In den Armen des Eroberers
Zauber nicht durchbrechen.
Den Blick auf Devils Gesicht gerichtet, atmete Honoria tief durch. Kein Rasen konnte so grün sein wie seine Augen …
Kaum hatte sie diese Feststellung getroffen, stürzte plötzlich der Horizont ein. Sie lag flach auf dem Rücken und blickte zum wolkenlosen Himmel auf. Im nächsten Augenblick schoben sich eine schwarze Haarmähne, klare, kantige Züge und ein Augenpaar, das viel zuviel erkannte, vor diesen Himmel. Und ein Lippenpaar, dessen Umrisse das siegesgewisse Lächeln spiegelten, das sie in seinen grünen Augen sah.
Der Korb stand nicht mehr zwischen ihr und ihm. Nichts stand zwischen ihnen.
Honorias Atem setzte aus – sie sah ihm in die Augen. Ihr Herz klopfte wild, Panik erfaßte sie. Konnte er Gedanken lesen? Anscheinend, denn sein Blick wurde eindringlicher, seine Lippen kamen immer näher. Dann senkte er die Lider, und langsam, absichtsvoll, senkte er nun auch den Kopf.
Vorfreude wurde wach, eine merkwürdige Verlockung schwächte ihre Abwehrkräfte. Honoria spürte, wie Hitze sie erfaßte, wie ihr Verlangen heftiger wurde. Jedesmal, wenn er sie küßte, wuchs es, entzog es sich mehr und mehr ihrem Willen, ließ sich nicht mehr leugnen. Sie spürte, wie es sie gefangennahm, wie ihre Lippen weicher wurden. »Nein.« Es war nur ein Flüstern; mehr brachte sie nicht zustande. Das Blut rauschte ihr in den Ohren.
Doch er hatte sie gehört, hielt inne und spähte unter schweren Lidern hervor. »Warum nicht?« Lächelnd forschte er in ihrem Blick, in ihrem Gesicht. »Du magst es doch, wenn ich dich küsse, Honoria Prudence.«
Wenn er mit seiner tiefen, samtigen Stimme und mit rollendem R ihren Namen aussprach, war es wie eine sinnliche Liebkosung. Honoria wehrte sich gegen den Schauder – der Kampf war verloren, als Devil mit einem Finger ihre Lippen nachzeichnete.
»Du magst meine Küsse, und ich küsse dich gern. Warum sollten wir uns ein so unschuldiges Vergnügen versagen?«
Unschuldig? Honorias Augen weiteten sich. Bei ihm war sie vielleicht in Sicherheit, doch ihr Verständnis von Sicherheit wich wohl doch stark von seinem ab. »Ah … darum geht es nicht.«
Er lächelte immer noch. »Worum denn?«
Sie hatte nicht die geringste Ahnung. Mit leerem Blick sah Honoria zu ihm auf – er lächelte sein blitzendes Piratenlächeln. Sein Kopf senkte sich noch tiefer – und seine Lippen fanden ihren Mund.
Diesmal mußte sie sich wehren. Der Gedanke zuckte durch ihr Bewußtsein und war im selben Augenblick schon wieder ausgelöscht, als die Erwartung seines Kusses sie erfüllte und ihren Kopf leerfegte. Denken war ausgeschlossen; wenn er sie küßte, wurde sie zu einem anderen Wesen, zu dem sinnlichen, lustbereiten Wesen, das tief in ihr verborgen war. Und dieses Wesen genoß seine innigen Liebkosungen, den Druck seiner Lippen auf ihrem Mund, es öffnete die Lippen und lud ihn kühn ein, zu schmecken, zu erforschen, nach Herzenslust zu plündern.
Er berührte sie einzig und allein mit den Lippen und den Händen, die ihr Gesicht rahmten, und doch war sie umfangen von seiner Kraft, von seinem Willen, sie beugte sich seiner Leidenschaft wie ein Rohr im Wind. Mit dem ganzen Körper, mit Haut und Haar, ja bis ins Mark war sie sich seiner bewußt – seiner Stärke, der straffen, ausgeprägten Muskeln, der Härte, die das Gegenstück zu ihrer hingebungsvollen Weichheit bildete.
Ihre Lippen verschmolzen, ihre Zungen umschlangen einander in sinnlichem Tanz. Der Kuß stieg ihr zu Kopfe wie der Champagner, den sie genossen hatte, war warm wie der Sonnenschein um sie herum. Devil wälzte sich halb über sie und intensivierte den Kuß; Honoria konnte sein Verlangen regelrecht schmecken. Der Wunsch, seinen Hunger zu stillen, wurde dringlicher, steigerte sich fieberhaft, schwoll mit jedem Herzschlag an und drängte sie, ihn zu umarmen, seine Schultern, seinen Nacken – mit den Fingern durch sein dichtes Haar zu kämmen. Ihre Finger juckten geradezu. Eine Hand hatte sich auf seinen Oberarm gelegt, der andere auf seine Schulter. Um die Vorsicht nicht außer acht zu lassen, beugte sie die Finger und grub sie in dem verzweifelten Bestreben, sich jede tastende, erkundende Berührung zu versagen, tief in sein Fleisch.
Doch das Gefühl seiner stählernen Härte, wie sonnendurchglühter Stein, war zu verführerisch; erschüttert von ihrer Entdeckung krümmte sie erneut die Finger und spürte unter ihren Händen, wie seine Muskeln sich spannten.
Im selben Augenblick wurden seine Lippen hart,
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