixies Sicherheit verstärkt.«
»Das war reiner Zufall. Aber warum soll man sich nicht über einen Zufall freuen? Ich habe Newmans Vorgesetzte in Schutzhaft nehmen und sämtliche Unterlagen zu dem Fall verschwinden lassen.« Sie atmete hörbar aus. »Auch Mira lasse ich für den Fall, dass sie rausbekommen, dass sie Nixie betreut, bis auf Weiteres überwachen, obwohl sie darüber nicht gerade
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