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In den Armen der Nacht

In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.D. Robb
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augenblicklich unter seinem Dach, und er hatte sich im Laufe seines Lebens viel größerer Verbrechen als ihre Großmutter schuldig gemacht.
    Trotzdem ließe er nicht zu, dass eine solche Frau die Vormundschaft für dieses Kind bekäme. Nixie hatte etwas Besseres verdient.
    Auch Grant Swishers biologischen Vater hatte er gefunden. Es hatte ein wenig gedauert, dann aber hatte ein Blick in die Datei genügt, damit auch dieser Mann als potenzieller Vormund von ihm ausgeschlossen war.
    Er hatte nur selten Arbeit, hatte wegen Diebstahls und dem Knacken fremder Autos zwei kurze Haftstrafen verbüßt.
    Die Halbschwester schien jedoch durchaus anständig zu sein. Sie war Anwältin in Philadelphia. Sie war nicht vorbestraft, solvent und seit sieben Jahren mit einem Anwalt verheiratet und kinderlos.
    Das Kind könnte vorübergehend oder, falls erforderlich, vielleicht sogar auf Dauer zu ihr ziehen. Dort hätte sie es gut, sie würde bei einem Menschen leben, der ihre Eltern gekannt hatte und ihr deshalb verbunden war.
    Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. All das war nicht sein Problem. Es ging ihn nicht das Geringste an.
    Natürlich tat es das. Er war jetzt verantwortlich für dieses Kind, ob er wollte oder nicht.
    Er hatte in ihrem Schlafzimmer gestanden und gesehen, was ihr beinahe angetan worden wäre.
    Genau, wie er im Zimmer ihres Bruders gestanden und gesehen hatte, was ihm angetan worden war. Der Anblick der rostroten Flecken auf dem Bett und an den Wänden ging ihm nicht mehr aus dem Kopf.
    Hatte er in dem Moment sein eigenes Blut gesehen? Er dachte nie an seine Kindheit oder derart selten, dass es
nicht wichtig für ihn war. Er wurde nicht wie Eve von Albträumen geplagt. Er hatte diese Tage hinter sich gelassen, genau wie das, was damals vorgefallen war.
    Jetzt aber dachte er an jene Zeit, denn seit er im Haus der Swishers herumgelaufen war, ließ die Erinnerung ihn nicht mehr los.
    Er erinnerte sich daran, dass er sein eigenes Blut gesehen hatte. Während er allmählich wieder zu sich gekommen war. Erfüllt von grauenhaften Schmerzen hatte er auf sein eigenes Blut gestarrt, das auf den dreckigen Boden der düsteren Gasse geflossen war, nachdem sein eigener Vater ihn halb totgeschlagen hatte.
    Wobei halb tot noch deutlich untertrieben war.
    Wollte er ihn töten? Weshalb hatte er sich diese Frage bisher nie gestellt? Schließlich hatte sein Vater auch schon andere Menschen umgebracht.
    Roarke blickte auf das Foto, auf dem seine Mutter mit ihm selbst als Baby abgelichtet war. Wie jung und hübsch sie gewesen war. Trotz der blauen Flecken und der Schwellungen, die die Fäuste dieses Bastards darin hinterlassen hatten, hatte sie ein hübsches Gesicht gehabt.
    Bis Patrick Roarke es gnadenlos zertrümmert, bis er sie eigenhändig ermordet und wie ein Stück Müll in den Fluss geworfen hatte. In derart jungen Jahren, dass ihrem Sohn keine Erinnerung an sie geblieben war. Er würde sich nie an ihre Stimme oder ihren Duft erinnern. Doch das ließ sich nicht ändern, das wusste er.
    Sie hatte ihn gewollt, dieses hübsche Mädchen mit dem zerschundenen Gesicht. Sie war gestorben, weil sie ihm eine Familie geben wollte, weil ihr das Glück des Sohnes wichtiger als ihre eigene Sicherheit gewesen war.
    Wollte Patrick Roarke, Gott lasse seine Seele elendig verrotten, seinen eigenen Sohn ein paar Jahre später
wirklich töten oder hatte er einfach gedankenlos seine Fäuste und die Füße wie sonst auch benutzt?
    Das wird dir eine Lehre sein, Junge. Im Leben werden einem ständig schmerzliche Lektionen erteilt.
    Roarke raufte sich die Haare und presste dann die Hände an die Schläfen. Himmel, er konnte die Stimme dieses Arschlochs hören, doch das war mehr, als er ertrug. Er sehnte sich nach einem Drink und wäre beinahe aufgestanden, um sich einen Whiskey einzuschenken, mit dem sich die schmerzliche Erinnerung betäuben ließ.
    Doch das war eine Schwäche, es war eine Schwäche, wenn man trank, um Schmerzen zu betäuben. Hatte er nicht jeden Tag, jeden verfluchten Tag seit seiner Geburt bewiesen, dass er kein Schwächling war?
    Er war damals nicht gestorben wie der arme junge Coyle. Er hatte überlebt, denn Summerset hatte ihn von der Straße aufgelesen und bei sich aufgenommen, obwohl er damals ein widerlicher kleiner Hurensohn war.
    Er hatte ihn bei sich aufgenommen, hatte ihn gesund gepflegt und ihm ein Heim gegeben.
    Hatte in einer humanen Welt, selbst wenn es darin Morde und Blutvergießen gab, ein unschuldiges Kind wie

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