In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)
Das Heck des Mercedes brach bei fünfundsechzig aus, bei achtzig hatte er das Auto wieder im Griff.
Fen stand an der Vordertür, als er den Wagen um die letzte Kurve jagte und dann in die Bremsen trat. Sie lief die Stufen hinunter. O ja, dachte er, sie sieht fantastisch aus, aber sie ist nicht Carson.
» Die Hexe lebt noch«, sagte sie, aber es klang, als hätte sie ihm lieber eine andere Neuigkeit verkündet. » Ich soll dir helfen, das Zeug nach oben zu tragen.« Sie hob graziös die Arme. Nikodemus hatte nicht gesehen, dass sie sich je anders als graziös bewegt hätte.
Während sie die Treppe hinaufgingen, konnte er das Aufflackern von Carsons Magie spüren. Endlich war da wieder dieses schon vertraute Gefühl. Dem Himmel sei Dank! Er war nicht zu spät gekommen.
Er und Fen luden die Kartons im Schlafzimmer ab.
» Hey«, sagte Harsh, als Fen einen Karton aus Hüfthöhe auf den Boden fallen ließ. » Pass auf. Es sind auch zerbrechliche Sachen dabei.«
Nikodemus konnte immer noch nicht fassen, dass Harsh von Menschen aufgezogen worden war. Das nannte man dann wohl eine » zerrüttete Kindheit«.
Fen ging zwar in die Knie, ließ aber auch den nächsten Karton fallen.
Nikodemus nahm ihr die restlichen Kartons ab. » Wenn irgendetwas zerbrochen ist, wirst du den Ersatz besorgen«, sagte er.
Ohne ein Wort ging sie zur Tür. Es war typisch für das Benehmen eines Blutzwillings, doch obwohl er das wusste, ärgerte er sich. Nikodemus mochte sie nicht. Und sie war diejenige, die Harsh in das Leben seines Volks eingeführt hatte? Es war ein Wunder, dass er nicht ebenso gestört war wie sie.
An der Tür drehte Fen sich noch einmal um und beobachtete, wie Harsh die mitgebrachten Mittel überprüfte. Ihre Armbänder klimperten leise. » Menschliche Medizin wird ihr nicht helfen, das zu überleben. Lass sie gehen, Warlord. Warum willst du das Unvermeidliche hinauszögern?«
» Hau ab«, sagte Nikodemus.
» Es gibt einen See in der Nähe.« Ihre Armbänder klimperten lauter. » Dort kannst du sie entsorgen.«
Harsh griff nach einem Plastikbeutel, in dem sich eine klare Flüssigkeit befand. » Ringer-Laktat-Lösung« stand darauf, eine Skala war eingezeichnet, und es gab viel Kleingedrucktes. » Fen, das ist nicht sehr hilfreich«, meinte er dabei. » Nikodemus, hast du auch an das Blutdruckmessgerät gedacht?«
» Danke für den Tipp«, sagte Nikodemus im gleichen Moment, und anders als Harsh schaute er Fen in die Augen. » Und jetzt verzieh dich. Wenn du es auf die Liste geschrieben hast, Harsh, dann ist es auch dabei.« Er zeigte auf einen der Kartons. » Schau mal in den da rein.«
Harsh bereitete alles Nötige für eine Infusion vor, dann maß er Carsons Blutdruck, leuchtete ihr in die Augen und in den Rachen. Und tat all den Mist, den ein Menschenarzt halt sonst noch unternahm, um herauszufinden, was seinem Patienten fehlte. Schließlich verabreichte er ihr ein Medikament, von dem er behauptete, dass es ihr die Übelkeit nehme und ihr helfen würde, sich zu entspannen.
Nikodemus setzte sich auf die Bettkante, gegenüber der Seite, wo der Infusionsbeutel an der Gardinenstange befestigt war. Die schwarze Linie war bis auf ein kleines Stück an Carsons Nacken verschwunden. Er hielt ihre Hand und führte seine eigene Überprüfung durch. Ihr geistiger Zustand war nicht gut. Was ihre Magie betraf, stand sie näher am völligen Chaos als je zuvor.
Carson stöhnte auf und kratzte sich dort, wo die Infusionsnadel in ihre Hand stach. Doch Harsh hatte das vorausgesehen und die Nadel mit einer dicken Schicht Leukoplast fixiert. Und so ließ Nikodemus sie eine Weile kratzen. Schließlich schloss sie die Augen, doch sie schlief nicht. Sie atmete, und Nikodemus achtete darauf, dass ihre Verbindung nicht abbrach.
Harsh überprüfte erneut ihre Augen und ihren Puls. » Jetzt können wir nur noch abwarten«, sagte er.
Sie blieben beide bei ihr. Harsh checkte mehrere Male die Infusion; meistens aber saß er auf dem Boden und sortierte das, was Nikodemus für ihn gestohlen hatte. Spritzen. Nadeln. Ringerlösung. Pillen in verschiedenen Formen und Farben. Nikodemus hoffte, dass wenigstens ein Teil all dieser Sachen ihr helfen würde.
Carson schlief. Oder die Medikamente hatten sie betäubt. Nun konnte sich Nikodemus für eine Weile von ihrem chaotischen Geisteszustand erholen.
Harsh nutzte die Gelegenheit, um den Verband von ihrem Handgelenk zu lösen und die Wunde erneut zu nähen, diesmal mit einer geeigneteren Nadel
Weitere Kostenlose Bücher