In den Armen des Freibeuters: Erst wies sie ihn ab - doch dann entflammte seine Leidenschaft ihr Herz (German Edition)
Hintergrund.
Jack ging gemächlich, mit schlurfenden Schritten durch den Schankraum, sah sich jedoch scharf um. Es saßen nur zwei Männer darin. Einer davon war stockbesoffen, der andere mit einer Hafendirne beschäftigt. Jenkins hatte nicht unrecht gehabt, natürlich konnte es eine Falle sein, und es wäre nicht schlecht gewesen, einige seiner Leute dabeizuhaben. Aber er hatte keine Wahl. Es war schlimm genug, dass er selbst in die Sache hineingezogen worden war. Je mehr wussten, was genau hier vor sich ging, desto gefährlicher wurde es. Jack stieß die Tür auf. Der enge Hinterraum hatte kein Fenster und war bis auf einen kleinen, von einer Lampe erhellten Radius dunkel. An einem Tisch saß ein Mann, der bei Jacks Eintritt nach einer Waffe in seinem Hosenbund griff, doch als er Jack erkannte, entspannte er sich wieder. Vor ihm auf dem Tisch lag ein Spazierstock mit einem vergoldeten Griff. Jacks Blick blieb sekundenlang darauf haften, dann trat er ein und schloss die Tür hinter sich.
»Haben Sie die Papiere?« In der kalten Stimme des Mannes schwangen Arroganz und Verachtung mit. Er war wesentlich besser gekleidet als Jack, mit einer dunkelblauen Jacke, weißen Breeches und Stiefeln. Insgesamt machte er den Eindruck eines Mannes, der es gewohnt war, zu befehlen. Jack griff widerstrebend in seine Brusttasche und zog die kopierten Dokumente hervor. Als der andere danach greifen wollte, hielt er sie außerhalb seiner Reichweite.
Die Augen des Mannes blitzten gefährlich. »Was soll das?«
»Das hier ist mein Teil der Vereinbarung. Wo ist Ihrer?«
»Halten Sie einen Captain seiner Majestät für einen wortbrüchigen Bastard von Amerikaner?«, fragte der andere höhnisch. »Oder haben Sie Angst?«
Jack ersparte sich die Antwort, die nur beleidigend hätte ausfallen können, und das wäre seiner Sache im Moment wahrhaftig nicht dienlich gewesen. »Wir haben ein Abkommen. Meine Männer gegen diese Dokumente.«
»Ihre Männer sind im Nebenraum. Sie werden hereingebracht, sobald ich sicher bin, dass die Dokumente das sind, was ich von Ihnen verlangt habe.«
»Ich werde mich zuerst davon überzeugen, dass es meinen Männern gutgeht.«
Der andere lehnte sich zurück. »Spielen Sie sich nicht auf, O’Connor. Es wäre mir ein Leichtes, Sie zu töten und danach verschwinden zu lassen. Es sei denn, ich würde mich entscheiden, dass meine Mannschaft unterbesetzt ist. In diesem Fall hätten Sie die Ehre zu probieren, wie es sich vor dem Mast eines Schiffes arbeitet statt auf dem Achterdeck. Kein Hahn würde nach Ihnen krähen.«
»Sie befinden sich auf amerikanischem Territorium und nicht in Jamaika wie zuletzt. Was glauben Sie, wie weit Sie kämen, ohne von meinen Männern gefasst zu werden? Vielleicht drehen wir ja dann den Spieß um?«
Der andere presste zornig die Lippen zusammen, dann griff er nach seinem Stock und schlug damit gegen die hintere Zimmerwand. Eine Tür wurde aufgestoßen, und einige Seeleute brachten mit vorgehaltenen Pistolen drei Männer herein, die mit Seilen aneinandergefesselt waren.
Sie sahen erbärmlich aus, heruntergekommen, dreckig, aber sie konnten zumindest aufrecht gehen, und ihre Blicke lagen mit ungebrochener Mordlust auf dem Mann, der sie gefangen gehalten hatte.
Jack warf dem anderen die Papiere auf den Tisch. Es handelte sich um jene Dokumente, die er Madame Charbal abgenommen hatte. Er hatte sie kopiert und ihr zurückgegeben. Inzwischen waren die Originale bestimmt schon bei ihrem Adressaten angekommen. Ob sie wirklich schwieg? Oder ob sie erzählte, was damit geschehen war?
»Wie sind Sie zu den Papieren gekommen?« Die Stimme des Mannes vor ihm klang kalt und abfällig. Er hatte wieder den Stock vor sich auf den Tisch gelegt. In Jack stieg Wut auf. Mit diesem Spazierstock hatte der Mann ihn vor wenigen Monaten auf Jamaika bewusstlos geprügelt.
Seine eigene Unvorsichtigkeit hatte Jack in diese Lage gebracht. Er hatte einige seiner Leute auf Hardings Schiff gefunden, doch Jacks Kaperbrief sah nicht vor, dass er sich mit der englischen Navy anlegte, und ein Linienschiff wäre ihm ohnehin überlegen gewesen. Also war er mit einigen Männern heimlich nachts auf das in Port Royal vor Anker liegende Schiff geschlichen. Sie waren an der Ankerkette hinaufgeklettert und hatten ihre Leute befreit. Jenkins war einer davon gewesen. Doch dann waren sie entdeckt worden. Jenkins und zwei anderen war die Flucht gelungen, aber Jack und drei seiner Leute waren erwischt und im Gefängnis in
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