In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)

Carson scharf den Atem einsog, und legte beruhigend eine Hand auf ihren Arm. Fens Armbänder klirrten, und Carson sah, dass die kupferfarbenen Streifen wieder zu glühen begonnen hatten.
    Die sechs kamen immer näher, und als sie nur noch knapp drei Meter entfernt waren, verspürte Carson auf einmal das gleiche Drängen wie in der Mall, als sie plötzlich verstanden hatte, wie sie Xia trennen konnte. Beide riefen diese Reaktion in ihr hervor, Xia genau wie Durian, jene Reaktion, die sich Fen gegenüber nicht einstellen wollte. Wahrscheinlich, weil Iskanders Schwester nicht gegen ihren Willen gebunden ist, dachte sie.
    Carson konnte ihren Blick nicht von Xia abwenden. Er war eindeutig der Anführer. Er war derjenige, dem die anderen sich unterordneten, selbst Durian. Und Carson verspürte den heftigen Drang, Xia endlich zu trennen.
    Xia und Durian waren ein beeindruckendes Paar und schienen durchaus in der Lage, einen Warlord so lange in Schach zu halten, bis Rasmus kam. Und wenn man Kynan hinzurechnete… wofür brauchten sie dann überhaupt die anderen?
    Carson beobachtete, wie Xia erneut die Menge absuchte, stehen blieb, den Blick schweifen ließ, weiterging. Sie versuchte, auf ihre Magie zuzugreifen, damit sie vorbereitet war, doch sie wusste, dass sie viel zu verkrampft war. Wie, um Himmels willen, sollte sie sich in dieser Situation entspannen? Zu viel stand auf dem Spiel! Ihr Eid gegenüber Nikodemus würde kein Versagen zulassen. Sie musste dem Hexer Xia wegnehmen, denn damit würde sie Rasmus einen herben Schlag versetzen. Sie musste unbedingt eine Möglichkeit dazu finden.
    Und dann sah Xia sie. Oder war ihr nah genug, um ihre Magie zu spüren. Wie auch immer. Er richtete seinen Blick auf sie, und Carson versank darin. Alles andere wich in den Hintergrund zurück. Nicht eine Sekunde ließ er sie aus den Augen, während er mit Durian und seinen anderen Kumpanen näher kam.
    Durian… als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, war sie sicher gewesen, dass er nicht überleben würde. Nicht nach der grässlichen Verletzung, die Magellan ihm zugefügt hatte. An jenem Abend in Rasmus’ Haus hatte sie auch keine Magie mehr in ihm fühlen können, doch nun spürte sie sie, und sie flößte ihr fast genauso viel Angst ein wie die von Xia. Wie sollte sie bloß mit diesen beiden so machtvollen Dämonen fertigwerden?
    Die Magiegebundenen blieben stehen. Xia vorn, Durian hinter ihm, die anderen im Hintergrund.
    Doch zunächst konzentrierte sich Xia auf Fen, musterte sie von Kopf bis Fuß. Seine Mundwinkel zuckten. » Rasmus meinte, dass wir dich hier finden würden.« Wieder trug er ein Headset. » Ich habe sie«, erklärte er. Sein Blick verschwamm leicht, während er zuhörte, dann nickte er. » Wie du gesagt hast. Ja, auch der Warlord.« Als seine Augen wieder klar waren, sprang ein Funke Magie von ihm zu Carson über, doch es reichte nicht, einen Weg in seinen Geist zu finden.
    » Freut mich, dass du überlebt hast, Durian«, sagte Nikodemus, doch Durian antwortete nicht.
    » Er will, dass du zu ihm kommst«, sagte Xia und deutete auf Fen. Er lauschte erneut. Dann blinzelte er, und die Farbe seiner Augen wechselte von dunklem Blau zu Schwarz und wieder zu Blau. Einem zu intensiven, einem schmerzenden Blau.
    Ein Schauder überlief Carson.
    » Sie macht sich auf den Weg«, antwortete Xia.
    Fen nickte, und mit einem letzten sehnsüchtigen Blick auf Nikodemus, den dieser ignorierte, verschwand sie.
    Als sie fort war, lächelte Xia Nikodemus an. » Warlord«, sagte er und verschränkte die Arme vor seiner beeindruckend breiten Brust.
    Nikodemus stand auf. Er war nicht so groß wie der magiegebundene Dämon, doch so viel Macht, wie Nikodemus sie ausstrahlte, würde Xia niemals besitzen.
    » Wir bringen dich zu ihm, Warlord«, fuhr Xia fort. » Und dann wird Rasmus hoffentlich einsehen, dass es an der Zeit ist, mich zu belohnen.« Er lachte. » Vielleicht mit der Hexe.«
    Einer der vier anderen drängte vor, doch Durian hob eine Hand und hielt ihn auf. Genau wie Xia überragte auch Durian die anderen vier um etliche Zentimeter.
    » Nicht hier«, sagte er nun, packte den Magiegebundenen am Shirt und schob ihn wieder zurück. » Du weißt, dass wir hier, zwischen so vielen Menschen, nichts tun dürfen.«
    Carsons Magie flammte wieder auf, und sie griff hastig danach, bevor sie ihr von Neuem entschwinden konnte. Sie erkannte Xias Magie ganz genau. Und sie sah auch, genau wie in der Mall, auf welche Weise er an Rasmus gebunden