In den Armen des Freibeuters: Erst wies sie ihn ab - doch dann entflammte seine Leidenschaft ihr Herz (German Edition)
gewartet und folgte ihm in die Kajüte.
Jack zog sich seine zerfetzte und blutige Jacke aus und ließ das Hemd folgen. Er warf beides über einen Sessel und besah sich die Wunde näher. Charles’ Kugel war genau zwischen Arm und Brust hindurchgegangen, hatte zwar nur den Ärmel zerfetzt, war aber scharf über die Rippen geschrammt. Das Fleisch war aufgerissen, aber die Blutung hatte sich schon beruhigt.
Der Bordarzt hatte Jacks Ankunft ebenfalls beobachtet und klopfte, kaum dass Jack seine Jacke ausgezogen hatte, schon an die Tür. Jack musste sich auf den Stuhl setzen, dann goss der Arzt kurzerhand Jacks besten Whisky über die Wunde, wischte die Ränder ab und versuchte, Jack zu einem Verband zu überreden, der ihm das Gefühl gegeben hätte, in einer Rüstung zu stecken.
»Mrs. Alberta Finnegan war hier«, knurrte er, als Jack sich weigerte, den Verband zu dulden. »Hat mir die Hölle heißgemacht, wenn ich Sie nicht gut verarzte. Scheint gesehen zu haben, was passiert ist.«
Jenkins schnaufte belustigt, und Jack schüttelte den Kopf. Wie hatte sie bloß von dem Duell erfahren? Alberta mischte sich offenbar überall ein.
Während er sich ein frisches Hemd überzog, gab er Jenkins Anweisungen. »Sorgen Sie dafür, dass alle Männer sofort an Bord kommen. Und machen Sie das Schiff möglichst unauffällig bereit zum Auslaufen. Haben wir Proviant und Wasser?« Er steckte sich zwei Pistolen in den Hosenbund und ein Messer in den rechten Stiefel.
»Alle Vorräte sind aufgestockt, Sir. Wir können, sobald alle Männer an Bord sind, sofort auslaufen.«
Jack nickte. Es war eine alte Gewohnheit von ihm, das Schiff jederzeit bereitzuhalten. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie die Tuesday überstürzt aus dem Hafen warpen und verschwinden mussten. Freibeuter waren nicht immer und überall gerne gesehen.
Als er sich an Land rudern ließ, war er etwas beruhigt. Er wusste, dass Martin und die anderen alles tun würden, um Jessica in Sicherheit zu bringen, und dass sein Schiff bei Jenkins in besten Händen war.
Im Hafen wurde er von Daughertys Diener erwartet. Jack weigerte sich, in die Kutsche zu steigen, zu der er ihn bat. Er hatte einen seiner Männer schon vorab an Land geschickt, um frische Pferde zu besorgen, und zwei kräftige Seeleute standen bereit, um ihn zu begleiten. Falls dies eine weitere von Hardings Fallen sein sollte, so war er zumindest gewappnet.
Das palastartige Gebäude, zu dem der Mann Jack führte, und das jenes von Sir Percival noch bei weitem übertraf, war tatsächlich das Heim der Daughertys. Alberta hatte es ihm bei einem Spaziergang vor zwei Tagen gezeigt. Jack hatte es zu diesem Zeitpunkt noch mit einer Mischung aus Neid und Besorgnis betrachtet und darüber sinniert, wie weit eine Frau dieser Verlockung an Pracht und Reichtum widerstehen konnte. In der Zwischenzeit hatte er aber Jessica im Tempel »gewärmt« und war überzeugt davon, dass sie nicht plante, ihren alten Jack O’Connor gegen den Luxus eines reichen Lebens mit einem Nabob zu tauschen.
Drinnen wurde Jack höflich empfangen. Seine beiden Männer warteten draußen bei den Pferden, und Jack führte man eine breite Treppe hinauf, durch luftige Räume, die selbst in der drückenden und schlechten Luft von Kalkutta noch ein angenehmes Klima schufen. Schließlich öffnete ein Wächter die Tür zu James Daughertys privaten Gemächern. Er war nicht der einzige Bewaffnete, den Jack hier erblickte. Auch Sir Percival hatte Wachen, aber nur am Tor und nicht im Haus selbst. Dieser Daugherty war entweder ängstlicher Natur oder hatte tatsächlich mehrere gute Gründe, sich vor Feinden zu fürchten.
Der Diener folgte ihm nicht, sondern schloss die Tür hinter Jack, der sich in einem kleinen Vorraum wiederfand, in dem sich die typischen Schränke befanden, die von indischen Handwerkern hergestellt wurden, um den Geschmack der englischen Herren zu befriedigen. Er selbst hatte einmal eine Prise erwischt, die voll von dem Zeug gewesen war: kostbare handgeschnitzte, mit Intarsien geschmückte und teilweise bemalte Schränke, Truhen, Kommoden, Tischchen und Paravents. Keine ursprünglich indischen Möbel, sondern eben dem europäischen Stil angepasst, aber deshalb nicht weniger schön. Er hatte damals ein hübsches Sümmchen dafür bekommen.
Ein leicht im Luftzug wehender Vorhang verbarg den Blick auf den nächsten Raum. Jack schob ihn zur Seite und trat ein. Sein Blick fiel sofort auf ein breites Bett. Das Fenster war mit kunstvollem
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