In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)
dann hätte Fen vermutlich alles versucht, sie umzubringen.
Nikodemus packte Carson an den Schultern und zog sie zurück.
Er konnte die Zwillingsmagie in seinem Körper spüren, in seinem Kopf und in seinen Knochen. Und das nahm ihm die Zweifel daran, dass sie tatsächlich Blutzwillinge waren, was auch immer sonst mit ihnen nicht stimmte.
Dann ließ die Magie wieder nach, so plötzlich, als hätte jemand einen Schalter betätigt und sie ausgeknipst. Iskanders Augen wurden erneut leblos.
» Gib mich frei, Warlord.« Fen beugte den Kopf und berührte mit den Fingerspitzen ihre Stirn. » Ich werde mich benehmen.«
» Die Hexe steht unter meinem Schutz.« Und nicht nur das. Er war immer noch erregt, voller Verlangen nach Carson. » Hast du das endlich begriffen?«
» Ja«, erwiderte sie. » Die Botschaft ist angekommen.« Die Streifen auf ihren Armen nahmen allmählich wieder ihre normale Farbe an, doch Nikodemus wartete, bis auch das Glühen erloschen war.
Carsons Magie flammte auf, und sie spürten es alle vier. Die Hexenmagie mit voller Wucht, umflossen von der Dämonenmagie. Nikodemus’ Erregung wuchs. Doch genauso unvermittelt sank Carsons Energie wieder in sich zusammen. Die Härchen in seinem Nacken richteten sich auf, und er konnte Carson gerade noch auffangen, bevor sie zusammenbrach.
» Bring sie nach oben«, sagte Harsh. » Erste Tür links.«
Während Harsh nach draußen rannte, um den Erste-Hilfe-Kasten zu holen, brachte Nikodemus Carson nach oben in ein Schlafzimmer mit angeschlossenem Bad. Die Blutzwillinge blieben unten.
Jemand hatte hier oben eine Menge Energie in die Renovierung gesteckt. Alte Häuser wie dieses boten in der Regel keinen solchen Komfort.
Carson rollte sich auf dem Bett zusammen. Sie zitterte am ganzen Leib. Nikodemus setzte sich neben sie.
Jemand klopfte an die Tür.
Harsh kam mit Nikodemus’ Reisetasche und dem Erste-Hilfe-Kasten herein.
Carsons Magie erfüllte den ganzen Raum. Mit einer Macht, die einen Menschen hätte töten können. Carson setzte sich auf und legte die Hände an ihre Kehle, als wollte sie das schwarze Band fortziehen, das sich um ihren Hals wand.
» Ich kriege keine Luft mehr«, stieß sie hervor.
19
Es war Stunden später. Wie eine Kette spannte sich die schwarze Linie um Carsons Hals; das Ende verschwand im Nacken unter ihrem Haaransatz.
Gott sei Dank war das Gefühl, ersticken zu müssen, ziemlich schnell wieder vergangen, ohne dass ernsthafter Schaden passiert wäre.
Kurz zuvor hätte Nikodemus die dunkle Linie noch komplett mit seinem Finger nachziehen können: von Carsons Handfläche den Arm hinauf bis zur Schulter, von der Schulter um ihren Hals herum und dann im Nacken bis nach oben zum Haar.
Doch nun wirkte ihre Haut zwischen Hand und Schulter wieder vollkommen unberührt. In dem Augenblick, als die Linie ihren Nacken hinaufgestiegen war, hatte sie im unteren Bereich begonnen zu verblassen. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie vollkommen verschwunden war.
Nikodemus stützte Carsons Rücken. Sie zitterte immer noch.
Sie waren im Bad, Carson kniete auf dem Boden neben der Toilette. Ihr war schlecht geworden, und sie hatte sich übergeben müssen, bis sie nur noch würgen konnte.
Harsh stand in der Tür, schweigend, und passte auf Carson auf, während Nikodemus neben ihr kniete und sie hielt. Er wünschte, er könnte sich sein Herz herausreißen, denn es war die Hölle, zuschauen zu müssen, wie sie immer schwächer wurde, und nichts dagegen unternehmen zu können.
Er war sicher, dass es mit ihr zu Ende ging, und es schmerzte ihn zutiefst. So lange hatte sie durchgehalten, doch nun hatten ihre Seele und ihr Körper keine Kraft mehr. Sobald die Linie endgültig verschwunden war, würde Carson sterben.
Dieser grässliche Gedanke weigerte sich, aus seinem Kopf zu verschwinden. Ein schwerer Druck lag auf seiner Brust, und Nikodemus spürte, wie etwas in ihm zerriss. Ein Teil von ihm stand kurz davor, in Panik zu verfallen, der andere schaute unberührt zu, in dem klaren Wissen, dass er, wenn er in diesen dunklen Abgrund fiele, niemals mehr derselbe sein würde wie zuvor.
Er wusste, verdammt noch mal, nicht, wie ihm das hatte passieren können: dass er genauso die Kontrolle über sich verlor wie Iskander, und alles nur wegen Magellans Hexe. Doch hier war er nun, neben ihr, und wartete darauf, dass das Henkersbeil auf ihn herabfiel.
Aber noch lebte Carson, und er würde sich an jede Sekunde klammern, die verging. Bis er nicht mehr
Weitere Kostenlose Bücher