In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)
Das Bier war eiskalt.
» Ehrlich, bis jetzt war ich überzeugt, über dem Durchschnitt zu liegen«, meinte er. » Aber auch das ist ziemlich normal, oder?« Er stützte seinen Ellenbogen auf. » Also gut, nehmen wir einmal an, ich wäre tatsächlich einer dieser Wüstendämonen.«
Sein Lächeln schickte einen Schauder über ihren Rücken. Er war kein normaler Mann. Das war ihr klar, doch das wollte sie lieber nicht laut sagen. » Okay.«
» Weißt du, was ich dann tun würde?«
» Was?«, flüsterte sie.
» Ich würde in deinen Verstand eindringen. Deinen Willen beugen. Nur ein wenig. Gerade so viel, dass ich erkennen könnte, was ich wissen muss. Dann wüsste ich zumindest sicher, was du bist.«
Beide schwiegen sie eine Weile. Carson verspürte einen Druck an ihrer Stirn, und sie warf den Kopf zurück, spannte die Nackenmuskeln an.
» Könnte ein Dämon das tatsächlich herausfinden?«, wollte sie wissen.
» O ja«, sagte er sanft und liebevoll.
» Und wie würde sich das anfühlen?«
» Es würde nicht lange dauern«, entgegnete er. » Es wäre nicht angenehm, doch im Eilverfahren wäre es schnell vorbei. Man kann sich dabei auch Zeit lassen, doch dann dauert auch der für dich unangenehme Teil länger. Ich beherrsche beides. Du hast die Wahl: langsam oder schnell?«
» Schnell«, erwiderte sie kaum hörbar. Ihr Mund war ganz trocken.
» Sicher?«
Carson nickte. Das ist verrückt, dachte sie. Es ist verrückt, so zu tun, als könnte das wirklich passieren.
Es fühlte sich an, als klopfte jemand an ihre Stirn, gleich darauf verspürte sie einen unglaublichen Druck. Sie sah Sterne hinter ihren Augen, und dann war da jemand in ihrem Kopf. Ihr Instinkt befahl ihr, dagegen anzukämpfen, und sie tat es. Mit aller Kraft. Doch dieser Eindringling verstärkte lediglich seine Anstrengungen. Seine Kraft brannte hinter ihren Augen, in ihrem gesamten Schädel. Feuer schien ihre Kehle zu versengen, ihr Blut unerträglich zu erhitzen.
» Süße«, sagte er, und seine Stimme klang, als käme sie aus weiter Ferne. » Wenn du mich weiterhin abwehrst, wird es nur noch schlimmer. Und ich will dir nicht wehtun.« Sein Ton wurde sanfter. » Bitte!«
Carson öffnete die Augen. Nikodemus wirkte traurig. Sie sah, wie seine Lippen erneut das Wort » bitte« formten. Wie sollte es denn noch schlimmer werden? Und obwohl ihr Verstand heftig protestierte, hörte sie auf, gegen Nikodemus anzukämpfen.
Sie spürte Erleichterung– nicht ihre eigene–, dann fuhr er mit seiner Erkundung fort, übernahm die Kontrolle, zerlegte ihre Gedanken, auf der Suche nach etwas, was ihm Betrug verraten könnte.
Carson glaubte zu ersticken, sie bekam keine Luft mehr. Ihr Kopf brannte.
Er drang in tiefere Schichten vor, mit unglaublicher Geschwindigkeit. Schneller, als sie hätte reagieren können, wäre sie dazu fähig gewesen. Erinnerungen rasten durch ihren Verstand, Bilder, die sie nicht kontrollieren konnte, Gefühle, aus dem Zusammenhang gerissen. Alles wurde hervorgezerrt, untersucht und wieder abgelegt. So rasch, dass es sie schwindelig machte und ihr Übelkeit verursachte. In ihren Ohren rauschte es, ein wilder Protest gegen diese Missachtung all dessen, was sie zu Carson Philips machte.
Die ganze Zeit über saß Nikodemus auf der Couch, ganz still, immer noch auf seinen Ellbogen gestützt. Silbernes Feuer flackerte hinter seinen Augen.
Merkwürdige Empfindungen zerbarsten in ihr, versengten sie.
» Dein Leben ist eine einzige Katastrophe«, hörte sie Nikodemus sagen.
5
Nikodemus griff nach seinem Handy und gab eine Nummer ein. Während es klingelte, betrachtete er Magellans Hexe. Sie war bewusstlos und würde es auch noch eine Weile bleiben. Kein Wunder, schließlich war er extrem tief in ihren Verstand eingetaucht und hatte ihn einer mehr als gründlichen Untersuchung unterzogen. Ein solch heftiges Eindringen sorgte in der Regel auch für heftige Nachwirkungen.
Es tat ihm wirklich leid für sie, und er war beeindruckt davon, wie machtvoll sie ihn anfangs aus ihren Gedanken geschoben hatte. Ob diese Fähigkeit eine reine Überlebensnotwendigkeit war und von all den Jahren herrührte, die sie in einem Haus voller Dämonen gelebt hatte?
» Ja?«, sagte eine Stimme am anderen Ende der Leitung.
» Durian, ich brauche dich hier.«
» Bin schon unterwegs.«
Nikodemus steckte sein Handy weg und wandte sich wieder Carson zu. Sie war unglaublich verführerisch. Klein, aber » gut bestückt«, um es einmal so auszudrücken. Lange
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