In den Armen des Freibeuters: Erst wies sie ihn ab - doch dann entflammte seine Leidenschaft ihr Herz (German Edition)
Selbstbeherrschung gekostet, seine Leidenschaft in zärtliche und rücksichtsvolle Bahnen zu lenken.
Jessica kletterte wieder über ihn hinweg. Er wollte nach ihr greifen, doch sie wich ihm aus. »Bleib liegen, sonst platzen die Striemen wieder auf.« Mit dem ins Wasser getauchten Zipfel ihres Unterrocks wusch sie ihm den Schweiß vom Gesicht, betupfte seine Lippen. »Sanders wird es so einrichten, dass einer von seinen Freunden wieder nach dir sehen kann und dir frisches Wasser und etwas zu essen bringt.« Sie blickte sich suchend um. »Hast du hier gar nichts? Ich meine … was ist, wenn du mal …«
»Zum Teufel damit. Jess! Mich interessiert jetzt nicht der Nachttopf! Willst du mich heiraten?«
»Das ist das erste Mal, dass du mich fragst und mich nicht vor die Tatsache stellst, weißt du das?« Jessica stellte den Krug weg und nahm Jacks Kopf in beide Hände. Sie beugte sich herab, küsste seine Stirn, seine Wangen, seine Nase, sein Kinn und dann, als er sich schon beschweren wollte, seine Lippen. Dies war der Moment, in dem Jack vergaß, wo er war, dass er ausgepeitscht worden war, sie sich auf dem Schiff eines Feindes befanden, jeden Moment jemand hereinkommen und Jessica bei ihm finden konnte. Und dass dies wahrhaftig die schlechteste Gelegenheit für Liebeserklärungen war. Ihre weichen, zärtlichen Lippen wischten alles fort. Er griff nach ihren Händen, die Ketten klirrten, aber er hörte auch das nicht. Er hörte nicht die Schritte, die sich näherten, sah nicht den Mann, der sich neben sie bückte, spürte nur ihre Nähe, ihren Atem, hatte nichts anderes im Sinn, als diese verspielte Zunge einzufangen, Jessica an sich zu ziehen, ihren Körper zu fühlen …
»Nicht, dass ich euch stören will, aber …«
Jessica fuhr so erschrocken hoch, dass sie sich den Kopf an der Decke stieß.
»Der Captain kann jeden Moment aus seiner Kajüte kommen«, sagte Sanders kopfschüttelnd.
Kapitel 16
J essica hatte ihre Strategie gewechselt. Die Anregung dazu war von ihrer eigenen Vernunft und von Sanders gekommen, der ihr eindringlich klargemacht hatte, dass sie sich »diesen Charles warmhalten müsse«.
Charles wiederum hütete sich, am nächsten Tag bei Tisch das Gespräch auf heikle Themen wie Jack oder Heirat zu bringen, sondern erzählte von seinem Leben in Indien, seiner Mutter, von der Bewunderung, die er für seinen verstorbenen Vater hegte.
»Welcher Art waren eigentlich die Geschäfte Ihres Vaters?«, fragte Jessica. Jack hatte ihr, bevor Sanders sie aus dem Verschlag bugsiert hatte, zwar noch einmal eingeschärft, Charles gegenüber nur ja kein Wort fallenzulassen, aber sie war doch neugierig.
»Sie waren, fürchte ich, nicht immer ganz sauber. Ich wusste nichts davon. Das heißt, ich ahnte, dass er vielleicht – oder ziemlich sicher – zweifelhafte Geschäfte machte und Harding ihn dabei unterstützte.« Er zuckte mit den Schultern. »Aber was ist schon legal? Ist es legal, Kapitäne mit Kaperbriefen auszustatten und sie damit zu berechtigen, Handelsschiffe anzugreifen, aufzubringen und dabei unzählige Leute zu töten? Wohl kaum. Aber jeder und jedes Land tut es. Wie weit davon entfernt ist nun wirkliche Piraterie?«
»Nun«, fing Jessica flammend an, sofort bereit, wieder gegen die Anschuldigung gegen Jack zu protestieren, »nun …«, fuhr sie dann doch gemäßigter fort, »der Kaperbrief macht es legal. Freibeuter müssen gewisse Regeln und Gesetze einhalten.« Im Grunde musste sie Charles recht geben. Freibeuterei war zwar legal, aber nicht sehr moralisch, auch wenn viele davon lebten.
»Hat Ihr Freund das getan?«
»Davon bin ich völlig überzeugt.«
Charles verzog den Mund. »Er hat englische Schiffe angegriffen.«
»Um unsere Leute wiederzuholen! Nachdem sie …« Jessica unterbrach sich. Oben an Deck war plötzlich Lärm entstanden. Zuerst hatte man die Rufe des Mannes im Ausguck gehört, dann die Befehle des Captains und der Offiziere, und nun ließ das Trampeln an Deck darauf schließen, dass das Schiff gefechtsklar gemacht wurde.
Mitten in diesen Tumult hörten sie Kanonenschüsse. Charles sprang auf und wollte an Deck.
»Nein, Miss Jessica«, hielt er sie ab, als sie ihm folgen wollte, »für Sie ist es hier unten sicherer. Vorläufig jedenfalls, bis ich festgestellt habe, was da oben los ist.«
Jessica blieb mit scheinbarer Sanftmut zurück, aber kaum hatte Charles den Niedergang erreicht, huschte sie ihm nach. Sie tastete sich vorsichtig die Leiter hinauf und lugte
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