In den Armen des Feindes
kann."
Sie konnte ihm vertrauen, verflucht noch mal.
Rosalind schüttelte mit sorgenvoll gerunzelter Stirn den Kopf. "Aber als Ihr vor knapp einem Monat die Tore von Beaumont gestürmt habt, machtet Ihr mich auf einige Fehler aufmerksam, die ich bei der Verteidigung der Burg begangen habe. Wie klug kann ich sein, wenn es zum Nachteil vieler war, dass ich so viel riskiert habe?" Sie wandte sich ihm zu, und in ihren Augen lag aufrichtiger Schmerz. Langsam schüttelte sie den Kopf. "Nein, ich bin nicht klüger geworden. Erst gestern rannte ich mit Gregory auf und davon. Dann ließ ich mich auf etwas ein, das ich bei Euch nicht suchen sollte. Das ist …"
Resigniert zuckte sie die Schultern.
Malcolm überkam eine böse Ahnung. Wie es schien, war es leichter, den Weg durch den dicken weißen Nebel zu finden, als eine Möglichkeit zu entdecken, sich mit Rosalind zu verständigen.
"Du lieber Himmel, Mädchen, du kannst doch nicht solche Vergleiche anstellen. Wie kann man von dir erwarten, auch nur annähernd zu wissen, wie man eine Burg verteidigt?"
"Wieso nicht? Weil ich eine Frau bin?" Kerzengerade richtete sie sich im Sattel auf und sah ihn beleidigt an. "Ich habe Beaumont bewirtschaftet, ohne große Hilfe von einem Mann, der lieber mit den Küchenmädchen schäkerte, als Pläne zur Verteidigung der Burg zu erstellen. Wenn ich nicht fähig war, die Burg zu beschützen, hätte ich zuvor auch nicht versuchen brauchen, sie zu bewirtschaften, oder wie soll ich das verstehen?"
Er griff nach ihren Zügeln und brachte ihr Pferd neben sich zum Stehen. Bevor Rosalind nicht verstand, was er ihr sagen wollte, konnten sie nicht weiterreiten. "Du musst dich nicht selbst anklagen. Jeder macht einmal Fehler. Das ist unvermeidlich."
"Ist es das? Und welche Fehler habt Ihr gemacht, Malcolm McNair?" Sie sah ihn offen an, während sie ruhig im Sattel ihres ungeduldig stampfenden Pferdes saß.
"Ich habe auch dem falschen Menschen vertraut." Nicht, dass er vorhatte, ihr zu ihrer Unterhaltung jetzt all seine Fehltritte zu beichten. "Nur habe ich nicht zugelassen, dass es mich daran hinderte, neue Wagnisse einzugehen und neue Herausforderungen zu suchen."
"Ich fürchte, Ihr wollt mich nur beschwichtigen, Mylord. Darf ich fragen, wer Euch verraten hat?" Sie fragte ihn ganz sanft und zart. Fühlte sie Mitleid mit ihm wegen seiner lang zurückliegenden Torheit?
"Das ist jetzt kaum mehr von Interesse." Er streckte die Hand nach ihrer Wange aus und strich mit der Rückseite der Finger über die weiche Haut, auf der er immer noch die Kratzer vom vorherigen Tag fühlen konnte. "Wichtig ist nur, dass wir beide so bald wie möglich heiraten werden."
"Was?" Ihre Wangen verloren alle Farbe.
"Glaubst du, ich würde mein Versprechen, dich nicht im Stich zu lassen, vergessen?" Sie würde schon sehen, dass er kein solcher Mann war wie ihres Vaters unwürdiger Knappe. "Falls du meinen Erben trägst, will ich dafür sorgen, dass er ehelich geboren wird."
Unwillkürlich legte sie wie schützend die Hand auf den Bauch. Ihre Augen erwiderten seinen Blick voll kalter Anklage. "Ist das die Art, wie Ihr sichergehen wollt, dass Ihr die Kontrolle über Beaumont behaltet? Indem Ihr hartnäckig auf einer Heirat besteht, in die ich noch nicht einmal eingewilligt habe?"
Ihre geflüsterten Worte trafen ihn tiefer, als er erwartet hatte. Die Annahme, er würde sie nur zu diesem Zweck benutzen, verletzte ihn mehr als der kalte Empfang am Morgen. Er ließ die Hand sinken.
"Du kamst freiwillig zu mir, Rosalind." Nie hätte er sie zu etwas verführt, das sie nicht wollte. "Die meisten Männer würden so eine Leidenschaft als Zeichen dafür nehmen, dass du geheiratet werden möchtest."
"Pfui über Euch und Eure Vermutung. Ich habe nie den Wunsch geäußert, geheiratet zu werden." Abrupt beendete sie das Gespräch, indem sie ihrem Pferd die Sporen gab, wenn sie auch nicht so unbesonnen war, wieder auf und davon zu reiten. Dieses freche Frauenzimmer ritt nur stolz und kerzengerade im Sattel sitzend den Weg nach Beaumont zurück.
Zur Hölle!
So oder so, sie würde seine Frau werden. Früher oder später würde sie das einsehen. Musste das einsehen. Ihre gemeinsame Nacht war jenseits von allem, was er je mit einer anderen Frau erlebt hatte. Ihre zarte Verletzlichkeit, gepaart mit unerwarteter Stärke … Es war etwas Unwiderstehliches an dieser Teufelin, die diese ganze Geschichte mit einem gut gezielten Schuss ihrer Armbrust angezettelt hatte.
Sie war gerissen.
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