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In den Armen des Fremden

In den Armen des Fremden

Titel: In den Armen des Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily McKay
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Bewältigungsstrategie.“
    „Du meinst zum Stressabbau?“
    „Nein.“ Beinahe hätte sie vor Verzweiflung die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Sie wusste einfach nicht, wie sie es Ford sagen sollte. „Teil meiner Erziehung war es, keine Schwäche zu zeigen. Und immer den Schein zu wahren.“
    „Das verstehe ich nicht.“
    „Nein. Wie solltest du auch. Meine Mutter starb, als ich noch sehr klein war. Mein Vater hat mich sehr geliebt und mir vieles erlaubt, aber die Firma kam für ihn immer an erster Stelle. Viel Zeit hatte er nicht für mich. Aufgezogen hat mich meine Großmutter, die bei meiner Geburt bereits über sechzig war. Daher …“
    Kitty suchte nach Worten. „… bin ich unter etwas ungewöhnlichen Umständen groß geworden. Obwohl ich in den Neunzigern aufgewachsen bin, fühle ich mich manchmal wie ein Kind der Fünfzigerjahre. Meiner Großmutter war es wichtig, stets den Schein zu wahren. Auch sie hat mich geliebt. Aber, wie gesagt, in ihrer Welt durfte man niemals eine Schwäche zeigen. Schon gar nicht vor Außenstehenden.“
    Ein Kind mit einem … Makel hatte eine solche Schwäche bedeutet. Eine Peinlichkeit. Kitty war eine herbe Enttäuschung für ihre Familie gewesen. Vielleicht rührte daher ihre Angst, andere zu enttäuschen?
    „Willst du damit sagen, du gehst zur Wellness, um dir nichts anmerken zu lassen? Komm schon, mir kannst du nichts vormachen.“
    „Doch. Ich habe dich ganz schön in die Irre geführt.“
    „Das weniger. Vielmehr habe ich an deinem Verstand gezweifelt!“
    Kitty fühlte sich, als hätte er ihr eine Ohrfeige gegeben. Offenbar bereute er seine Worte sofort, denn er fuhr sich zerstreut mit der Hand über das Gesicht. „Kitty, du musst dich unbedingt gegen Suzy Snarks Unterstellungen verteidigen. Wer auch immer sie ist, die Leute müssen wissen, dass sie dich falsch einschätzt.“
    „Aber wie soll ich das machen? Soll ich etwa einräumen, dass ich die Geschäftsführung völlig unvorbereitet angetreten habe? Dass ich keine Führungskompetenz habe? Dass ich der Firma im Grunde nichts zu bieten habe? – Was soll es nützen, das zuzugeben?“
    „Zumindest sollten die Leute wissen, dass du dich bemüht hast“, schloss Ford.
    Erschöpft seufzte Kitty. „Mein Stolz ist das Einzige, was mir noch geblieben ist.“
    Für eine Frau, die ihr ganzes Leben lang im Licht der Öffentlichkeit gestanden hatte, wirkte Kitty während der Pressekonferenz auf Ford erstaunlich nervös. Allerdings bezweifelte er, dass das irgendjemand anderem auffiel …
    Seite an Seite standen sie zwischen Jonathon und Marty – gemeinsam bildeten die vier eine Phalanx gegen die Fragen der Reporter.
    Nach Fords Begrüßungsrede, in der er die Übernahme von Biedermann’s durch FMJ verkündet hatte, war Jonathon nach vorne getreten, um die finanzielle Seite zu erläutern.
    Alles, was er sagte, war zuvor in allen Einzelheiten besprochen worden, sodass Ford seine Aufmerksamkeit unbemerkt Kitty zuwandte. Zu diesem Anlass trug sie ein figurbetontes Kleid mit grauen Nadelstreifen.
    Darin wirkte sie seriös und kompetent – und zugleich sehr feminin. Ihr dunkles, seidig schimmerndes Haar fiel ihr in weichen Wellen auf die Schultern. Roter Lippenstift betonte ihren Mund. Sie sah einfach umwerfend sexy aus, wie aus einem Männermagazin. So hatte sich Ford als Junge in seiner Fantasie erfolgreiche Frauen vorgestellt.
    Sicher zogen sie nicht wenige Männer im Publikum heimlich mit Blicken aus …
    Auch auf ihn wirkte ihr Anblick ausgesprochen erotisch. Am liebsten wäre er seinem Beschützerinstinkt gefolgt, hätte ihr die Jacke um die Schultern gelegt und Kitty zurück in ihr Büro begleitet … um sie auszuziehen und nach allen Regeln der Kunst zu verwöhnen.
    Ja, zweifelsohne war sie nervös. Nach außen hin merkte man ihr nichts an, im Gegenteil: Sie verhielt sich tadellos. Ford war überzeugt davon, dass die Journalisten in ihr eine selbstbewusste, attraktive Frau sahen, genau wie er. Auf den ersten Blick …
    Doch auf den zweiten erschien Ford ihr freundliches und verführerisches Lächeln doch ein wenig starr.
    Und da begriff er, dass sie nicht einfach nur nervös war: Sie hatte sich vollkommen im Griff. Um so gelassen zu erscheinen, musste sie jahrelang an sich gearbeitet haben … Der Gedanke, dass Kitty, die er als selbstsicher und souverän kannte, in Wirklichkeit gegen ihre Angst ankämpfte, verwirrte Ford.
    So sehr, dass er die Pressekonferenz nicht so zeitig beendete, wie er es sich

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