In den Armen des Feindes
kühler, lindernder Hand über die fieberheiße Stirn ihrer Tochter. "Dein junger Mann hat unseren Tod gerächt. Er ist ein tapferer und treuer Krieger. Jetzt geh zu ihm."
Ihre Worte verklangen, während die Familie der Beaumonts aus Rosalinds Blick verschwand. Sie verspürte einen brennenden Schmerz im Herzen, während sie sie gehen sah, und schrie auf. Aber schon im nächsten Augenblick berührte sie erneut eine tröstende Hand.
Doch das waren nicht die kühlen, feingliedrigen Finger ihrer Mutter. Es war eine warme, große Hand, die ihre ganze Wange bedeckte.
Die Hand eines Mannes.
Ihr Schmerz ließ nach.
"Kannst du mich hören, Liebste?"
Rosalind lächelte, als sie den schottischen Akzent der Stimme vernahm. Sie liebten den vollen, weichen Klang. Selbst als Schwäche sie übermannte, vertraute sie darauf, dass sie von dieser Stimme und von der unerschütterlichen Wärme des Mannes neben ihr aufgefangen würde.
"Ich will dir hundert der seltensten Rosenstöcke herbeischaffen, wenn du nur die Augen öffnest und wieder gesund wirst."
Beim Gedanken an die Rosenbüsche musste sie lächeln.
"Oh, ich sehe, wie ein Lächeln um die hübschen Lippen spielt, werte Dame! Du kannst mich also tatsächlich hören und tust nur so, als würdest du schlafen. Ich verstehe! Ich muss mir deine Zuneigung erkaufen, wenn ich ein wenig Aufmerksamkeit von dir haben will. Wer hätte gedacht, dass du so eine habsüchtige Person bist, Rosalind de Beaumont?"
Sie seufzte friedlich auf, als die warme Hand ihr übers Haar strich, und atmete tief den Duft nach Sonne, Leder und Wind ein, als der Mann sich über sie beugte und ihr die Stirn küsste.
Malcolm.
Beim Gedanken an ihn überlief sie ein köstlicher Schauer. Er war hier bei ihr, passte auf sie auf. Hatte ihre Mutter nicht gesagt, er wäre tapfer und treu?
Nun wusste Rosalind, was sie zu tun hatte. Sie würde Malcolm McNair heiraten, genau so, wie sie es geplant hatte, bevor Gregory einen letzten Versuch unternahm, ihrer Familie zu schaden. Sie liebte diesen außergewöhnlichen Schotten von ganzem Herzen.
Vage nahm sie noch wahr, dass sie von starken Armen zurück ins Bett getragen wurde, dann fiel sie in einen tiefen, heilsamen Schlaf und träumte von einem Phönix mit glänzenden, weit ausgebreiteten Flügeln.
"Malcolm?"
Fast glaubte er, er träumte nur von ihrer Stimme. Es wäre nicht das erste Mal in den letzten fünf Tagen gewesen, dass er sich eingebildet hätte, sie riefe nach ihm. Während der Zeit ihrer Genesung war er kaum von ihrer Seite gewichen, hatte immer nur kurz den Raum verlassen oder war nur dann gegangen, wenn Gerta ihn mit ihren Schimpftiraden gewaltsam vertrieben hatte.
"Malcolm?"
Er lag in dem breiten Bett auf der Decke neben ihr und stützte sich jetzt auf. Da sah er, dass ihr Blick klar war und sie ihn anschaute. Auch ihre Wangen hatten etwas Farbe bekommen. Zum ersten Mal nach fünf Tagen fühlte sich ihre Stirn kühl und trocken an.
Sie würde leben. Das hatte Douglas McConnell auch schon versichert, als er zwei Tage zuvor Malcolm die Erlaubnis gegeben hatte, Rosalind nach Hause zu bringen. In den letzten Tagen hatte Malcolm immer wieder dem Himmel gedankt, dass er ihm eine Frau mit so viel Kraft und Entschlossenheit geschenkt hatte. Nie mehr wollte er sich über Rosalinds Beharrlichkeit beklagen. Nur ihr unerschütterlicher Wille konnte sie nach all dem, was sie durchgemacht hatte, am Leben gehalten haben.
"Ja, meine Liebste? Ich bin hier." Er drückte ihre Hand und strich ihr übers Haar, Gesten, die er unzählige Male in den letzten Tagen und Nächten wiederholt hatte.
"Du bist wirklich hier." Weil sie so lange nicht gesprochen hatte, klang ihre Stimme seltsam rau.
Er reichte ihr einen Becher Wein, der auf der Truhe neben ihnen gestanden hatte. Seitdem er Rosalind nach Hause gebracht hatte, schleppte Gerta so häufig Speisen und Wein an, dass Malcolm heimlich die Katzen der Burg damit fütterte. Die alte Amme hatte sich fast zu Tode gesorgt, als sie die Wunde ihrer Herrin gesehen hatte.
"Wo sollte ich denn sonst sein, wenn du mit dem Tode ringst?" Er sah zu, wie sie trank, und sein Herz war erfüllt von Dankbarkeit. Diese zweite Chance würde er nicht als selbstverständlich hinnehmen.
Er würde sie nicht als selbstverständlich hinnehmen.
Nein, bald war sie Teil seiner Familie, und er würde ihre Bedürfnisse über seine eigenen stellen, im Sinne des Wappenspruchs der McNairs. Und das tat er nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus
Weitere Kostenlose Bücher