In den Armen des Eroberers
mußte zwangsläufig auch innehalten. Sie blickte zu ihm auf.
Er lächelte vielsagend, hob ihre Hand und hauchte einen Kuß auf ihre Knöchel. »Nun, meine liebe Herzogin?« Mit der anderen Hand hob er ihr Kinn, immer höher, so daß sie sich auf die Zehenspitzen erheben mußte.
Er senkte den Kopf und küßte sie, zunächst zärtlich, dann immer eindringlicher. Als er sich von ihr löste, standen beide bereits wieder in Flammen.
Honoria sah ihn blinzelnd an. »Das Dinner steht noch bevor.«
Sein Lächeln wurde breiter. »Man erwartet nicht, daß wir daran teilnehmen.« Er zog sie über die Schwelle. »Wir ziehen uns jetzt unbemerkt zurück.«
Honorias Mund formte ein stummes O. Die Eingangshalle war menschenleer, bis auf Webster, der eilfertig die Tür schloß. Offenbar wußte Devil wieder einmal genau, wie man es machte. Als er fragend eine Braue hochzog, stimmte sie still mit einem Nicken zu und stieg an seiner Seite heiter und gelassen die Treppe hinauf. In den vergangenen Wochen hatten sie sich so oft gemeinsam zurückgezogen, daß sie keinerlei Skrupel mehr empfand.
Das änderte sich, als sie am Kopf der Treppe anlangten. Dort wandte sie sich gewöhnlich nach links, um ihre Gemächer aufzusuchen.
Devil aber hielt sie zurück. Verwundert drehte sie sich zu ihm um. Er schüttelte den Kopf. »Jetzt nicht mehr.«
Da verstand sie. Sie nickte. Hocherhobenen Hauptes, äußerlich ganz selbstsicher, ließ sie sich von ihm über die Galerie zu den herzoglichen Gemächern führen. Innerlich jedoch flatterten ihre Nerven, bis sie sich heillos verknoteten.
Das war lächerlich, sagte sie sich und wehrte sich tapfer gegen diese Nervosität.
Die Räume der Herzogin hatte sie bisher nur einmal gesehen, um die neue Farbgebung zu begutachten – Cremetöne, Topas und Gold zur Untermalung von glänzend poliertem Eichenholz. Devil öffnete die Tür und schob Honoria ins Zimmer. Sie blinzelte in die sie empfangende Helligkeit.
Brennende Kerzen in den Leuchtern auf Tisch, Kaminsims, Kommode, einem Schreibpult an der Wand und einem Flaschenhalter unter dem Fenster begrüßten sie. Zwischen den hohen Fenstern hatte das große Baldachinbett den Ehrenplatz inne. Neu in der Einrichtung waren lediglich die Vase mit weißen und gelben Blumen auf einer Truhe, ihre silberne Bürstengarnitur auf dem Frisiertisch und das Nachtgewand aus elfenbeinfarbener Seide mit passendem Peignoir auf dem Bett. Das mußte wohl Cassie bereitgelegt haben; Honoria selbst war gewiß nicht auf den Gedanken gekommen. Sie hätte gern gewußt, ob auch die Kerzenleuchter Cassies Idee gewesen waren – doch dann bemerkte sie, daß Devil überhaupt nicht überrascht war. Er trat weiter ins Zimmer, zog sie mit sich bis zum Kamin und nahm sie zärtlich in die Arme.
Jedweder Zweifel bezüglich seiner Absichten verflüchtigte sich mit seinem Kuß, einem Kuß voll mühsam beherrschten Hungers, so heiß, daß er auch in ihr das Feuer entfachte. Sie ließ sich gegen ihn sinken, und seine spontane Reaktion drängte sie, die dargebotene Lust anzunehmen und in gleicher Weise zurückzugeben. Ihr Kopf schwamm, ihre Knie wurden weich, als er den Kopf hob. »Komm. Unsere Kinder können in deinem Bett geboren werden – zeugen werden wir sie in meinem.«
Er hob sie auf die Arme, und Honoria umschlang seinen Nacken. Mit großen Schritten trug er sie zu einer halboffenen Tür in der Paneele, drückte sie mit der Schulter vollends auf und trat in den Flur, der zu seinem Zimmer führte. »Was hatte denn das zu bedeuten?« fragte Honoria. »All diese Kerzenleuchter?«
Devil blickte auf sie herab; es war dämmerig in dem Flur, doch sie sah seine Zähne blitzen. »Ablenkungsmanöver.«
Sie hätte ihn gern um eine nähere Erklärung gebeten, doch jeder Gedanke an Kerzen wich von ihr, als er sie in sein Gemach trug.
Sein Zimmer in London war groß – dieser Raum aber war riesig. Das Bett an der gegenüberliegenden Wand war das größte, das sie je gesehen hatte. Zu beiden Seiten wie auch dem Bett gegenüber befanden sich hohe Fenster. Der Raum lag am Ende des Flügels – da die Vorhänge geöffnet waren, wurde er von Mondlicht durchflutet, das die blaßgrünen Farbtöne silbern erscheinen ließ.
Devil trug Honoria um das Bett herum und stellte sie inmitten eines Balkens von schimmerndem Mondschein auf die Füße. Ihr Hochzeitsgewand, Lage auf Lage feinster Seide, glitzerte und blinkte. Devil richtete sich auf; sein Blick ruhte auf ihrem Busen, der sich unter der Seide hob und
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