In den Armen des Freibeuters: Erst wies sie ihn ab - doch dann entflammte seine Leidenschaft ihr Herz (German Edition)
ein paar Gläser miteinander getrunken. Auch jetzt wurde er gut aufgenommen, wenn auch weitaus zurückhaltender. Aber Jack kannte das schon. Die Company war bekannt und einflussreich, ein Freibeuter jedoch, der sich mit Schmuggel und allerlei undurchsichtigen Geschäften einen eher zweifelhaften Ruf gemacht hatte, wurde weniger gern gesehen. Natürlich profitierten viele von Jacks Prisen und seinen illegalen Geschäften, aber offiziell war er oft nicht viel Besseres als ein Outcast.
An Bord hielt ihm sein Erster Maat zwei versiegelte Briefe hin, auf denen sein Name stand, aber während er auf dem einen Schreiben sofort die krakelige Handschrift von Smithy erkannte, war ihm die zweite fremd.
Jack legte Smithys Brief vorerst weg und brach das Siegel des unbekannten Absenders auf, während er in seine Kajüte ging. Er überflog den Inhalt und hielt dann das Papier in die Flamme der kleinen Lampe, die über seinem Schreibtisch schaukelte, bevor er den glosenden Rest davon durch das Fenster ins Wasser warf. Danach öffnete er den zweiten Brief, und seine Miene erhellte sich merklich. Der kleine Konvoi, bestehend aus der Independence und den beiden unter Smithys Kommando stehenden französischen Prisen, war gut in Boston gelandet. Smithy beschrieb in blumigen, wenn auch teils kaum leserlichen Worten die Ankunft und die Treffen mit den alten Freunden. Bei jedem krakeligen Wort wuchs Jacks Sehnsucht danach, wieder daheim zu sein. Nachdem er dieses Leben gewählt hatte, war es unmöglich, länger zu bleiben oder dort wieder Fuß zu fassen, aber ein kurzer Besuch konnte tatsächlich nicht schaden. Er las langsamer, als Smithy von Jessica schrieb. Sie wäre schon auf den Schiffen gewesen, hätte sich alles fachmännisch angesehen und natürlich auch nach Jack gefragt. Er lächelte. Es würde schön sein, seine kleine Jessie wiederzusehen. Er wandte sich nach Jenkins um, der soeben die Kajüte betrat.
»Ich werde, wenn hier alles erledigt ist, für einige Tage nach Boston reisen. Sie bleiben hier und sorgen dafür, dass die Tuesday wieder seetüchtig gemacht wird. Ich komme bestimmt in wenigen Tagen wieder zurück.«
»Alles klar, Sir. Ich werde mich darum kümmern, als wären Sie selbst dabei.«
»Davon bin ich überzeugt.« Er nickte Jenkins zu. »Und jetzt«, er blickte auf seine Taschenuhr, »ist es Zeit für mein Rendezvous.« Obwohl sein Gesichtsausdruck neutral blieb, schwang in seiner Stimme Kälte mit. Er griff nach einem Schlapphut und einem alten Mantel.
»Sir?« Jenkins hielt Jack auf, als er seine Kajüte verlassen wollte. »Sir, ich weiß, was Sie vorhaben, aber ich finde es nicht richtig, dass Sie allein dorthin gehen. Der Kerl kann Sie reinlegen.«
Jack wandte sich ihm mit einem unheilvollen Blick zu. Jenkins schluckte, sprach jedoch mit unterdrückter Stimme tapfer weiter. »Captain, Sie können immer und jederzeit auf uns zählen. Einige von uns wissen, in was Sie reingezogen wurden und weshalb. Lassen Sie mich Ihnen bitte einige verlässliche Leute mitgeben.«
Jack hob die Hand und Jenkins verstummte. »Es ist nichts geschehen«, sagte Jack ruhig. »Absolut nichts. Und ich bin unterwegs, um mich mit einigen leichtlebigen Damen zu treffen. Haben Sie mich verstanden?«
Sein Erster Maat trat näher. Er redete ganz leise. »Aber Sir, ohne Sie wäre ich jetzt auf dem verfluchten englischen Linienschiff. Und ich bin nicht der Einzige, dem es so gegangen wäre. Und es ist eine verdammte …«
»Halten Sie den Mund, Jenkins«, zischte Jack ihm zu. »Und sorgen Sie dafür, dass auch die anderen schweigen und nicht Dinge herumerzählen, die uns allesamt den Hals kosten könnten. Falls einer doch das Maul aufreißt, bekommt er es mit mir zu tun. Und das wäre noch ein Honiglecken gegen das, was gewisse andere Leute mit uns machen würden.« Die Dokumente, die er Madame Charbal abgenommen hatte, waren für die amerikanische Regierung bestimmt gewesen. Wenn das herauskam, konnte keiner von ihnen sich jemals wieder daheim blicken lassen. »Und jetzt sorgen Sie dafür, dass die Tuesday wieder seetüchtig wird.«
»Aye, aye, Captain.« Jenkins sah ihm nach. Dann murmelte er einen bitterbösen Fluch und folgte Jack den Niedergang hinauf.
Niemand hätte in dem heruntergekommenen Seemann, der soeben eine zwielichtige Hafenspelunke betrat, Jack erkannt. Er hatte seinen Schlapphut tief ins Gesicht gezogen und war abgerissen und verdreckt.
Der Mann hinter dem Tresen deutete wortlos mit dem Kopf zu einer Tür im
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