In den Armen des Highlanders
Finger los, und er spürte die nächtliche Kälte auf der Haut und, stärker denn je, das Eis der Einsamkeit in seiner Seele.
Drohte ihn der Mangel an ersehnter Wärme zu schwächen?
»Ich würde Euch gern süße Träume wünschen«, wisperte sie. Sanft wie Schmetterlingsflügel berührten ihre
Fingerspitzen seine Lippen und entzündeten ein neues Feuer. »Aber ich weiß, Ihr werdet in der Festung meines Vaters keinen Schlaf finden. Morgen sehen wir uns wieder.«
Als er ihr nachschaute, forderte ihn sein Herz auf, ihren Namen zu rufen und sie zurückzuhalten. Doch sein Ehrgefühl belehrte ihn eines Besseren.
Sie gehörte nicht ihm.
Niemals würde sie ihm gehören.
Unglücklich wandte er sich wieder den Zinnen zu und starrte ins schwarze Wasser des Burggrabens hinab. Wäre er doch an jenem verhängnisvollen Tag auf dem Schlachtfeld an Stelle seines Vaters gestorben. Warum hatte das Schwert nicht seine Brust durchbohrt?
Und wie an jedem Tag seines unseligen Lebens verfluchte er sein Schicksal.
Am nächsten Morgen herrschte reges Leben und Treiben auf Warwick. Letzte Vorbereitungen treffend, eilten die Schlossbewohner rastlos hin und her.
Ein paar Mal versuchte Emily, allein mit Joanne zu sprechen und ihr die Heirat auszureden. Doch davon wollte ihre Schwester nichts hören.
»Die Entscheidung ist gefallen. Bemüh dich nicht, Emily. Ich wollte aus der Burg meines Vaters fliehen. Und jetzt wird mein Wunsch erfüllt.«
Aber es war nicht richtig so. Das wusste Emily aus tiefstem Herzen. Sie erkannte es klarer denn je, nachdem Draven ihre Frage beantwortet hatte.
Letzten Endes blieb ihr nichts anderes übrig, als ihrer
Schwester alles Gute zu wünschen und mit anzusehen, wie sie sich an eine n Mann band, der sie nicht ver diente.
Nachdem Niles und Joanne in der Schlosskapelle die Ehegelübde abgelegt hatten, trat Emily mit ihrem Vater und Judith vor den Altar, und der Priester begann, die Hochzeitsmesse zu lesen.
Draven, sein Bruder und seine Ritter standen im Hintergrund des kleinen Kirchenschiffs.
Als der Gottesdienst beendet war, führte das Brautpaar die Gäste in die Halle, wo das Hochzeitsmahl serviert werden sollte. Emily gesellte sich zu den Ravenswoods.
Mit etwas langsameren Schritten folgten sie der Prozession, und Draven musterte Emilys Gesicht. »Euer Unbehagen bleibt mir nicht verborgen, Lady.«
»Was wisst Ihr über meinen Schwager, Sir?«
»Er besitzt ein kleines Landgut außerhalb von York. Als Henry Anspruch auf den Thron erhob, kämpfte ich an der Seite von Montclefs Vater. Über ihn selbst kann ich Euch nichts erzählen.«
»Oh«, seufzte sie enttäuscht. Sie hatte so inständig gehofft, er würde ihre Bedenken zerstreuen.
»Ich habe gehört, er soll bis über die Ohren verschuldet sein«, mischte sich Simon ein. »Und Ranulf the Black kann ihn nicht leiden.«
»Ranulf?«, wiederholte Emily. Diesen Namen hatte sie noch nie gehört.
»Einer der Berater des Königs«, erklärte Draven. »So wie Ihr sieht er nur das Gute in den Menschen. Und wenn er jemanden nicht leiden kann, hat das etwas zu bedeuten.«
»Aye«, bestätigte Simon, »sogar meinen Bruder hat er ins Herz geschlossen.«
Draven rollte die Augen.
Danach sprachen sie nicht mehr und betraten die festlich geschmückte Halle. Auf allen Tischen prangten weiße Tücher und Blumen, Platten mit erlesenen Speisen, Hochzeitsgeschenke für das Brautpaar und kleine Gaben für die Gäste.
Für Emily war ein Platz neben ihrem Vater reserviert. Trotzdem beschloss sie, zusammen mit Draven an einem der unteren Tische zu sitzen, was Hughs Unmut erregte.
Ohne lange zu überlegen, eilte er zu ihr. »Warum hast du ausgerechnet hier Platz genommen?«
»Im Namen des Königs ist Lord Draven mein Vormund und zudem mein Gast, Vater. Deshalb finde ich es richtig, den Stuhl an seiner Seite zu wählen. Das soll keineswegs bedeuten, dass ich dich nicht respektiere.«
Genau genommen wäre es ihres Vaters Pflicht gewesen, Ravenswood an seine Tafel zu bitten. Stattdessen erlaubte sich Hugh Illingworth eine offenkundige Beleidigung, was Draven jedoch ignorierte. Als Vasall des Königs und einer der ranghöchsten Aristokraten in der Halle von Warwick hätte er keinesfalls wie ein gewöhnlicher Gast an einem der unteren Tische platziert werden dürfen.
»Aber ich fühle mich zutiefst gekränkt«, murrte Hugh.
Langsam erhob sich Draven. »Ich weiß, wir haben unsere Differenzen, Illingworth. Aber die sollten wir wenigstens heute vergessen, Eurer
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