In den Armen der Nacht
ansah, gab sie schulterzuckend zu: »Ich würde kurz erwägen, es dir zu verschweigen, es dir aber schließlich doch erzählen, weil ich dir einfach nichts verschweigen kann. Ich biete mich bestimmt nicht eher als Köder an, als bis ich sicher weiß, dass mir nichts passieren kann. Wenn sie mich erwischen würden, geriete dadurch auch die Kleine
in Gefahr. Vor allem liebe ich dich auch. Bevor ich also irgendetwas in der Richtung ausprobiere, gebe ich dir ganz bestimmt Bescheid.«
»Das muss mir wahrscheinlich reichen. Ich habe dich noch nicht gefragt, und ich weiß, du hast es eilig, aber konntest du noch mal mit den Dysons wegen Nixie sprechen? «
»Mit ihr. Er hatte ein Beruhigungsmittel genommen und lag während unseres Besuchs im Bett. Sie ist kaum in besserer Verfassung, und deshalb fahre ich am besten erst in ein paar Tagen noch mal hin. Ich weiß, dass ich dir dadurch zusätzliche Umstände bereite, aber –«
»Kein Problem. Ich denke nur, dass sie sich vielleicht wohler fühlen würde, wenn sie mit vertrauten Menschen zusammen wäre, wenn sie bei Leuten wäre, die mit ihren Eltern befreundet waren.« Er überlegte, ob er ihr erzählen sollte, was er über Nixies verbleibende Familie herausgefunden hatte, ließ es dann aber sein. Sie hatte bereits genug Probleme. Und vor allem wollte er die Sache selber klären, auch wenn er keine Ahnung hatte, was der Grund für dieses Verlangen war. »Summerset hat mir dasselbe erzählt wie Trueheart dir. Sie reißt sich die meiste Zeit zusammen, auch wenn sie hin und wieder weint. Sie trauert um ihre Familie, und hier gibt es keinen Menschen, der mit ihr trauern kann.«
»Ich werde Mira fragen, ob sie an meiner Stelle zu den Dysons fährt. Vielleicht verstehen sie es eher, wenn sie mit ihnen spricht.«
»Vielleicht. Ich gehe jetzt runter zu Feeney und McNab und überlasse dich deinem Chef. Iss wenigstens einen Müsliriegel zu der nächsten Gallone Kaffee, die du trinkst.«
»Elendiger Besserwisser«, knurrte sie, zog aber, als er den Raum verließ, den Energieriegel vom Vormittag aus ihrer Schreibtischschublade.
10
Nachdem Mira und ihr Bewacher durch das Tor gelassen worden waren, erwartete Eve sie an der Tür. Da sie genügend Leute hatte, schickte sie ein paar von ihren Männern auf Patrouille in den ausgedehnten Park.
»Sie sind äußerst vorsichtig«, bemerkte Mira. »Erwarten Sie tatsächlich, dass die Kerle versuchen, in diese Festung einzudringen?«
»Newman weiß nicht, wo ich das Kind untergebracht habe, deshalb wäre die Suche hier nicht unbedingt der nächste logische Schritt.« Sie blickte den Flur hinab. Trueheart hatte Nixie wieder in das Spielzimmer gebracht, aber das hieß nicht, dass sie nicht vielleicht plötzlich angelaufen kam. »Warum gehen wir nicht einen Augenblick nach draußen?« Eve führte Mira durch den Salon auf die seitliche Terrasse und blickte auf den kleinen silbrigen Droiden in Form einer flachen, glänzenden Kiste, der eifrig mit dem Aufsaugen von Blättern beschäftigt war. »Hu, sehen Sie sich das an.« Als er ihre Stimme hörte, glitt er von der Terrasse und einen der Wege hinab tiefer in den Garten. »Ich frage mich, was das Ding mit den aufgesaugten Blättern macht.«
»Ich nehme an, es macht daraus eine Art von Mulch oder Kompost. Dennis hat schon oft davon gesprochen, sich so ein Gerät zu kaufen, hat es aber bisher nicht getan. Ich glaube, dass er die Blätter im Grunde gern von Hand zusammenharkt.«
Eve dachte an Miras freundlichen, immer etwas geistesabwesenden Mann. »Warum?«
»Es ist eine Beschäftigung, bei der er an der frischen Luft ist und nicht nachzudenken braucht. Natürlich wäre es was anderes, wenn wir ein so großes Grundstück hätten wie Sie. Es ist einfach wunderbar hier draußen, selbst um diese Jahreszeit, in der die meisten Blumen verblüht sind und in der das Laub von den Bäumen fällt.«
Eve blickte an den hübsch geschnittenen, Schatten spendenden Bäumen, den einladenden Laubengängen, den ausgedehnten Rasenflächen und den Brunnen vorbei in Richtung der dicken, hohen Mauer, die das Anwesen umgab. »Es gibt jede Menge Wege rein und jede Menge Wege raus, aber Roarke hat dieses Grundstück so gut es geht gesichert.«
»Trotzdem ist es keine Festung, sondern vor allem Ihr Zuhause. Was es ein bisschen schwierig macht.«
»Ich habe sie freiwillig hergebracht. Hören Sie, es ist kühler, als ich dachte. Ist es trotzdem in Ordnung, wenn wir kurz hier draußen sind?«
»Kein Problem.« Im
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