In den Armen des Eroberers
Cynsters sind seit ewigen Zeiten befreundet. Sie haben einander schon übers Ohr gehauen, als die Arche auf Land auflief.«
Honoria forschte in seinem Gesicht. »Wie hat er die Nachricht aufgenommen?«
Devil grinste. »Letztendlich wie ein Philosoph. Er wußte, daß du in meinem Haus lebst, also war es kein Schock für ihn.«
Honoria kehrte Devil wieder den Rücken zu.
Devil lächelte zärtlich, beugte sich vor und gab ihr einen Kuß hinters Ohr. »Schlaf jetzt – du wirst deine Kräfte brauchen.«
Seine Worte klangen wie ein Versprechen. Lächelnd barg Honoria die Wange im Kissen, schmiegte ihren Rücken an seine Brust – und tat, wie ihr befohlen.
Fünf hektische Tage nach der offiziellen Festlegung des Hochzeitstages waren sie zur Abreise aus London bereit. Devils letzte Amtshandlung bestand darin, Viscount Bromley an den Haken zu nehmen.
Als das enorme Ausmaß seiner Verschuldung, sein prekärer finanzieller Status eindeutig geklärt waren, hob Bromley, eine harte Nuß, philosophisch die Schultern und stimmte Devils Bedingungen zu. Er war in der Lage, Lucifers »ehrenrühriges Gerücht« auf seinen Wahrheitsgehalt zu überprüfen, den betroffenen Cynster zu identifizieren und alle näheren Umstände in Erfahrung zu bringen. Und er erklärte sich einverstanden, all das zu erledigen – bis zum ersten Februar.
In jeder Hinsicht befriedigt, legte Devil den Trauerflor ab und reiste mit seiner zukünftigen Frau nach Somersham Place.
18
Der Ballsaal von Somersham Place war zum Bersten voll. Durch die hohen Fenster fiel das Licht der Nachmittagssonne spielerisch auf die Locken und Hauben von jungen Damen und Witwen, Weiberhelden und Spielern, Gentlemen und hochnäsigen Matronen. Roben in allen Farbschattierungen wetteiferten mit blitzenden Juwelen und ebenso blitzenden Augen. Die Creme des ton war versammelt – um zu schauen, zu bezeugen, zu beurteilen.
»Sie ist die letzte heiratsfähige Anstruther-Wetherby und verteufelt reich – typisch Devil, daß ihm so ein Früchtchen in den Schoß fällt.«
»Und so ein schönes Paar – ihre Robe ist einfach exquisit!«
Inmitten von derartigen Komplimenten, von Glückwünschen und Gratulationen bewegte sich Honoria lächelnd, hin und wieder anmutig den Kopf neigend und höfliche Worte mit den Hochzeitsgästen wechselnd, durch die Menge.
Jetzt war sie die Herzogin von St. Ives. Die vergangenen Monate der Entscheidungsfindung, die letzten Wochen hektischer Betriebsamkeit gipfelten in einem schlichten Gottesdienst in der hauseigenen Kapelle. Die Kirche war überfüllt gewesen, selbst draußen vor den Türen hatten die Gäste gestanden. Mr. Merryweather hatte Devil und Honoria zu Mann und Frau erklärt, dann hatte Devil seinen Kuß gefordert – einen Kuß, den sie ihr Lebtag nicht vergessen würde. Die Sonne war durch die Wolken gebrochen, als die Menge sich teilte und einen langen Gang freigab. In Sonnenschein gebadet, hatten Devil und Honoria das Spießrutenlaufen zwischen den Gratulanten hindurch zum Ballsaal gemeistert.
Der Hochzeitsschmaus hatte am Mittag begonnen; jetzt war es fast drei Uhr. Das Orchester legte eine Pause ein – nur sechs Walzer waren vorgesehen, doch Honoria hatte bereits einige mehr getanzt. Der erste war Devil gewidmet; ein ausgesprochen eindrucksvolles Erlebnis. Als der Tanz zu Ende war, rang sie nach Luft, wurde jedoch sogleich von Vane auf die Tanzfläche geholt, dann in rascher Folge von Richard, Harry, Gabriel und Lucifer. In ihrem Kopf drehte sich alles, als die Musik schließlich aussetzte.
Honoria ließ den Blick über die Gästeschar hinwegschweifen und entdeckte Devil, der am Kamin in ein Gespräch mit Michael und ihrem Großvater vertieft war. Sie strebte auf die Gruppe zu.
Amelia trat ihr in den Weg. »Du sollst Devil holen, damit er die Hochzeitstorte anschneidet. Sie stellen mitten im Saal Tische auf – Tante Helena sagt, wenn du ihn fragst, würde Devil bestimmt kommen.«
Honoria lachte. »Sag ihr, wir sind schon auf dem Weg.«
Devil sah sie kommen; Honoria spürte seinen zärtlichen Blick voller Besitzerstolz auf sich ruhen, während sie sich den unaufhörlich um ihre Aufmerksamkeit bemühten Gästen widmete. Bei ihm angelangt, sah sie ihm kurz in die Augen – und Vorfreude breitete sich in ihr aus, der Funken, der bereit war, das Feuer zum Lodern zu bringen. Seit vier Wochen teilten sie nun das Bett, doch die Erregung ließ nicht nach. Honoria hätte gerne gewußt, ob es immer so bleiben würde.
Heiter neigte sie
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